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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Refrain - Regal.

tigsten innern Kämpfen, gelegentlich auch, im Mai 1849, zu einer Lossagung von der Nationalkirche durch Bildung der sogen. evangelisch-reformierten Kirche von Frankreich (Union des églises évangeliques de France). In Nordamerika hat sich die r. K. in ganz freier Weise entwickelt und zeigt daher sehr verschiedene Richtungen, welche sich jedoch teils um die Presbyterianer, teils um den Methodismus (s. Methodisten) gruppieren. Vgl. Baird, Kirchengeschichte von Nordamerika (Berl. 1844). Was die Kultuseinrichtungen der reformierten Kirche anlangt, so wollte schon Zwingli alles auf die christliche Einfachheit zurückgeführt wissen und verbannte daher Altäre, Gemälde, Lichter bei der Kommunion, Orgeln, priesterliche Kleidung, Hostienausteilung und Privatbeichte der Kirche, und die r. K. blieb in dieser Beziehung den Grundsätzen ihres ersten Stifters getreu. Daher der schmucklose, nüchterne Gottesdienst in den Kirchen und der eigentümliche Abendmahlsritus (s. Abendmahl). Hinsichtlich der Verfassung aber hat die r. K. den unbezweifelbaren Vorzug vor der lutherischen Kirche, daß sie von Anfang an die Presbyterial- und Synodalverfassung (s. d. 2) annahm, während in jener durch Übertragung der bischöflichen Rechte auf die Landesherrn die Konsistorialverfassung (s. d.) vorherrschend ward. Was endlich den Lehrbegriff anlangt, so stellt derselbe sich zwar keineswegs bloß in Beziehung auf das Abendmahl und die Prädestination als ein eigentümlich gedachtes, von dem lutherischen charakteristisch verschiedenes System dar. Dennoch erwiesen sich die dogmatischen Differenzen zwischen beiden Kirchen auf die Dauer nicht als so bedeutend, daß darüber ihre innere Verwandtschaft und ihr gemeinsame protestantischer Charakter in Frage gestellt werden konnten, und es sind daher die Vereinigungsversuche, die man in manchen deutschen Ländern, namentlich in Preußen (s. Union), gemacht hat, meist von Erfolg gewesen. Vgl. Basnage, Histoire de la religion des églises réformées (Rotterdam 1690, 2 Bde.); Schweizer, Die Glaubenslehre der evangelisch-reformierten Kirche (Zürich 1844 bis 1847, 2 Bde.); Derselbe, Die protestantischen Zentraldogmen in ihrer Entwickelung innerhalb der reformierten Kirche (das. 1854-56, 2 Bde.); Hagenbach, Die r. K. in Bezug auf Verfassung und Kultus (Schaffh. 1842); Merle d'Aubigné, Die lutherische und die r. K., ihre Verschiedenheit und Einheit (deutsch, Berl. 1861); Hundeshagen, Beiträge zur Kirchenverfassungsgeschichte des Protestantismus (Wiesb. 1864); Schneckenburger, Vergleichende Darstellung des lutherischen und reformierten Lehrbegriffs (Stuttg. 1855); Heppe, Ursprung der Bezeichnungen reformierte und lutherische Kirche (Gotha 1859), und das Sammelwerk "Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformierten Kirche" (Elberf. 1857-62, 10 Bde.).

Refrain (franz., spr. röfräng, Kehr-, Rund- oder Ringelreim), in Gedichten die Wiederholung einer oder mehrerer Zeilen zu Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Strophe, bildet oft das Thema oder den Hauptgedanken des Gedichts oder dient dazu, die Einheit der Stimmung festzuhalten. In Volksliedern steht der R. mit dem Ganzen oft in keinem oder nur losem Zusammenhang. Bei sangbaren Liedern wird er gewöhnlich vom Chor, der übrige Teil der Strophe von Einer Person vorgetragen.

Refraktär (franz.), Widerspenstiger, besonders ein Ungehorsamer gegen die Konskription.

