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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pyromorphit - Pyrrhiche.

lässig. Dasselbe gründet sich auf die Thatsache, daß der galvanische Widerstand mit der Temperatur wächst, und besteht aus einer Batterie von sechs Leclanché-Elementen (Fig. 3, B), einem Kommutator C, zwei Voltametern V und V1 ^[V_{1}] und zwei Widerständen, deren einer N aus Neusilberdraht besteht und die gewöhnliche Temperatur behält, während der andre P, ein auf einen Porzellancylinder gewickelter Platindraht, der zu messenden Temperatur ausgesetzt wird. Die Drahtverbindungen zwischen diesen einzelnen Teilen sind in der schematischen Fig. 3 angedeutet. Die Teile C, N, V, V1 ^[V_{1}] sind auf einem gemeinschaftlichen Stativ befestigt, die drei Leitungsdrähte c, x und x1 ^[x_{1}] in einem Kabel vereinigt. Wenn der Widerstand P durch Erwärmung des Platindrahts zunimmt, so entwickelt sich in dem Voltameter V1 ^[V_{1}] weniger Knallgas als in dem Voltameter V. Bezeichnet man mit V und V1 ^[V_{1}] die in den gleichnamigen Voltametern in gleicher Zeit entwickelten Knallgasmengen und mit Rt ^[R_{t}] den der Temperatur t (Celsiusgrade) entsprechenden Widerstand der Platinrolle, so ist Rt ^[R_{t}] = 20 V/V1 ^[V/V_{1}] - 3, und die Temperatur kann nun aus der Formel Rt ^[R_{t}] = R0 ^[R_{0}] (α ^ T + βT + γ), worin T die absolute Temperatur (T = t + 273), ^[R_{0}] (= 10 Siemens-Einheiten) den Widerstand der Platinrolle bei 0° bedeutet und α = 0,039369, β = 0,00216407, γ = -0,24127 ist, berechnet oder bequemer aus einer nach dieser Formel berechneten Tabelle entnommen werden. Vgl. Bolz, Die P. (Berl. 1888).

^[Abb.: Fig. 3. Siemens' Widerstandspyrometer.]

Pyromorphīt (Grünbleierz, Braun-, Buntbleierz, Polychrom), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert hexagonal, in öfters bauchigen Säulen, findet sich in Drusen, auch in traubigen und derben Aggregaten, ist farblos, grün, braun, gelb, rot, auch bunt, fettglänzend, durchscheinend, Härte 3,5-4, spez. Gew. 6,9-7, besteht aus phosphorsaurem Bleioxyd mit Bleichlorid 3Pb3P2O8+PbCl2 ^[3Pb_{3}P_{2}O_{8}+PbCl_{2}] und enthält auch etwas Arsensäure, Kalk und Fluor. Bei überwiegendem Gehalt an arsensaurem Bleioxyd entsteht der sehr ähnliche Mimetesit (s. d.). P. findet sich auf Lagerstätten des Bleiglanzes bei Ems, Freiberg, Zschopau, Klausthal, Zellerfeld, Dornbach in Nassau, Bleistadt und Pribram in Böhmen etc. und wird auf Blei verhüttet.

Pyrōp, s. Granat.

Pyrophāg (griech.), Feueresser.

Pyrophōn, Musikinstrument, s. Kastner 2).

Pyrophōre (griech., Luftzünder, Selbstzünder), Körper, welche an der Luft so begierig Sauerstoff aufnehmen, daß sie durch die bei dieser Oxydation entwickelte Wärme ins Glühen geraten. Derartige P. sind z. B. mehrere bei möglichst niederer Temperatur aus ihren Oxyden durch Wasserstoff reduzierte Metalle, wie Nickel, Kobalt, Eisen, ferner Manganoxydul, Uranoxydul und manche Schwefelverbindungen, wie das Schwefelkalium, welches man im pyrophorischen Zustand durch Verkohlen von Alaun mit Zucker oder von schwefelsaurem Kali mit Mehl erhält. Das Erglühen dieser Präparate beruht auf der außerordentlich feinen Verteilung derselben, infolge deren sie dem Sauerstoff eine sehr große Angriffsfläche darbieten. Reduziert man die genannten Metalle bei höherer Temperatur, so daß sie dichter werden, so sind sie nicht mehr pyrophorisch. Der aus Alaun dargestellte P. wurde 1711 von Homberg entdeckt (Hombergs Phosphor), aber erst Scheele gab 1777 die richtige Erklärung des Erglühens.

