Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

239

Porphyrit - Porrigo.

zeugen besonders die "Quaestiones Homericae" in 32 Kapiteln (Vened. 1521; neue Ausg. von Schrader, Leipz. 1880-82). In der "Epistola ad Marcellam" gibt er Vorschriften über die richtige Einrichtung des Lebens, während er sich in seinem Schreiben an den ägyptischen Priester Anebon gegen Magie und Theurgie wendet (beide Briefe hrsg. von Parthey, Berl. 1857). Für die Geschichte der Philosophie ist er besonders durch seine "Isagoge" (Einleitung zur Logik, gewöhnlich mit den "Kategorien" des Aristoteles abgedruckt) wichtig geworden, in welcher er das Problem aufwarf, ob Gattungen und Arten (Universalien) etwas Wirkliches oder bloße Gedanken seien, woraus in der Philosophie des Mittelalters der Streit über Realismus und Nominalismus entsprungen ist. Noch sind die Schriften: "De philosophia ex oraculis haurienda" (hrsg. von Wolff, Berl. 1856) und "De antro nympharum" (mit Älian hrsg. von Hercher, Par. 1858) zu erwähnen. Vgl. Bouillet, Porphyre, son rôle dans l'école néoplatonicienne (Par. 1864).

Porphyrīt, gemengtes kristallinisches Gestein aus der Gruppe der Porphyre, das im Gegensatz zu Porphyr im engern Sinn (s. Porphyr) keinen Orthoklas, sondern Oligoklas enthält (s. Tafel "Mineralien u. Gesteine", Fig. 15). Die braune oder dunkelgraue Grundmasse zeigt unter dem Mikroskop gestreifte Feldspate mit Hornblende oder Glimmer, nur selten ein Gemenge, das durch Anwesenheit von Quarz felsitisch wird. Die dieser Grundmasse eingebetteten größern Individuen sind meist vorwaltend Oligoklas, Hornblende oder Glimmer; doch kommt auch Quarzin makroskopischen Körnern vor. Es lassen sich demnach die Porphyrite zunächst nach An- oder Abwesenheit freier Kieselsäure in quarzführende (Ilfed ^[richtig: Ilfeld] am Harz) und quarzfreie (die häufigern) unterscheiden, dann nach der Natur der vorwaltenden größern Abscheidungen in Hornblendeporphyrite, Oligoklasporphyrite (Feldspatporphyrite) und Glimmerporphyrite. Zu den Hornblendeporphyriten, welche übrigens meist neben der Hornblende auch Oligoklas in größern Individuen enthalten, gehört unter andern der im Altertum als Material für Kunstgegenstände berühmte ägyptische Porphyr, der porfido rosso antico, sowie ein Tridymit enthaltendes Gestein von Waldböckelheim bei Kreuznach. Oligoklasporphyrit kommt in Böhmen und am Harz, Glimmerporphyrit, welcher der Minette unter den Porphyren entspricht, in Sachsen und Tirol vor. Der P. enthält 58-64 Proz. Kieselsäureanhydrid; er ist, wie der Porphyr, unzweifelhaft eruptives Material; seine Eruptionszeit scheint mit der des Porphyrs zusammenzufallen, ähnlich wie heute die vulkanische Thätigkeit gleichzeitig Material von sehr verschiedenem Gehalt an Silicium (Trachyte und Basalte) liefert.

Porphyrius Optatianus, s. Porfirius O.

Porphyrkonglomerat, s. Porphyrbreccie.

Porphyrogennētos (griech.), der "im Purpur Geborne", Beiname mehrerer byzantinischer Kaiser, welche geboren wurden, als ihr Vater Kaiser war.

Porphyroïd (Flaserporphyr), gemengtes kristallinisches Gestein, welches zwischen den Schiefergesteinen und den Porphyren die Mitte hält. Eine felsitähnliche Grundmasse wird in den typischen Varietäten durch lagenweise Interponierung eines Glimmers oder glimmerähnlichen Minerals (gewöhnlich Sericit) flaserig bis schieferig und durch Einschluß von größern Feldspat- (Albit-, bisweilen Orthoklas-) oder Quarzindividuen porphyrisch. Strukturübergänge führen zu Gesteinen, die einerseits den Quarzporphyren, anderseits den Gneisen (namentlich Sericitgneisen) nahestehen. Die Porphyroide gehören den alten Formationen (der huronischen, silurischen und devonischen) an und sind namentlich im Taunus, in Westfalen, im Thüringer Wald, im Harz und in Michigan nachgewiesen und studiert worden.

