Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

236

Populace - Poretschje.

sicht auf das Tátragebirge und dem neuen Museum des Ungarischen Karpathenvereins. In der Nähe die Szepes-Bélaer Tropfsteinhöhle.

Populace (franz., spr. poppuláhß), Pöbel.

Populär (lat.), volksmäßig, dem Volk verständlich, für das Volk bestimmt, z. B. eine populäre Schrift; auch s. v. w. leutselig, in die Volkssitte eingehend; popularisieren, dem Volk verständlich machen.

Popularität (lat.), Volksgunst; Beliebtheit bei dem Volk; dann s. v. w. Gemeinverständlichkeit, eine für jedermann verständliche Darstellungsweise.

Populārklagen (Actiones populares), im alten Rom die zwar von einem Privatmann, aber im öffentlichen Interesse angestellten Klagen, wie sie z. B. im Interesse der Offenhaltung des Straßenzugs und wegen Beschädigung öffentlicher Anlagen gegeben waren.

Population (spätlat.), Bevölkerung.

Populationistik (neulat.), Bevölkerungslehre; Bevölkerungsstatistik (vgl. Bevölkerung).

Popŭlus, Pappel.

Popŭlus romānus (lat., "das römische Volk"), Bezeichnung der Gesamtheit der römischen Bürger, die aus Patriziern und Plebejern, in der ältesten Zeit aber ausschließlich aus erstern bestand.

Porbandar, befestigte Seestadt auf der ind. Halbinsel Kathiawar und Hauptstadt des gleichnamigen Tributärstaats, mit (1881) 14,569 Einw., meist Hindu. Eine Barre verbietet größern Schiffen den Zugang zum Hafen, und die vom Rana von P. erhobenen Zölle sind hoch; dennoch ist der Handel (Gesamtumsatz 1883: 165,943 Pfd. Sterl.) bedeutend und im Zunehmen, vornehmlich nach Sind, Belutschistan, Persien, Arabien, Ostafrika.

Porcelaine (franz., spr. porss'lähn), Porzellan.

Porchat (spr. -schá), Jean Jacques, französisch-schweizer. Schriftsteller, geb. 20. Mai 1800 zu Crète bei Genf, erhielt mit 23 Jahren eine Professur in Lausanne und machte sich durch seine lyrischen Gedichte, besonders durch seinen "Recueil de fables" (1826; 4. Aufl., Par. 1854), einen geachteten Namen. Am bekanntesten aber ist er geworden durch seine Jugendschriften und seine vorzüglichen Übersetzungen von Rankes "Französischer Geschichte" (Par. 1854-1856, 3 Bde.), von Goethes sämtlichen Werken (das. 1860-63, 10 Bde.), von Schillers "Dreißigjährigen Krieg" etc. Er starb 2. März 1864 in Lausanne.

Porchester Castle (spr. pórtschester kässl), altes Schloß in Hampshire (England), im Hintergrund des Hafens von Portsmouth, von den Römern erbaut, von den Sachsen und Normannen erweitert.

Porchow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pskow, an der Schelona, hat Garn- und Flachshandel und (1885) 3996 Einw.

Porcĭa, Tochter des M. Porcius Cato Uticensis, ihrem Vater an Freiheitsliebe und Seelenstärke ähnlich, war erst mit M. Bibulus, dann mit M. Brutus, dem Mörder Cäsars, vermählt, nach dessen Niederlage und Tod bei Philippi sie sich und zwar angeblich durch Verschlingt glühender Kohlen selbst tötete.

Porcĭus (Gens Porcia), plebej. Geschlecht im alten Rom, welches erst in den letzten drei Jahrhunderten der Republik emporkam und in die Familien der Licinii, Läcä und Catones zerfiel. Außer den Catonen (s. Cato) sind von dessen Mitgliedern bemerkenswert: P. P. Läca, Volkstribun (199 v. Chr.), gewöhnlich als Urheber der Porcischen Gesetze (leges Porciae) betrachtet, welche den Magistraten verboten, römische Bürger geißeln und hinrichten zu lassen, und M. P. Läca, Senatsmitglied und Mitverschworner Catilinas.