Pyrophŏrus, Feuerfliege.

Pyrophosphorsäure, s. Phosphorsäure.

Pyrophysalīt, s. Topas.

Pyrōpisch (griech.), feueräugig, feuerglänzend.

Pyropissīt (Wachskohle), erdiges, braungelbes, knetbares, nach dem Trocknen gelblichweißes, sanft und schmierig, fett anzufühlendes Fossil vom spez. Gew. 0,9, ist leicht entzündlich, brennt mit heller rußender Flamme, schmilzt zu einer pechähnlichen Masse und gibt an Äther 30 Proz. wachsähnliche Substanz ab. P. findet sich auf Braunkohlenlagern und zwar stets als hängendste Partie des Flözes, doch bildet er auch, die gewöhnliche Braunkohle imprägnierend, im Flöz selbst vielfach hellere Schichten und tritt auch in Nestern in der Braunkohle auf. Stets ist er von Rußkohle begleitet, und man darf annehmen, daß eine Konnexität zwischen beiden besteht. Über die Bildung des Pyropissits sind verschiedene Ansichten ausgesprochen worden. Nach Zincken ist der P. hervorgegangen aus den auf der Oberfläche des vormaligen Moors (des Bildungsherdes des unterliegenden Braunkohlenflözes) schwimmende, durch Wasserfluten aus den benachbarten ausgedehnten Nadelholzwaldungen herbeigeführten oder aus den im Moor selbst stehenden Sumpfkoniferen entfallenen Harzstückchen und harzreichen Pflanzenteilen (Nadeln, Zweigen etc.), welche in den vielleicht angesäuerten Moorwassern einem Macerationsprozeß unterlagen. Diese harzigen Materialien verbreiteten sich in mehr oder weniger gleichmäßigen Lagen auf der Wasserfläche, wurden aber von Winden oder Strömungen gewöhnlich an gewisse Stellen des Ufers getrieben, so daß sie bei entsprechend flachen Ufern horizontal über die nur in den tiefern Stellen sich ablagernden Braunkohlen hinausreichten und nach dem Austrocknen des Moors in mitunter nur wenige Zoll starken Schichten unmittelbar auf Sand, Kies etc. sich absetzten. P. findet sich in großen Massen in der Braunkohle zwischen Zeitz und Weißenfels und bildet das vorzüglichste Rohmaterial für die Paraffinindustrie in der Provinz Sachsen. Auch bei Zweifelsreuth im Braunkohlenbassin von Eger kommt P. vor.

Pyroretīn, s. Retinit.

Pyroschwefelsäure, s. Schwefelsäure.

Pyrōsis (griech.), s. Sodbrennen.

Pyroskōp (griech.), s. v. w. Pyrometer.

Pyrosmaragd, s. v. w. Chlorophan.

Pyrostibīt, s. Antimonblende.

Pyrotechnik (griech.), Lehre von der Anwendung der Wärme in der Technik, behandelt die wissenschaftlichen Grundsätze, welche für die Anlage und den Betrieb von Feuerungen aller Art zum Heizen, Glühen, Schmelzen, Kochen, Trocknen etc. maßgebend sind, und beschreibt die Ausführung der Anlage und den Betrieb der Feuerungen. Vgl. Feuerungsanlagen, Wärme etc. P. heißt auch die Feuerwerkerei, die Lehre von den explosiven Stoffen und ihrer Anwendung für technische Zwecke, im Krieg und bei der Lustfeuerwerkerei.

Pyroxēn, s. Augit.

Pyroxenīt, s. Lherzolit.

Pyroxylīn (griech.), s. Schießbaumwolle.

Pyrrha, Gattin des Deukalion (s. d.).

Pyrrhiche (griech.), bei den alten Griechen ein mimisch-kriegerischer Waffentanz, in den man später oft