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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rákóczymarsch; Rakonitz; Rákos; Rakow; Rakschi; Rakun; Rakunfelle; Raleigh

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Rákóczymarsch - Raleigh.

ward aber vom Kaiser begnadigt und lebte dann zurückgezogen in Munkács, wo er 8. Juli 1676 starb.

4) Franz II., Sohn des eben genannten Franz I., geb. 27. März 1676, ward von seinem Stiefvater, dem Grafen Tököly, erzogen und 1688, als derselbe als Verbündeter der Türken nach Konstantinopel flüchten mußte, nach Wien gebracht und in einem böhmischen Kollegium in der katholischen Religion erzogen. 1690 erhielt er jedoch die Freiheit und sodann durch die Fürsprache seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen-Rheinfels, auch einen Teil seiner Güter zurück. Nach Ungarn zurückgekehrt, schloß er sich andern Mißvergnügten, insbesondere dem Grafen Bercsényi, seinem Verwandten, an; doch ward die Verschwörung entdeckt und R. im April 1701 verhaftet und nach Wiener-Neustadt gebracht. Durch die Entschlossenheit seiner Gemahlin 7. Nov. befreit, entfloh er nach Warschau, ward jedoch zum Verlust seiner Güter und zum Tod verurteilt. 1703 von den aufständischen Ungarn an ihre Spitze gerufen, proklamierte er 7. Juni 1703 die Unabhängigkeit Ungarns, worauf ihm die ganze Nation zufiel. Nach mannigfachem Wechsel des Waffenglücks ward er endlich 1708 vom Grafen von Heister bei Trentschin überfallen und gänzlich geschlagen, worauf er nach Polen floh. Der Friede von Szathmár (1. Mai 1711) entschied Ungarns Schicksal. Da R. diesen Frieden nicht anerkannte, so wurde er vom Reichstag geächtet. Er ging 1714 nach Paris, erhielt von Ludwig XIV. eine Pension, wurde auch von dem spanischen Hof unterstützt, mußte aber auf Drangen der österreichischen Regierung 1717 Frankreich verlassen, begab sich nun nach Konstantinopel und starb 8. April 1735 in Rodosto am Marmarameer, wohin er nach dem Frieden von Poscharewatz (1718) verwiesen worden. Er schrieb: "Mémoires sur les révolutions de Hongrie" (Haag 1738) und eine Autobiographie in lateinischer Sprache ("Principis Francisci R. confessiones et aspirationes principis christiani"), von der ungarischen Akademie 1876 herausgegeben. Vgl. (Horn) Franz R. II., ein historisches Charakterbild (Leipz. 1854); Fiedler, Aktenstücke zur Geschichte F. Rákóczys (Wien 1871); Krones, Geschichte Ungarns im Zeitalter Rákóczys II. (das. 1870); Thaly, Rákóczi-Sár (1866-68); Derselbe und Simonyi, Archivum Rakoczianum (seit 1873 in einer Reihe von Bänden); Thaly, Die Jugend des Fürsten Franz R. II., 1676-1701 (ungar., Preßb. 1881); Wertner, Die letzten Rákóczys (im "Deutschen Herold", Bd. 18, 1887). - Die beiden Söhne Rákóczys, Joseph und Georg, spielten die Rolle politischer Abenteurer; der ältere, Joseph, wurde 1737-1738 von der Pforte zur Organisation eines Aufstandes in Ungarn, aber ohne Erfolg, benutzt und starb 10. Nov. 1738 in Tschernawoda an der Seuche; der jüngere, Georg, der seinen Vater auf einige Zeit in Rodosto besuchte, erhielt vom französischen Hof eine Pension und starb 23. Juni 1756 in St.-Denis bei Paris. Mit des erstern (Joseph) einziger Tochter, Josephe Charlotte, erlosch das Haus R. 3. Juli 1780.

Rákóczymarsch, der Nationalmarsch der Ungarn, von einem unbekannten Komponisten, angeblich Lieblingsmarsch Franz Rákóczys II. (der ihn, wie erzählt wird, auf der Rückkehr aus der unglücklichen Schlacht bei Zsibo 1705 von dem Zigeuner Michael Barna zuerst spielen hörte), ward von Wenzel Ruziczkat (gest. 1823 in Wien) nach dem Originalsatz, den derselbe als Militärkapellmeister in Veszprim hatte kennen lernen, in die heutige Fassung gebracht und hat in dieser seine Verbreitung gefunden. Den Originalsatz gab G. Mátray (Wien 1825) heraus. Orchestrale Bearbeitungen des ergreifenden Musikstücks in größten Dimensionen lieferten Berlioz (in der "Damnation de Faust") und Fr. Liszt. In der Revolution von 1848 und 1849 übte der R. eine ähnliche Wirkung aus wie die Marseillaise in Frankreich und war deshalb längere Zeit streng verpönt.