Refraktion (lat.), Brechung des Lichts, s. Brechung; konische R., s. Doppelbrechung, S. 69.

Refraktor (lat.), Fernrohr, welches nur aus Linsen besteht und daher nur durch Brechung der Lichtstrahlen (Refraktion) wirkt, im Gegensatz zu einem Spiegelteleskop oder Reflektor; s. Fernrohr.

Refrangibilität (lat.), Brechbarkeit der Lichtstrahlen, s. Farbenzerstreuung.

Refrigeratio (lat.), Abkühlung, Anwendung der Refrigerantia, d. h. kühlender Mittel; Erkältung.

Refrigeratoren (lat.), Kühlapparate, s. Kühlen.

Réfugiés (franz., spr. -füschieh), "Flüchtlinge", besonders die nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 aus Frankreich entflohenen Reformierten. Obwohl der König die Auswanderung streng verbot und die Grenzen durch Truppen scharf bewachen ließ, so gelang es doch etwa 200,000 Protestanten, ihr Vaterland zu verlassen. Die meisten gehörten den gebildeten Ständen an und wurden in den Ländern, die sie zum Asyl wählten, mit offenen Armen empfangen. Kaufleute und Fabrikanten wendeten sich meist nach Holland, Dänemark und England, Adlige, Militärs, Gelehrte, Künstler und Handwerker nach der Schweiz und nach Deutschland, wo sie besonders in Brandenburg, Hessen und andern reformierten deutschen Staaten ein zweites Vaterland fanden, das ihnen volle bürgerliche Rechte gewährte. Der Große Kurfürst von Brandenburg erließ zu ihren gunsten das Potsdamer Edikt vom 8. Nov. 1685, stattete sie sogar mit Vorrechten aus und errichtete 1687 eigne Truppenteile aus ihnen. Die R. gründeten, teilweise mit den Resten der früher (unter Alba) aus den Niederlanden ausgewanderten französischen Reformierten und mit den gleichzeitig aus Piemont vertriebenen Waldensern, Gemeinden mit französischer Kirchensprache an vielen Orten Deutschlands, welche teilweise die französische Sprache bis heute beibehalten, teilweise sich mit den deutsch-reformierten Gemeinden verschmolzen haben. Die R. vergalten diesen Empfang durch Verpflanzung des Kunst- und Gewerbfleißes ihres Vaterlandes auf den fremden Boden. Sie sind nicht zu verwechseln mit den royalistischen Emigranten (s. d.), welche der Revolution entflohen. Vgl. Weiß, Histoire des r. protestants de France (Par. 1853, 2 Bde.); Köhler, Die R. (Gotha 1867); Erman und Reclam, Mémoires pour servir à l'histoire des r. français dans les États du roi de Prusse (1782-1800, 9 Bde.); Reyer, Geschichte der französischen Kolonie in Preußen (Berl. 1852); Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen (das. 1885).

Refugium (lat.), Zuflucht, Zufluchtsort.

Refulgenz (lat.), Widerschein, Abglanz.

Refus (franz., spr. -fuh), abschlägliche Antwort, Ablehnung; Verweigerung; refüsieren, abschlagen, ablehnen, zurückweisen; auch vom Pferd gebraucht, das sich weigert, ein Hindernis zu nehmen.

Refusion (lat.), Wiedererstattung; refusio expensarum, Erstattung der Kosten; refusis expensis, nach Vergütung der Kosten; auch s. v. w. unter Verurteilung in die Kosten.

Refutation (lat.), Widerlegung.

Rega, Fluß in den preuß. Regierungsbezirken Köslin und Stettin, entspringt im Kreis Schivelbein und mündet unterhalb Treptow nach einem Laufe von 188 km in die Ostsee.

Regal (lat.), königlich, fürstlich; Hoheitsrecht (s. Regalien).

Regal (auch Real, v. altd. rîga, Linie, Reihe), Bretterfach für Geräte, Waren etc., Bücherbrett; kleine tragbare Orgel, die nur mit einem oder wenigen Registern Zungenpfeifen besetzt war, ehedem Haus-^[folgende Seite]