Porco, Stadt in der südamerikan. Republik Bolivia, 40 km südwestlich von Potosi, früher seiner Silbergruben wegen berühmt, mit Resten von Palästen der Pizarros, jetzt unbedeutend.

Porcupine (spr. pórkjupein), Pseudonym, s. Cobbett.

Porcupine-Expedition 1869-70, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Porcus, Hirscheber.

Pordenōne (Portenau, Portus Naonis), Distriktshauptstadt in der ital. Provinz Udine, am Noncello und an der Eisenbahn Triest-Venedig, ehemals Hauptstadt einer Markgrafschaft, hat eine Domkirche und ein Rathaus (beide mit Gemälden des hier gebornen und darum il P. genannten Malers G. Ant. Corticelli), ein hübsches Theater, eine große Baumwollspinnerei, -Weberei und -Färberei (mit 1200 Arbeitern), Seidenfilanden, Fabriken für Papier und Thonwaren, Gerberei, lebhaften Handel und (1881) 5072 Einw. P. ist auch Geburtsort des berühmten Chinareisenden Oderich von P. (gest. 1331).

Pordenōne de Sacchis (auch de Corticellis, fälschlich Licinio genannt, eigentlich Giovanni Antonio da P.), ital. Maler, geb. 1483 zu Pordenone, bildete sich nach den Vorbildern seiner friaulischen Heimat und nahm erst um 1510 den Einfluß des Giorgione und Palma an, ohne jedoch seine Derbheit der Formenbehandlung und seine Neigung für dramatische Darstellungen aufzugeben. 1535 siedelte er nach Venedig über, und in demselben Jahr wurde er von dem König von Ungarn in den Adelstand erhoben, weshalb er den Beinamen Regillo annahm. 1538 von dem Herzog nach Ferrara berufen, starb er im Januar 1539 daselbst. Er hat zahlreiche Fresken und Altarbilder gemalt, von denen hervorzuheben sind: der Freskencyklus aus dem Neuen Testament in San Salvatore zu Colalto ^[richtig: Collalto], die Decken- und Wandmalereien in der Malchiostrokapelle des Doms zu Treviso, im Dom zu Cremona (1520-22) und in der Kirche Madonna di Campagna in Piacenza (1529-1531), die Altarbilder: Madonna zwischen Heiligen im Dom zu Pordenone (1515), eine Madonna mit Stiftern und Heiligen (1526) und die Glorie des heil. Lorenzo Giustiniani (Akademie zu Venedig). Von seinen Wandmalereien an Häusern und in Kreuzgängen Venedigs sind die meisten untergegangen oder halb verloschen. - Ein Verwandter von ihm war Bernardino Licinio da P., welcher von 1524 bis 1542 thätig war und vorzugsweise Bildnisse gemalt hat, die an dem rötlichen Fleischton kenntlich sind.

Poren (griech.), die nicht mit Materie ausgefüllten Zwischenräume in den Körpern; an der Haut insbesondere die Öffnungen der Schweißdrüsen. S. Porosität.

Porenkanal, s. Haut, S. 231.

Porenkapsel, trockenhäutige Frucht, bei der durch Ablösung kleiner Lappen an bestimmten Stellen Löcher entstehen, durch welche die Samen ausgestreut werden können, wie bei den Mohnkapseln.

Porenkephalīe (griech.), Mißbildung des Gehirns, welche in einem trichterförmigen Defekt der Großhirnhemisphären beruht, welcher mit den Seitenhöhlen in Verbindung steht. Beruht auf angeborner oder früh erworbener ausgeheilter Gehirnerweichung. Vgl. Kundrat, Die P. (Wien 1881).

Poretschje (Poriecze), Kreisstadt im russ. Gouvernement Smolensk, an der schiffbaren Kasplja, Stapelplatz zwischen Smolensk und Riga, hat 3 Kirchen, lebhaften Transithandel mit Waren aus Orel, Kaluga und Tschernigow und (1885) 5998 Einw.