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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Romorantin; Romrod; Romsdal; Romsey; Romuald; Romulus; Romulus Augustulus; Rön; Ronaldshay

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Romorantin – Ronaldshay

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Romont'

und Produktenhandel sowie wichtige Vieh- und Pferdemärkte.

Romorantin (spr. -rangtäng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Loir-et-Cher in Orléanais, hat auf 2099,36 qkm (1891) 61084 E., 6 Kantone und 49 Gemeinden. –

2) Hauptstadt des Arrondissement R. und früher der Sologne, an der Grande Sauldre und der Seitenlinie Blois-Villefranche-sur-Cher, hat (1891) 6473, als Gemeinde 7812 E., einen Gerichtshof erster Instanz, ein Handels-, ein Schiedsgericht, eine Kunst-, Gewerbe- und Ackerbaukammer, ein Collège, Pensionate, ein Kloster, Theater; Fabrikation von Tuch (für das Militär), Feuersteinen, Bändern, Mehl sowie Seilerei, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Tuch, Wolle, Wein. Das Edikt von R. (Mai 1560) richtete sich gegen die Einführung der Inquisition in Frankreich.

Romrod, Stadt im Kreis Alsfeld der hess. Provinz Oberhessen, an der Antreff und der Linie Gießen-Fulda (Station Zell-R.) der Oberhess. Eisenbahn, hat (1890) 849 E., Post, Telegraph, Kirche und Schloß.

Romsdal, Amt in Norwegen, grenzt im W. und N. an den Atlantischen Ocean, im NO. und O. an Söndre Throndhjemsamt, im S. an Kristiansamt und im SW. an Nordre-Bergenhus; es umfaßt 14990 qkm mit (1891) 127663 E., d. i. 9 auf 1 qkm. Das eigentliche R. ist ein schönes Gebirgsthal, von dem 60 km langen Raumaelv durchströmt und von steilen Bergen umgeben (Romsdalshorn 1556 m, Troldtinderne 1832 m), das sich gegen Norden in den Romsdalsfjorden, einen Teil des Moldefjord, öffnet. Ackerbau und Fischerei, auch der Touristenverkehr sind Einkunftquellen. Das Amt zerfällt in die Vogteien Söndmöre, R. und Nordmöre und hat 3 Städte, Ålesund, Molde, Sitz des Amtmanns, und Kristiansund (s. diese Artikel).

Romsey (spr. römmsĕ), Municipalborough in der engl. Grafschaft Hampshire, links am Küstenfluß Anton oder Teste, an der London and South-Western Eisenbahn, hat (1891) 4276 E., eine schöne normann. Abteikirche; Sackleinwand- und Sergefabrikation, Papiermühle und Getreidehandel. In der Nähe Broadlands, einst Landsitz von Lord Palmerston.

Romuald, Stifter der Kamaldulenser (s. d.).

