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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Plymouth (in Nordamerika) – Pneumatische Geschütze

ungeheuern Anstalten zum Bau und zur Ausrüstung der Schiffe: Docks, Werfte, Ankerschmieden, Stückgießerei, Maschinenbau, Seilerbahnen, Marinehospital, Magazine und Arsenale.

Das eigentliche P. hat zahlreiche Kirchen und Kapellen aller Sekten, darunter die St. Andrewskirche (15. Jahrh.), 1875 restauriert, die kath. Kathedrale, ein großes Rathaus und eine Guildhall in got. Stil, eine Börse und eine Kaufhalle, ein Zollhaus, eine Lateinschule, ein Seminar der Dissidenten, ein im dor. Stil erbautes Athenäum mit Bibliothek und Museum, Stadtbibliothek mit Kupferstichen und ein Theater. Die Hoe oder Wall-Hoe ist ein hochgelegener Spaziergang zwischen Sutton-Pool und Mill-Bay. Hier befindet sich ein botan. Garten und die 1670 erbaute Citadelle, vor der die stark befestigte Felseninsel St. Nicholas liegt, und ein Denkmal Sir Francis Drakes. Auch Seebäder und eine Mineralquelle «Victoria-Spa» sind vorhanden. P. selbst hat 2 Leuchttürme; etwa 22 km im Südsüdwesten vom Hafen steht der Leuchtturm von Eddystone (s. d.). P. hat große Segeltuchfabriken, Zuckerraffinerien, Glashütte, Stärke- und große Seifenfabriken, Fischerei und sehr bedeutenden Handel. Die Hafenanlagen sind 1893 verbessert worden. Der Gesamttonnengehalt der ein- und auslaufenden Schiffe betrug (1893) 331815 t, davon die Hälfte im Küstenverkehr. Eingeführt werden namentlich Getreide (129233 t), Kohlen (31400 t), Dünger, Zucker, Häute, Petroleum und Bauholz; ausgeführt Kaolin und feuerfeste Ziegel, auch Kupfer, Zinn, Granit und Fische. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls und Station vieler engl. transatlantischer Dampfschiffahrtsgesellschaften.

In P. war 1588 die engl. Flotte von 120 Segeln unter Drake, Howard und Hawkins zum Angriff auf die span. Armada versammelt, und 1595 wurden daselbst die gelandeten Spanier von Sir John Godolphin zurückgeschlagen. Von P. lief sodann 1596 die engl. Flotte gegen Cadiz aus. Weil sich die Stadt für das Parlament erklärte, mußte sie 1643 eine drei Monate lange Belagerung durch die Königlichen aushalten. Am 26. Aug. 1652 wurde hier die engl. Flotte unter Ascue vom holländ. Admiral Ruyter geschlagen. Seitdem Wilhelm Ⅲ. P. zum königl. Seearsenal bestimmt hatte, gewann die Stadt immer mehr an Bedeutung. Im Aug. 1779 wurde P. von der franz.-span. Flotte bedroht. 1815 ankerte hier der Bellerophon mit Napoleon Ⅰ. vor der Abfahrt nach St. Helena.

Plymouth (spr. plímmöth), Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika; darunter: 1) Hauptstadt des County P. in Massachusetts, 59 km südöstlich von Boston, an der Massachusettsbai, mit flachem Hafen, Fabrikation von Bolzen und Nägeln, Segeltuch, Tauwerk, Garn, Draht, Schuhen, etwas Fischfang und (1890) 7314 E. P., die älteste Stadt in Neuengland, entstand aus der Niederlassung der Pilgrim Fathers (Pilgerväter), die 22. Dez. 1620 auf der Mayflower am Plymouth- oder Forefathers-Rock landeten. Auf diesem Felsen steht seit 1888 eine Statue des Glaubens. – 2) Stadt im County Luzerne in Pennsylvanien, auf der Nordseite des Susquehanna, mit 9344 E. Der Plymouthdistrikt produziert Anthracitkohle in Menge.

Plymouthbrüder (spr. plímmöth-), Sekte, s. Darbysten.

Plymouth-Sound (spr. plímmöth ßaund), s. Plymouth.

Plynterĭen, Fest im alten Athen, s. Kallynterien.

Plzeň (spr. plsenj), czech. Name von Pilsen.

P. M. (p. m.), Abkürzung für Pontifex Maximus; ferner für lat.: pro memoria, zur Erinnerung; piae memoriae, seligen Andenkens; pondus medicinale, Medizinalgewicht; pagina mea, (s. Pagina); pro mense, auf den Monat; pro (per) mille, für tausend; post meridiem, Nachmittag; in England für Police Magistrate (Polizeirichter).

P. M. (auch P. W.), hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Maximilian, Prinz von Wied (s. d.).

P. M. G., in England und Amerika Abkürzung für Postmaster-General (Generalpostmeister).

p. n., Abkürzung für pro notitia. (lat., d. h. zur Notiz).

Pneuma (grch., eigentlich «Hauch», dann «Geist»), in der Kirchensprache namentlich der göttliche oder Heilige Geist (s. d., pneuma hagion), daher seit Ende des 4. Jahrh. diejenigen, welche bestritten, daß die Gottheit des Heiligen Geistes mit der des Vaters und des Sohnes gleich sei, Pneumatomachen hießen. Bei den Gnostikern bezeichnete P. den göttlichen und, als solchen, unvergänglichen Lebenskeim in der Welt, im Gegensatz zu dem bloß sinnlichen Lebenskeim (Psyche) und der bösen Materie (Hyle). Die aus dem göttlichen Lebenskeim Entsprungenen heißen Pneumatiker oder Geistesmenschen im Gegensatz zu Psychikern und Hylikern. In der Dogmatik heißt Pneumatologie die Lehre von der höhern Geisterwelt.

Pneumatic (engl., spr. pnjumättĭk), s. Velociped.

Pneumaticität, Lufthaltigkeit, eine Eigentümlichkeit gewisser Vogelknochen, dadurch hervorgerufen, daß in dieselben, unter Resorption des ursprünglichen Markes, eigentümliche Fortsätze der Lungen von den sog. Luftsäcken her hineingewachsen sind. Der Umfang, in dem die P. das Vogelskelett betreffen kann, ist sehr verschieden. Beim nichtfliegenden Kiwi (Apteryx) wird sie überhaupt vermißt, beim großen Nashornvogel erstreckt sie sich auf sämtliche Knochen mit einziger Ausnahme des Jochbeins, das überhaupt bei keinem Vogel pneumatisch ist; zwischen diesen Extremen finden sich viele Abstufungen in der Entfaltung, die mit der Flugfähigkeit in entschiedenem Zusammenhang stehen, wenn auch wohl zugegeben werden kann, daß die P. nicht allein eine specifische Erleichterung des Vogelkörpers verursacht, sondern auch wohl zum Respirationsprozeß selbst, vielleicht auch zur Wärmeökonomie in Beziehung tritt.

Pneumātik (grch.), soviel wie Aeromechanik (s. d.).

Pneumatĭker (grch.), s. Pneuma.

Pneumatisch (grch.) heißt jede Einrichtung, die auf den Gesetzen der Pneumatik oder Aeromechanik (s. d.) beruht.

Pneumatische Apparate, s. Komprimierte Luft.

Pneumatische Eisenbahnen, s. Atmosphärische Eisenbahnen und Rohrpost.

Pneumatische Geschütze, Geschütze, die zum Forttreiben der Geschosse verdichtete Luft statt des Pulvers verwenden; in den Geschossen befinden sich große Sprengladungen von Dynamit oder Nitrogelatine, weshalb die Geschütze dieser Konstruktion auch häufig mit der Bezeichnung Dynamitgeschütze (Dynamitkanonen) belegt werden. Sie wurden 1884 in Nordamerika durch Zalinski und Mefford hergestellt, um die damals noch häufigen Rohrkrepierer beim Verschießen von Brisanzgeschossen (s. Brisanzgranaten) aus gewöhnlichen Ge- ^[folgende Seite]