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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Policastro - Polignac.

Zierpflanzen kultiviert. Die Blüten der erstern, welche in Südfrankreich im großen angebaut wird, geben eins der geschätztesten Parfüme.

Policástro, 1) Flecken in der ital. Provinz Salerno, Kreis Sala Consilina, am gleichnamigen Golf des Tyrrhenischen Meers, mit Hafen und Kastell, vormals eine mächtige Stadt, wurde 1542 von den Türken zerstört und hatte 1881 nur noch 650 Einw. - 2) Ort, s. Petilia P.

Police (franz., spr. -iße, ital. Polizza, Versicherungsschein), die Urkunde, welche der Versicherer (die Versicherungsanstalt) dem Versicherungsnehmer über die genommene Versicherung ausstellt. Sie muß alle Bedingungen enthalten, unter welchen die Versicherungssumme ausgezahlt wird, insbesondere: den Namen des Versicherten, den Gegenstand der Versicherung nach denjenigen Kennzeichen, welche ihn von andern hinlänglich unterscheiden, die Versicherungssumme, die bedungene Prämie, die Art und die Dauer der übernommenen Gefahr nach Anfang und Ende, die Unterschrift des Versicherers und das Datum. Vgl. Versicherungswesen.

Policinell, s. Pulcinella.

Polidoro da Caravaggio, s. Caravaggio 1).

Polier (Palier, Polierer), bei Maurern, Zimmerleuten und andern ehedem zünftigen Handwerkern der die Arbeit anordnende und die Aufsicht führende Werkgeselle (Werkmeister), des Meisters stellvertretender Obergeselle, der Kunstverständige, der zugleich bei öffentlichen Gelegenheiten, z. B. bei der Richtung eines neuen Baues, die Festrede zu halten hatte (s. Parlierer).

Polieren (lat.), Gegenständen aus Metall, Holz, Stein etc. Glätte und Glanz erteilen. Da es sich hierbei nur um Beseitigung der Oberflächenrauhigkeiten handelt, so ergeben sich zwei Methoden zur Erzeugung des Glanzes: 1) Wegnehmen sämtlicher Erhöhungen bis auf den Grund der Vertiefungen, 2) Ausfüllen der letztern. Die erste, bei allen dichten Materialien (namentlich Metallen, Glas, Granit, Marmor etc.) anwendbare Methode besteht in einem fortgesetzten Schleifen mit immer feinern Schleifmitteln (Glanzschleifen). Man beginnt mit dem Schleifen auf dem Schleifstein oder mit Schleifpulvern (Schmirgel, Feuerstein, Bimsstein, Sand, Glas) und vollendet mit ganz feinen Pulvern (Polierpulvern). Als solche dienen: Polierrot, Wiener Kalk, Zinnasche, Tripel, Knochenasche, englische Erde, geglühte Thonerde (Diamantin), Graphit, Kienruß, Magnesia etc. Die pulverförmigen Schleifmittel werden, mit Wasser, Öl, Spiritus befeuchtet, über die Flächen unter entsprechendem Druck hin und her bewegt. Zum Andrücken bedient man sich mit Holz, Leder oder Tuch überzogener Hölzer (Polierhölzer) oder glatt geschliffener alter Feilen (Polierfeilen). Besonders bequem ist das Schleifpapier oder Schleifleinen (s. d.). Poliermaschinen bestehen aus einem Mechanismus, durch welchen mit Polierpulver versehene Scheiben in schnelle Rotation versetzt werden, an welche der zu polierende Gegenstand angehalten wird. Bei der zweiten Poliermethode wird die Glätte durch Niederdrücken der kleinen Erhöhungen oder Ausfüllen der Vertiefungen mit gewissen Substanzen hervorgebracht. Im ersten Fall, der nur bei Metallen vorkommen kann, wendet man Werkzeuge aus glashartem Stahl (Polierstahl), Blutstein, Feuerstein, Achat, Jaspis an, die trocken oder mit Seifenwasser, Olein, Bier, Essig befeuchtet unter starkem Druck über dasselbe hin- und hergeführt werden. Bürsten aus Draht oder Glasfäden dienen zum P. solcher Gegenstände, die keinen starken Druck aushalten können, z. B. Gold- und Silberschmucksachen. Im zweiten Fall, der hauptsächlich bei Holz angewendet wird, bedient man sich gewisser Harzlösungen (Politur), mit welchen man die Poren füllt und die Oberfläche so überzieht, daß eine ununterbrochen glänzende Fläche entsteht. Die Schellackpolitur besteht aus einem weingeistigen Schellackfirnis, welcher bisweilen noch Mastix und Sandarach enthält, und wird auf das Holz aufgerieben. Je poröser das Holz ist, um so konzentrierter muß der Firnis sein; Ahornholz erfordert gebleichten Schellack, zu dunkeln Hölzern wird aber der Firnis bisweilen noch gefärbt. Das zu polierende Holz muß fein geschliffen und dann wieder von Öl gereinigt sein; man gießt den Firnis auf einen mehrfach zusammengelegten wollenen Lappen, schlägt feine, reine, weiche Leinwand herum, benetzt diese mit einigen Tropfen Baum- oder Leinöl und fährt nun mit dem elastischen Ballen in geraden und kreisförmigen Zügen über die Holzfläche hin. Der Firnis wird dadurch gleichmäßig ausgebreitet. Das Öl macht den Ballen schlüpfrig und muß daher von Zeit zu Zeit erneuert werden, bis der Ballen und die Holzfläche trocken geworden sind. Nötigen Falls muß das Verfahren wiederholt werden, damit die Harzschicht auf dem Holz genügende Stärke erhält. War beim Schleifen sehr viel Öl in das Holz gekommen, so schlägt dies nach dem P. aus und macht ein erneutes P. notwendig. Auf matt gewordenes poliertes Holz reibt man eine zusammengeschmolzene Mischung aus 2 Teilen Stearinsäure und 3 Teilen Terpentinöl nebst etwas passender Farbe mittels eines seidenen Läppchens so lange ein, bis der Glanz wiederhergestellt ist.

