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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rudĕra; Ruderenten; Ruderfüßler; Ruderkoker; Ruderpinne; Ruderregatta; Rüdersdorf; Rudersport

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Rudera - Rudersport

kommen mit dem R. bedeutet es wieder in seine Ruhelage (Kielrichtung) legen. Auf einzelnen Schiffen und auch in Gigs (s. d.) befindet sich statt der Pinne auf dem R. ein querliegendes Joch, an dem in gleicher Weise das Steuerreep befestigt ist. - Ruderkommandos heißen die Befehle, durch die der wachhabende Offizier oder Steuermann oder Lotse die Rudergäste (s. Gast) anweist, nach welcher Seite sie das R. zu legen (d. h. drehen) haben. - Vgl. Breusing, Zur Frage der Ruderkommandos auf den Schiffen der deutschen Handelsmarine (Brem. 1891).

Rudĕra (lat.), Schutt, Trümmer, Überbleibsel; Ruderāten, Schuttpflanzen; Ruderation, Estrichbereitung aus Schutt, zermorschten Steinen u.s.w.

Ruderenten, s. Erismaturinae.

Ruderfüßler (Steganopodes), eine gut charakterisierte Ordnung der Vögel mit verschieden gestaltetem Schnabel, kleinem Kopfe, gestrecktem Körper, mäßigen Flügeln mit spitzen, bisweilen sehr langen Schwingen, mit bis an den Lauf befiederten Beinen; alle Zehen liegen in einer Ebene und sind durch eine gemeinsame, vollständige Schwimmhaut verbunden. Die 61 Arten, die man in eine Anzahl von Gattungen und Familien verteilt hat, sind zum Teil kosmopolitisch, zum Teil auf die Tropen beschränkt. Zu den R. gehören die Pelikane, z. B. der gemeine Pelikan (Pelecanus onocrotalus L., s. Tafel: Schwimmvögel I, Fig. 6), die Tölpel (Sula bassana L., Fig. 8), die Kormorane (z. B. Phalacrocorax carbo L., s. Taf. III, Fig. 3), die Schlangenhalsvögel, der Fregattvogel und die Tropikvögel. Alle legen wenig Eier, höchstens vier von weißer Farbe und mit einem Kalküberzuge, nur der Tropikvogel legt bunte Eier; sie sind Nesthocker.

Ruderkoker, soviel wie Hennegatt (s. d.).

Ruderpinne, s. Pinne.

Ruderregatta, s. Regatta.

Rüdersdorf, Dorf im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Nebenlinie Fredersdorf-R. (5,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2363 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, Dampferverbindung mit Erkner, Knabenrettungshaus; Hutfabrikation, bedeutende Kalksteinbrüche, Cementfabrikation, Kalkbrennerei. Dabei die Gemeinde Rüdersdorfer Kalkberge mit 2776 E. Die Kalkberge ziehen sich zwischen dem Kleinen Kriensee und der Kolonie Alte Grund als ein 3,7 km langer Höhenrücken hin, auf dem der Arnimsberg 77,2 m, der Schulzenberg 75,3 in, der Glockenberg 64,6 m und der Krienberg 56,5 m Höhe haben. Die Brüche wurden im 13. Jahrh. von den damaligen Lehninhabern, den Cisterciensermönchen des Klosters Zinna, ausgebeutet; 1549 wurden die Brüche kurfürstlich, und 1769 wurde in R. ein Bergamt gegründet. Seit 1855 hat Berlin durch Überlassung des ihm gehörenden Bruches und seiner Ländereien an den Fiskus ein Sechstel, der Fiskus fünf Sechstel des Reinertrags bei Ausbeutung des Lagers auf gemeinschaftliche Rechnung. Durch unterirdische Kanäle wurde die Förderung wesentlich erleichtert. Mit der Spree stehen die Brüche durch das schiffbar gemachte Mühlenfließ in Verbindung. - Vgl. Eck, R. und Umgegend (Berl. 1872).

