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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ruprecht; Ruptūr; Rupununi; Ruqueres; Rurāl; Ruremonde; Rurik; Ruruki; Rurutu; Rus; Rusadīr; Rusalken; Rusbroek; Rüsche; Ruschigen; Ruščuk; Ruscus

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Ruprecht (Prinz von der Pfalz) – Ruscus

nach dessen Tode für die Wahl Günthers von Schwarzburg zum deutschen König gegen Karl Ⅳ. von Mähren, schloß sich jedoch dann eng an letztern an. 1353 folgte er seinem Bruder Rudolf in der Regierung der Pfalz und in der Kurwürde, die ihm durch die Goldene Bulle 1356 nebst dem Erztruchsessenamt als unteilbares Eigentum bestätigt wurde. Lange Fehden hatte er gegen den Grafen von Spanheim und gegen den Grafen von Eberstein zu führen; in dem großen schwäb. Städtekrieg zog er nach vergeblichen Friedensvermittelungen dem Grafen Eberhard von Württemberg zu Hilfe. Um sein eigenes Land hat sich R. namentlich durch die Gründung der Universität zu Heidelberg (1386) verdient gemacht. Er starb 16. Febr. 1390.

Ruprecht, Prinz von der Pfalz, engl. Feldherr, geb. 27. Dez. 1619 in Prag, war dritter Sohn des Kurfürsten Friedrich Ⅴ. und der Elisabeth, Tochter Jakobs Ⅰ. von England. Er focht im Dreißigjährigen Krieg auf prot. Seite, war 1638‒42 Kriegsgefangener und ging dann nach England, wo er als kecker Reiterführer im Bürgerkrieg seinem Oheim Karl Ⅰ. (s. d.) gute Dienste leistete. Nach der Entscheidungsschlacht bei Naseby (1645) zerfiel er mit dem König wegen seiner Übergabe Bristols und führte von nun an ein räuberisches Piratenleben zur See, bis er, von Blake, dem Seehelden der Republik, in die Enge getrieben, seine Zuflucht in Frankreich suchen mußte (1654). Nach der Restauration stand er bei Karl Ⅱ. in hohem Ansehen und focht 1666 und 1673, das zweitemal als Admiral, gegen die Holländer. Er starb 29. Nov. 1682. R. trieb eifrig Physik und Chemie, besaß bedeutende Kenntnisse in den Naturwissenschaften und in der Mechanik und war 1670 bei der Gründung der Hudsonbaicompagnie beteiligt. – Vgl. Warburton, Memoirs of Prince R. and the Cavaliers (3 Bde., Lond. 1848‒49); Spruner, Pfalzgraf Rupert der Cavalier (Münch. 1854); Treskow, Leben des Prinzen R. von der Pfalz (2. Aufl., Berl. 1857).

Ruptūr (lat.), die Zerreißung von Körperteilen oder Organen, erfolgt entweder durch äußere Gewalteinwirkungen (gewaltsame oder traumatische R.), oder infolge krankhafter Texturveränderungen, wie der Verschwärung, Erweichung, des Brandes u. s. w. (freiwillige oder spontane R.). Die R. innerer lebenswichtiger Organe nimmt meist einen tödlichen Verlauf.

Rupununi, Nebenfluß des Essequibo (s. d.).

Ruqueres, Klavecinbauerfamilie, s. Ruckers.

Rurāl (lat.), ländlich, Land…, bäuerlich; Ruralbischof, soviel wie Chorbischof.

Ruremonde (spr. rürmóngd), s. Roermond.

