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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rigid - Rimini.

Urner Alpen sich erstreckt und 11 Kantone mit 13 Seen umfaßt. Die Geschichte des Rigibesuchs beginnt mit dem Kaltbad, einem zur Gemeinde Wäggis gehörigen Berggut, wo bei einer Quelle von 5° C. schon im 16. Jahrh. eine Kapelle und eine Einsiedelei bestanden. Auf der Arther Seite wurde 1689 das Klösterli der Kapuziner erbaut und in dem Kirchlein ein wunderthätiges Madonnenbild aufgestellt. Seit der Mitte des 18. Jahrh. wurde der R. häufiger besucht; aber bahnbrechend wirkte erst das vortreffliche Panorama des Züricher Kartographen H. Keller, das er 1804-1814 anfertigte. Sofort erstand auf Rigikulm eine Berghütte, 1816 schon ein Wirtshaus, auf Staffel ein solches 1817. Schon 1812 war im Kaltbad ein förmliches Kurhaus entstanden; Scheideck, ebenfalls im Besitz einer Heilquelle, wurde erst 1840 gebaut. Mit dem zunehmenden Touristenstrom vermehrten und erweiterten sich die Rigihäuser. Eine neue Periode begründeten dann die Eisenbahnen, und im Februar 1873 konstituierte sich zu Gersau eine Gesellschaft, "Regina Montium", welche auf nichts Geringeres auszugehen schien, als den ganzen Berg zu annektieren. Für Bau und Betrieb von Eisenbahnen, Gast- und Pensionshäusern auf dem R. wurde ein Aktienkapital von 10 Mill. Frank angesetzt, Rigikulm-Scheideck erworben, in prachtvolle Lage das Hotel Rigi-First sowie die Bahn Kaltbad-Scheideck gebaut. Allein dem Schwindel folgte rasch der Fall: im Februar 1876 erfolgte die Liquidation. Vgl. Rütimeyer, Der R., Berg, Thal und See (Basel 1877). Panoramen vom R. lieferten H. Keller (neu bearbeitet von Imfeld, Zürich 1878), G. Meyer (das. 1879), R. Stierlin (Luzern 1883).

Rigid (lat.), starr, streng; Rigidität, Strenge.

Rigistan (pers., "Sandplatz"), in Mittelasien der für öffentliche Versammlungen bestimmte Platz.

Rigolen (v. franz. rigole, Rinne, Furche; Rajolen, Reolen), die tiefe Bearbeitung des Bodens, um eine größere Erdschicht warm, locker und fruchtbar zu erhalten. Das zu rigolende Land wird in Streifen von ca. 2 m Breite und diese wieder in kleinere Abteilungen so eingeteilt, daß die erste 0,4-0,6 m tief ausgegraben, mit der Erde der zweiten und diese mit der dritten u. s. f. gefüllt wird, wobei man sich so einrichtet, daß man genau da aufhört, wo man angefangen hat, so daß der zuerst aufgeworfene Boden in den letzten Graben geworfen wird. Dabei ist der gute Boden mit dem schlechten Untergrund zu mischen, bei jedesmaligem R. aber einige Zentimeter tiefer zu gehen; in alten Baumschulen ist man dabei schon bis 5 und 6 m Tiefe gekommen. Im Gemüsegarten rigolt man, wenn die obere Bodenschicht durch vieles Düngen sehr humusreich geworden ist. Auf Ackerboden benutzt man den Rigolpflug.

Rigorismus (lat.), im allgemeinen strenge Denkart und Handlungsweise; im engern Sinn eine solche Moral, welche die Beweggründe des Wohlwollens und der sanftern Gefühle völlig ausschließt und rücksichtslos alles Thun und Handeln nach den buchstäblich aufgefaßten Vorschriften des Sittengesetzes beurteilt. Dem R. steht die Denkungsart der Indifferentisten, Synkretisten und Latitudinarier gegenüber.

Rigorosum (Examen r., lat.), mit besonderer Genauigkeit und Strenge vorgenommene Prüfung.

Rigsdaler, bis 1854 dän. Münzeinheit, eingeteilt in 6 Mark à 16 Schilling = 2,26 deutsche Mk. 1 R. = 2 skandinav. Kronen.

Rigweda, s. Weda.

Rijksdaalder (spr. reiks-), s. v. w. Daalder.

Rijswijk, Stadt, s. Ryswyk.

Rikiab-dar (arab.-pers., "Steigbügelhalter"), Bezeichnung der neben dem reitenden Herrscher einhergehenden Offiziere.

Rikórswechsel, s. v. w. Rückwechsel (s. Regreß).

Rikoschettieren (franz., spr. -kosch-), eine gerade Befestigungslinie (Wallgang, gedeckter Weg) der Längenrichtung nach mit Geschützen beschießen, wobei das Geschoß zwischen zwei Traversen einschlagen soll, um die hier aufgestellten Geschütze mit Bedienung zu treffen. Bei glatten Geschützen sollte das Geschoß nicht stecken bleiben, sondern mehrere Aufschläge auf dem Wallgang machen, was bei gezogenen Geschützen nicht möglich ist, da hier die Geschosse beim ersten Aufschlag krepieren.

Riksdaler (Riksmynt), der bisherige schwed. Reichsthaler = 100 Öre = 1,148 Mk. 1 R. = 1 skandinavische Krone.

Rilasciando (ital., spr. -laschándo), musikal. Bezeichnung: nachlassend, allmählich langsamer.

Rile, Gerhard von, Architekt, s. Gerhard 1)

Rille, Furche; Rillen auf dem Mond (Lichtadern), s. Mond, S. 743.

Rille (spr. rihj, Risle, spr. rihl), Fluß im nördlichen Frankreich, entspringt im Departement Orne, unweit Merlerault, und fällt unterhalb Quilleboeuf links in das Mündungsbecken der Seine; 140 km lang (davon 30 km schiffbar).

Rillenkultur, forstliche Drillkultur mittels Handarbeit, auch eine Wiesenbaumethode (Aufreißen mit einem eigentümlichen Gerät und Düngung), die sich aber nicht eingebürgert hat.

Rilo Dagh, Bergstock im NW. des Rhodopegebirges in Bulgarien, südlich von Samakow, mit den Quellen des Isker, 2750 m hoch, mit schönen Nadelholzwaldungen bedeckt, im Hochsommer vollkommen schneefrei (obere Baumgrenze 2035 m); am Südabhang das berühmte Rilokloster.

Rima (lat.), Spalte; R. glottidis, Stimmritze.

Rima (ital., Mehrzahl Rime), Reim, Verse.

Rimaszombat (spr. -ssom-; ehemals auch Groß-Steffelsdorf), Stadt im ungar. Komitat Gömör, an der Rima, Station der Ungarischen Staatsbahnlinie Feled-Tiszolcz, mit (1881) 4844 Einw., treibt Handel mit Holzwaren, Leinwand, Viehhäuten und ist Sitz des Komitats und eines Gerichtshof.

Rimbórso (ital.), s. v. w. Rembours (s. d.).

Rimesse (fälschlich Remesse, v. ital. rimessa, "Zurücksendung", franz. Remise), im Wechselgeschäft jede Sendung von Geld oder Papierwertschaften (Wechsel, Staatspapiere etc.), welche ein Kaufmann dem andern macht, auch Anschaffung genannt. Rimessenbuch, Handelsbuch, worin alle eingesandten Wechsel eingetragen werden.

Rimini, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Forli an der Marecchia, 1 km vor ihrer Mündung in das Adriatische Meer und an der Eisenbahn Bologna-Ancona gelegen, ist mit Mauern umgeben, hat 4 Thore, zwei größere Plätze, nämlich die Piazza Cavour mit hübschem Brunnen und einer Statue Papst Pauls V. und die Piazza Giulio Cesare mit der Colonna di Cesare, von welcher herab Cäsar seine Soldaten nach dem Übergang über den Rubicon angesprochen haben soll, und mehrere interessante antike und mittelalterliche Bauwerke. Zu den erstern gehören: der Triumphbogen des Augustus (27 v. Chr.) an der Porta Romana, 14 m hoch, mit schönen Skulpturen und die Brücke über die Marecchia (Ponte d'Augusto), aus weißen Marmorquadern errichtet, 72 m lang, mit 5 Bogen. Unter den Kirchen steht obenan die Kathedrale (Tempio Malatestiano), unter Sigismund Malatesta nach dem