Polierrot, Eisenoxyd, welches seiner Härte und Feinheit wegen als Poliermittel auf Metall, Glas etc. benutzt wird. Ein vorzügliches P. erhält man durch Glühen von kleesaurem Eisenoxydul, das durch Fällung von schwefelsaurem Eisenoxydul mit Kleesäure gewonnen wird und, gut gewaschen und geglüht, je nach dem Grade der Glühhitze verschiedene Nüancen (Hellrot, Braunrot, Rotbraun ins Dunkelviolette) und ebenso viele Härten erhält. Das dunkelviolette heißt auch wegen seiner besondern Verwendung Stahlrouge, das hellrote Goldrouge.

Polierschiefer (Klebschiefer, Saugkiesel, Silbertripel), dünnschieferiges, sehr leichtes, glanzloses, gelblich- oder gräulich weißes, auch lichtgelbes Kieselgestein, welches abfärbt, sich fein und mager anfühlt und matt ist, auf dem Wasser schwimmt, aber mit Wasser getränkt ein spezifisches Gewicht von nahe 2 besitzt. Der P. besteht aus einer Zusammenhäufung der aus Kieselsäureanhydrid bestehenden Schalen von Diatomeen mit Thon, Kalk, Eisenoxyd und ist eine Ablagerung in Süßwasserseen der Tertiärzeit; so findet er sich im Braunkohlengebirge von Bilin, im tertiären Basalttuff des Habichtswaldes eingelagert, auch bei Planitz, Ménilmontant, am Montmartre etc. Man benutzt ihn wie den Tripel (s. d.) zum Polieren und Schleifen von Metall, Glas etc.

Polierstein, faseriger Roteisenstein (Blutstein) zum Polieren der Metalle.

Polierwachs, s. Bohnen.

Polignac (spr. -linjack), alte Adelsfamilie Frankreichs, nach dem Schloß (dem alten Apolliniacum) im Departement Oberloire benannt, beherrschte seit dem 9. Jahrh. mit dem Vikomtetitel die Landschaft Velay und hinterließ 1385 bei ihrem Aussterben Namen und Güter der verwandten Familie Chalançon. Die namhaftesten Glieder dieser sind: