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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rainald von Châtillon - Raja.

zwangen und Tilly tödlich verwundet wurde. Vgl. Fischer, Geschichte von R. (Münch. 1860).

Rainald von Châtillon, Fürst von Antiochia, ein tapferer, aber gewaltthätiger und roher franz. Ritter, welcher 1152 durch Vermählung mit der Fürstin Konstantia von Antiochia bis 1163 Fürst von Antiochia wurde. Er machte 1159 einen Raubzug gegen die Insel Cypern, wurde aber von dem griechischen Kaiser Manuel zum Abzug und zur Unterwerfung gezwungen. 1160 geriet er in die Gefangenschaft der Seldschukken, machte nach seiner Befreiung verwegene Streifzüge bis nach Ägypten und Arabien, schlug einen Angriff Saladins auf die Burg Krak (Petra) 1183 ab, veranlaßte durch die Plünderung einer Karawane, bei der sich Saladins Schwester befand, im Frühjahr 1187 den Angriff Saladins auf das Königreich Jerusalem, fiel aber in der Schlacht bei Hittin 5. Juli 1187 in die Gefangenschaft Saladins und wurde von diesem, der ihm den Tod geschworen hatte, mit eigner Hand niedergestoßen.

Rainald von Dassel, Erzbischof von Köln, gebürtig aus dem sächsischen Grafengeschlecht von Dassel, das am rechten Weserufer reich begütert war, wurde in Hildesheim gebildet, 1149 Propst daselbst und 1156 von Kaiser Friedrich I. zu dem wichtigen Amt seines Kanzlers berufen. Gebildet, aufgeklärt und patriotisch, leistete er dem Kaiser die wichtigsten Dienste und stand ihm namentlich in seinem Widerstand gegen die herrschsüchtigen Anmaßungen der Kurie treu und tapfer zur Seite. Er verfaßte 1157 das Rundschreiben, in welchem der Kaiser nach dem Reichstag von Besançon gegen den Anspruch des Papstes auf Oberlehnshoheit über das Kaisertum protestierte und den göttlichen Ursprung seiner Krone behauptete. In einem Brief, dessen Echtheit allerdings angezweifelt wird, regte R. den Gedanken wieder an, einen deutschen Primat in Trier zu begründen. Mit Otto von Wittelsbach zog er 1158 dem Kaiser voraus nach Italien, ward nach der Unterwerfung Mailands 1159 beauftragt, die ronkalischen Beschlüsse daselbst durchzuführen, und entrann dem durch die Strenge der Gesandten hervorgerufenen Aufstand der Mailänder nur in einer Verkleidung, worauf er den Kaiser zu unversöhnlichem Zorn gegen die Stadt entflammte. 1159 zum Erzbischof von Köln erwählt, blieb er 1162 als kaiserlicher Statthalter in Italien zurück, schickte die Reliquien der heiligen drei Könige, die ihm der Kaiser geschenkt, von Mailand nach Köln, ließ nach des Gegenpapstes Viktor IV. Tod, im April 1164, einen neuen Gegenpapst, Paschalis III., wählen, brachte als kaiserlicher Gesandter 1165 das Bündnis mit Heinrich V. von England zu stande und bewirkte, daß auf dem Reichstag von Würzburg Kaiser und Fürsten durch einen Eid sich zur Anerkennung des Gegenpapstes verpflichteten. Im Oktober 1166 zog er von neuem über die Alpen, besetzte mit einem Heer Etrurien und Latium, schlug 29. Mai 1167 mit Christian von Mainz die Römer bei Tusculum, zog siegreich in Rom ein, starb aber 14. Aug. d. J. an der Seuche, die einen großen Teil des deutschen Heers hinraffte. Sein Leichnam ward in Köln beigesetzt. Vgl. Ficker, R. v. D. (Köln 1850).

Rainbeere, s. v. w. Rhamnus cathartica.

Rainer, Joseph Johann Michael Franz Hieronymus, Erzherzog von Österreich, siebenter Sohn des Kaisers Leopold II., geb. 30. Sept. 1783, zu Florenz, ward 1818 zum Vizekönig des österreichischen Italien ernannt, das er aber nicht für die neue Herrschaft zu gewinnen vermochte. Beim Ausbruch des Mailänder Aufstandes im März 1848 verließ er die Lombardei und zog sich nach Südtirol zurück; wo er 16. Jan. 1853 in Bozen starb. Vgl. Naske, Biographische Skizze des Erzherzogs R. (Wien 1853). Er war seit 1820 mit der sardinischen Prinzessin Elisabeth, der Schwester des Königs Karl Albert, vermählt, aus welcher Ehe ihn sechs Kinder überlebten. Der vierte, Erzherzog Rainer, geb. 11. Jan. 1827, ist als freisinniger und den Wissenschaften huldigender Fürst bekannt. Er war 1857 Präsident des ständigen Reichsrats, 1861-65 Präsident des Ministerrats, wurde 1862 Kurator der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1873 Präsident der Weltausstellungskommission und erwarb 1884 die in Fayûm von Th. Graf gefundene Handschriftensammlung (Papyrus Erzherzog R.), die Karabaczek entzifferte und bearbeitete. Auch ist er Oberkommandant der cisleithanischen Landwehr.

Raineysche Schläuche, s. Gregarinen.

Rainfarn, s. v. w. Tanacetum vulgare; weißer R., s. Ptarmica.

Rainier (spr. rehnier), Berg, s. Tacoma.

Rainweide, s. v. w. Ligustrum vulgare.

Rainy Lake (spr. rehni léhk, eigentlich Rénésee, nach dem Entdecker), See auf der Grenze des nordamerikan. Staats Minnesota und Britisch-Nordamerikas, 1540 qkm groß, ergießt sich nordwestlich durch den Rainy Lake River in den Lake of the Woods (Wäldersee).

Raiot (Ryot, verderbt aus arab. râiyat, weiden, sich nähren), in Ostindien Bezeichnung eines jeden vom Feldbau lebenden seßhaften Landmanns.

Raisiné (franz., spr. rä-), Marmelade aus Weintrauben, Birnen und Quitten. Das berühmteste R. ist das von Burgund (R. de Bourgogne), welches aus süßem, eingekochtem Most bereitet wird.

Raismes (spr. rähm), Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Valenciennes, an der Nordbahn, mit Steinkohlengruben, Hochöfen und Hammerwerken, Fabrikation von Eisenwaren und Zucker und (1886) 3887 Einw.

Raison (franz., spr. räsóng), Vernunft, Einsicht; Ursache, Grund, vernünftige Vorstellung; kaufmännisch s. v. w. Handelsfirma; raisonnieren, Vernunftschlüsse, Folgerungen machen; kritisieren, besonders tadelnd: unbefugt mit- oder widersprechen; Raisonnement, verständige Betrachtung, Beurteilung, zuweilen tadelnd: Vernünftelei etc.; Raisonneur (spr. räsŏnör), Vernünftler, Klugschwätzer.

Raizen, Name der griechisch-oriental. Serben in Ungarn, wo sie etwa 1 Million Seelen ausmachen, im Gegensatz zu den griechisch-katholischen Schokazen und Bunjevazen, welche gleichfalls Serben sind. Die R. brachten ihren Namen aus dem serbischen Binnenland mit, das altserbisch Rasi (wo jetzt Novipasar), mittellateinisch Rascia hieß, daher das magyarische Rácz, mit dem die Serben in Ungarn bezeichnet werden. Diese R. stammen größtenteils von Serben ab, welche als Christen nach der Niederlage der österreichischen Heere im J. 1690 auf ungarischen Boden flüchteten, und blieben kirchlich wie politisch von den übrigen Bewohnern geschieden. Nach dem gleichfalls unglücklichen Türkenkrieg von 1739 erhielten sie Nachschübe, und erst 1791 wurden sie den übrigen Unterthanen gleich- und eingeordnet, nachdem sie bisher einen besondern Staat im Staat gebildet. Zu Ansehen gelangt, stehen sie den Magyaren feindlich gegenüber und bezeigen ihren Stammesgenossen in Serbien vielfache Sympathien.

Raja, s. Rochen.