Romŭlus, nach der röm. Sage Roms Gründer und erster König, der Sohn der Rea Silvia, einer Tochter des Königs Numitor von Albalonga. Ihr Oheim Amulius, der ihren Vater der Herrschaft beraubt hatte, hatte sie zur Vestalin gemacht, damit sie keine Nachkommenschaft erhalte; Rea gebar aber die Zwillinge R. und Remus von Mars. Das Gefäß, in dem diese auf des Amulius Befehl auf dem Tiber ausgesetzt wurden, trieb der Fluß an das Ufer beim Palatinischen Berge. Hier säugte eine Wölfin die Knaben; ein Specht, wie jene dem Mars heilig und ein der Vesta heiliger Vogel, trug ihnen andere Nahrung hinzu. Der Hirt Faustulus fand sie so, nahm sie auf, und sein Weib Acca Larentia wurde ihre Pflegemutter. Als sie herangewachsen waren, kamen sie in Streit mit den Hirten des Numitor. Remus wurde gefangen und als Räuber zu Numitor geschleppt. Da eilte Faustulus mit R. herbei und offenbarte die Abkunft der Zwillinge. Danach erschlugen die beiden mit ihren Gefährten Amulius und setzten Numitor wieder ein; sie selbst kehrten an den Tiber zurück, um an ihm eine Stadt zu gründen. Über den Ort, wo sie gegründet, nach wem sie ↔ benannt werden und wer über sie herrschen sollte, entstand Streit. Remus sah vom Aventin aus bei den Auspizien sechs Geier, R. zwölf Geier vom Palatin aus. Dies entschied für R. Als darauf Remus die armselige Wehr, mit der R. seine Stadt umgeben, verspottend übersprang, erschlug ihn dieser im Zorn. Da die Stadt zum Asyl für heimatlose Flüchtlinge erklärt wurde, wuchs rasch die Bevölkerung. Um auch Frauen zu erhalten, lud R. die benachbarten Latiner und Sabiner zum Consualienfeste ein und ließ dabei die Frauen und Mädchen rauben. Es kam deshalb zum Kriege. Die Latiner schlug R. zurück; aber der Sabinerkönig Titus Tatius bemächtigte sich des Quirinals und durch Tarpejas Verrat des Kapitols. Die Entscheidungsschlacht sollte im Thale des Forums ausgefochten werden, wurde aber durch die Sabinerinnen beigelegt. Die palatinische Stadt des R. und die quirinalische des Tatius sollten mit gemeinsamer Burg fortan einen Staat unter beiden Königen bilden. Aber Tatius wurde bald darauf von Laurentern erschlagen, wonach R. als alleiniger Herrscher die polit. und militär. Verfassung des Staates feststellte und denselben den benachbarten Etruskern und Latinern gegenüber zu Ansehen brachte. Nach langer Herrschaft wurde R., als er auf dem Marsfelde (an den Nonen des Quinctilis) das Volk musterte, von der Erde entrückt und fuhr mit den Rossen seines Vaters Mars zum Himmel. Nach einer Erzählung, die das Wunderbare beseitigen will, hätten ihn die Senatoren getötet und zerstückelt. Er selbst erschien bald dem Julius Proculus und ließ durch ihn verkünden, er werde als Gott Quirinus über sein Volk walten. Er hatte im ganzen 37 Jahre lang regiert, der heutigen Zeitrechnung nach 753–716 v.Chr.

So die Sage, die in verhältnismäßig später Zeit (3. Jahrh. v.Chr.) erst zur Geschichte zurechtgemacht und mehrfach verändert worden ist und neben mythischen Elementen (die Aussetzung, die Wölfin u.s.w.) wenige ganz dunkle histor. Erinnerungen (Ansiedelungen auf Quirinal und Palatin, Schlacht auf dem Forum) enthielt. R. ist nichts weiter als der aus dem Stadtnamen abgeleitete Stadtgründer. – Vgl. Preuner, Hestia-Vesta (Tüb. 1864); Schwartz, Der Ursprung der Stamm- und Gründungssage Roms (Jena 1878); Mommsen im «Hermes», Bd. 16 u. 21.

Romŭlus Augustŭlus, der letzte Kaiser des Weströmischen Reichs (475–476 n.Chr.), wurde um 460 n.Chr. in Pannonien geboren. Sein Vater Orestes, erst Geheimschreiber Attilas, später in röm. Diensten, stürzte mit Hilfe deutscher Söldner den regierenden Kaiser Julius Nepos und erhob 31. Okt. 475 R. A. zum Augustus. Da Orestes aber die Forderungen der Germanen nicht erfüllte, empörten sich diese unter dem Rugier Odoaker und riefen ihn 23. Aug. 476 zum König aus. Orestes wurde geschlagen, gefangen und hingerichtet. R. A. hielt zunächst noch die Residenz Ravenna, übergab sie aber schließlich gegen ein Jahresgehalt von 6000 Goldstücken (etwa 72000 M.). Er erhielt als Wohnsitz eine Villa am Kap Misenum angewiesen. Der Spottname Augustulus für Augustus kam nach dem Sturze seiner Herrschaft in Gebrauch.

Rön, s. Rhöngebirge.

Ronăldshay (spr.-héh), South- und North-Ronaldshay, die südöstliche und die nordöstliche der schott. Orkney-Inseln (s. d.).