Rudersport, der Betrieb des Ruderns als gesundheitsfördernde Leibesübung, planmäßig unter Berücksichtigung hygieinischer und technischer Grundsätze ausgeübt. Die Heimat des R. ist England. Seit 1880 hat derselbe auch in Deutschland einen großartigen Aufschwung genommen, so daß Mitte 1894 dem "Deutschen Ruderverbande" bereits 10 Regatta- und 133 Rudervereine mit etwa 17000 Mitgliedern angehörten; Ehrenpreise, gestiftet vom Kaiser und vom Unterrichtsministerium zu Regattazwecken, befördern die Ausbreitung des R. Der 1883 begründete Deutsche Ruderverband bezweckt die Förderung des R. in Deutschland; zu dem alle zwei Jahre stattfindenden Rudertage schicken die Vereine des Verbandes Abgeordnete (einen für je 25 Mitglieder). Der Rudertag beschließt über einheitliche Wettfahrtbestimmungen, planmäßige Verbreitung des R., Veranstaltung von Regatten und von deutschen Meisterschaftsrudern. Als Rennboote werden gegenwärtig fast nur noch die ganz leicht gebauten Auslegerboote benutzt; diese Boote sind so schmal, daß der Aufliegepunkt der Ruder außerhalb des Bootsrandes, in einem stählernen Gestell, dem sog. Ausleger (outrigger), liegen muß. Unter Dollenbooten versteht man solche Boote, bei denen ein Faden, der außen von der Kiellinie an ein Ruderlager gelegt ist, überall die Bootswand berührt. Gigs heißen im R. die größern Boote, die aus mindestens zehn ziemlich gleich breiten Planken klinkerartig gebaut sind und einen Außenkiel haben. Bei den Riembooten wird von jedem Ruderer nur ein Riemen (s. d.) bedient, bei den Skullbooten von jedem Ruderer zwei; sie heißen deshalb auch Doppelruderboote. Mit Ausnahme der Gigs haben alle beim R. benutzten Boote sog. Gleitsitze, mit denen der Oberkörper des Ruderers beim Rudern in der Längsrichtung des Bootes hin und her gleitet. Hierdurch wird größere Kraftentwicklung bei gleichmäßigerer Anstrengung aller Muskeln des Körpers erzielt, also auch geringere Ermüdung als bei festen Ruderbänken. Deshalb ist der R. für die männliche Jugend von großem hygieinischem Wert. Das Einüben kann im Winter auf Gestellen mit Gleitsitzen ausgeführt werden, bei denen der Wasserwiderstand, den das Ruder findet, durch Federn oder Gummischläuche ersetzt wird. Die "Mannschaften" der Rennboote werden meist von fachmännischen Trainern in Schulbooten trainiert, ehe sie die sehr empfindlichen und teuern Rennboote benutzen. Beim R. sind folgende Benennungen, die die Art des Ruderbootes und die Zahl der Ruderer erkennen lassen, eingeführt: 1) für Ausleger-Rennboote: Zweier, Vierer, Sechser u.s. w.; 2) für Auslege-Skull-Rennboote: Doppel-Zweier u. s. w.; 3) für Ausleger-Gigs: Gig-Zweier u. s. w.; 4) für Ausleger-Skull-Gigs: Gig-Doppel-Zweier u. s. w.; 5) für Dollen-Rennboote: Dollen-Zweier u. s. w.; 6) für Dollen-Skull-Rennboote: Dollen-Doppel-Zweier u. s. w.; 7) für Dollen-Gigs: Dollen-Gig-Zweier u. s. w.; 8) für Dollen-Skull-Gigs: Dollen-Gig-Doppel-Zweier u. s. w.; 9) für Einskuller-Auslegerboote: Skiff oder Einer; 10) für Einskuller-Dollenboote: Gig-Skiff. Das Material der Rennboote ist fast stets Mahagoniholz, weil daraus die dünnsten Planken geschnitten werden können; man hat auch versucht, Boote aus gepreßter Papiermasse herzustellen. (s. auch Regatta und Segelsport.) - Vgl. Grumbacher, Rudern und Trainieren (Wien 1880); Silberer, Handbuch des R. (2. Aufl. 1882); Wassersport, Fachzeitschrift für Rudern und Segeln (Berl. 1883 fg.).