Rurik (russ. Rjurik), der Gründer des Russischen Reichs. Nach der altruss. Chronik (s. Nestor) riefen 862 die Slawen von Nowgorod mit ihren Nachbarn die Waräger (s. Normannen) herbei und R. nahm mit seinen Brüdern Sineus und Truwor Besitz von diesen Gegenden. Nach dem Tode seiner Brüder regierte R. allein in Nowgorod, während andere Waräger unter Askold und Dir sich am Dnjepr festsetzten und dort einen neuen Staat, Kiew, gründeten. R. starb 879; bei seinem Geschlecht blieb dann die Herrschaft über Rußland, bis 1598 mit Iwans Wassiljewitsch des Schrecklichen Sohne Feodor der regierende Stamm erlosch. (S. Romanow.) Doch giebt es noch jetzt viele fürstl. Familien (Ruriker, russ. Rjurikowitschen genannt) in Rußland, welche ihr Geschlecht in direkter Linie auf R. zurückführen. (S. Knjas.)

Ruruki, Ruki, Nebenfluß des Kongo (s. d.).

Rurutu oder Retoroa, eine der Tubuai-Inseln, 50 qkm groß, mit etwa 750 E., 1769 von Cook entdeckt. Wegen ihrer großen Naturschönheit verlegte Lord Byron hierher den Schauplatz seines Gedichts «The island».

Rus, richtiger Ruś (spr. rußj), ein von den Warägern (s. Normannen) auf die Ostslawen übertragener Name, hieß ursprünglich der Staat, der sich im 9. Jahrh. mit Kiew an der Spitze entwickelte, und seine Bevölkerung. Der Name ging im 11. Jahrh. auch auf Volhynien und Galizien über. Als nach Aufhören der Tatarenherrschaft Moskau die Tradition Kiews fortsetzte, wurde dort auch der Name R. angenommen. Seit Ende des 16. Jahrh. wandte man die griech. Form, Rossia, in russ. Schreibweise Rossija (spr. rassija) an, die heute die offizielle Benennung Rußlands ist. Unter dem alten Wort R. versteht man jetzt oft die Länder des kleinruss., auch weißruss. Stammes im Gegensatz zu Großrußland. – Vgl. C. F. Kunik, Die Berufung der schwed. Rodsen durch die Finnen und Slawen (2 Bde., Petersb. 1844).

Rusadīr, span. Stadt, s. Melilla.

Rusalken, Russalken (russ. rusalki), slaw. Wasser- und Feldnymphen mit grünen Haaren. Das außer in slaw. Ländern auch in Nordungarn, Rumänien und Griechenland gefeierte Fest der Rusalien (lat. rosalia, woher der slaw. Name stammt) findet zu Pfingsten und in der Woche vorher statt. Besonders wird am Donnerstag vor Pfingsten die ganze Nacht mit Tanzen zugebracht, und zum Morgen gehen die Mädchen mit Blumen bekränzt an den Fluß, wo sie sich mit Wasser oder Tau waschen, um schön zu werden. (S. auch Semik.) – Vgl. Miklosich, Die Rusalien (Wien 1864).

Rusbroek, Mystiker, s. Ruysbroek.

Rüsche (frz. ruche), eine als Damenputz beliebte Garnierung mit dicht aneinander gelegten aufrecht stehenden Falten. (S. Plissé.) Die R. werden mit der Faltenlegmaschine (s. d.) erzeugt.

Ruschigen, russ. Stadt, s. Rossieny.

Ruščuk, bulgar. Stadt, s. Rustschuk.

Ruscus L., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit nur drei Arten in den Mediterrangegenden, niedrige strauchartige Gewächse, die sich durch blattförmige Zweige (s. beistehende Abbildung) auszeichnen, an deren unterer oder oberer Fläche die unansehnlichen Blüten stehen. Die bekannteste Art ist der Mäusedorn oder die Stachelmyrte (R. aculeatus L.), ein sehr ästiger Kleinstrauch mit vielen eiförmigen, stechenden Blattzweigen, die die Blüten auf der obern Fläche tragen. Dieser südeurop. Strauch wird nicht selten als Ziergewächs (auch in Töpfen) kultiviert. Sein Wurzelstock war früher offizinell Radix Rusci) und hat einen widerlich-süßen, scharfen Geschmack. Die

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