Rakonitz (tschech. Rakovník), Stadt in Böhmen, am Rakonitzer Bach gelegen, Ausgangspunkt der Staatsbahnlinie R.-Protiwin, mit der Buschtiehrader Bahn durch die Zweigbahn nach Luzna-Lischan verbunden, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine schöne Dekanatskirche, 2 alte Thortürme, eine Kommunaloberrealschule mit landwirtschaftlichem Kursus, Fabrikation von Zucker und Rüböl, Bierbrauerei, Dampfbrettsäge, Töpferei, Steinkohlenbergbau, Hopfenbau, eine Hopfenbörse und (1880) 5245 Einw.

Rákos (spr. rakosch), kleiner Fluß in Ungarn, der, von Gödöllö kommend, bei Budapest in die Donau mündet. Nach ihm benannt ist das Rákosfeld, eine große, meilenweite Ebene östlich von Budapest, auf der bis zum 16. Jahrh. unter freiem Himmel viele ungarische Reichstage abgehalten und oft auch die Könige gekrönt wurden. Vom 8.-24. April 1849 lagerte hier ein Teil der ungarischen Armee unter Aulich, und es fielen hier zwischen dieser und der kaiserlichen Armee bedeutende Gefechte vor.

Rakow, Flecken im russisch-poln. Gouvernement Radom, Kreis Opatow, mit (1885) 2109 Einw., war im 16. Jahrh. eine stark bevölkerte Fabrikstadt und ein Hauptsitz der Socinianer, deren Katechismus hier 1605 gedruckt wurde, und die hier ein Gymnasium hatten, bis sie 1643 verjagt wurden.

Rakschi, georgischer Name des Aras (s. d.).

Rakun, s. v. w. Waschbär.

Rakunfelle, s. Schuppenfelle.

Raleigh (spr. rähli oder rálli), Hauptstadt des nordamerikan. Staats Nordcarolina (seit 1788), hoch und gesund gelegen, 10 km westlich vom Neusefluß, hat ein schönes Staatenhaus (nach dem Parthenon in Athen gebaut), ein Zuchthaus, Anstalten für Taubstumme, Blinde und Irre und (1880) 9625 Einw.

Raleigh (spr. rálli), Sir Walter, berühmter brit. Seemann, geb. 1552 zu Hayes in der englischen Grafschaft Devon, studierte zu London und Oxford, kämpfte 1569-76 in Frankreich auf seiten der Hugenotten, machte 1579 mit seinem Halbbruder Gilbert eine erfolglose Entdeckungsreise nach Nordamerika und nahm 1580-82 an der Unterdrückung des Aufstandes in Irland so ausgezeichneten Anteil, daß ihn die Königin Elisabeth zum Statthalter von Cork ernannte und mit reichen Gütern beschenkte. Demnächst fand er, wie es heißt durch Leicesters Fürwort, Zugang zum Hof und gewann die Gunst der Königin, mit der er in nahen und nicht völlig aufgeklärten Beziehungen stand, in so hohem Maß, daß Elisabeth ihn, der auch für die Grafschaft Devon ins Parlament trat, zum Vizeadmiral von Cornwallis und Devon, zum Oberaufseher der Zinnbergwerke in Devonshire und Cornwallis und zum Generalleutnant letzterer Provinz sowie zum Kapitän der königlichen Leibwache ernannte. 1584 erhielt er von Elisabeth ein Patent zur Entdeckung und Eroberung unbekannter Länder und sandte auf Grund dessen eine Expedition nach Nordamerika, welche eine der Königin zu Ehren Virginia genannte Kolonie gründete. Als die spanische Armada an den englischen Küsten erschien, verstärkte R. mit seinen eignen Schiffen die Flotte der Königin und trug wesentlich zum Sieg der Engländer bei. 1592 befehligte er ein Geschwader, welches zur Weg-^[folgende Seite]