Porphyrophŏra, s. Kochenille.

Porphyrschiefer, s. Phonolith.

Porphyrtuff, s. Porphyrbreccie.

Porpŏra, Niccolò, Komponist und Gesanglehrer, geb. 19. Aug. 1686 (nach einigen. 1687) zu Neapel, erhielt seine Ausbildung in der dortigen Schule des A. Scarlatti und brachte von 1717 an verschiedene seiner Opern, die sich besonders durch ihre melodiöse Anmut Eingang verschaffen, zu Venedig, Rom und Wien zur Aufführung. 1729 folgte er einem Ruf als königlicher Kapellmeister nach Dresden, kehrte aber schon 1731 nach Neapel zurück und gründete hier jene weltberühmte Singschule, aus welcher die gefeiertsten. Sänger des 18. Jahrh., ein Farinelli, Caffarelli, Salimbeni, Uberti (von Friedrich II. nur "Porporino" genannt) u. a., hervorgegangen sind. 1732 begab sich P. in Gesellschaft seines Lieblingsschülers Farinelli nach London, wohin er zur Leitung einer als Konkurrenz gegen Händel errichteten zweiten Italienischen Oper eingeladen worden war, und wo er bis 1736 blieb. Von 1754 an wirkte er als Gesanglehrer erst in Wien, wo Jos. Haydn seinen Unterricht in der Komposition genoß, sodann in Venedig und in seinen letzten Lebensjahren in seiner Vaterstadt. Er starb im Februar 1766 daselbst. Die Zahl seiner Opern beläuft sich auf 50. Außerdem schrieb er eine Anzahl Gesangunterrichtswerke von klassischem Wert sowie Instrumentalkompositionen verschiedener Art, darunter zwölf Sonaten für Violine (zum Teil von Ferd. David und Alard neu herausgegeben).

Porporāto (ital., "bepurpurt"), s. v. w. Kardinal.

Porporīno, Glasmasse, s. Hämatinon.

Porquerolles (spr. pork'róll), eine der Hyèrischen Inseln im Mittelländischen Meer (s. Hyères), reichbewaldet, mit Citadelle, Leuchtturm, Hafen u. 300 Einw.

Porree, s. Lauch.

Porrée (Porentanus), Gilbert de la, Scholastiker, geb. 1070 zu Poitiers, Schüler des Bernhard von Chartres, seit 1142 Bischof von Poitiers, wo er 1158 starb, nachdem seine Lehre, daß der eine Gott die eine Form sei, die sich in drei Personen informiere, auf dem Konzil von Reims (1148) verurteilt worden war und er sich dem Spruch unterworfen hatte. Sein beanstandeter Kommentar zu der Schrift des Boethius: "De trinitate" steht in den Werken des letztern (Basel 1570); seine Schrift "De sex principiis", die von den sechs letzten Aristotelischen Kategorien als "der Substanz assistierenden Formen" handelt, gab Woestefeld 1507 heraus. ^[doppelter Artikel, vgl. 'Gilbert de la Porrée', Meyers Band 7, Seite 345 - Sterbedatum!]

Porrentruy (spr. -angtrüih), Stadt, s. Pruntrut.

Porretta, Flecken in der ital. Provinz Bologna, Kreis Vergato, am Reno und an der Eisenbahn Bologna-Florenz, mit (1881) 1245 Einw. und berühmten Schwefelquelle von 36° C.

Porridge (spr. -ĭdsch), Brei aus Hafermehl, in England Nationalgericht.

Porrīgo (lat.), Name verschiedener Krankheiten der behaarten Haut. P. favosa, Erbgrind, s. Favus. Die P. decalvans ist eine umschriebene Haarlosigkeit, welche auf einer vorübergehenden Ernährungsstörung der Haarbälge zu beruhen scheint. Man bemerkt bei diesem nicht eben seltenen Leiden kreisrunde Stellen von verschiedener Größe, gewöhnlich auf dem Kopf, seltener im Bart oder an andern Stellen, an welchen