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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Salvi; Salvia; Salvianus; Salviati; Salvieren; Salvini; Salvinia

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Salvi - Salvinia.

Gleichzeitig wurde er Professor der Technologie an der École centrale des arts et manufactures. In den Weltausstellungen zu London (1851 und 1862) und zu Paris (1855) wirkte er als Preisrichter mit und war 1867 Mitglied und 1878 Präsident der Prüfungskommission der Pariser Ausstellung. Er starb 3. Mai 1882. Außer zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften schrieb er: "Recherches sur la composition des matières employées dans la fabrication et la décoration de la porcelaine de Chine" (mit Ebelmen, 1852); "Leçons de céramique" (1875, 2 Bde.); "Cours de technologie chimique" (1874). Außerdem hat S. an der Herausgabe von Brongniarts "Traité des arts céramiques" (2. u. 3. Aufl.) und der französischen Übersetzung von Marryats "Geschichte der Keramik" Anteil.

Salvi, Giambattista, Maler, s. Sassoferrato.

Salvia L. (Salbei), Gattung aus der Familie der Labiaten, Kräuter, Halbsträucher und Sträucher mit ganzrandigen, gezahnten oder gekerbten bis fiedrig eingeschnittenen Blättern, meist achselständigen, sitzenden oder gestielten, sehr kleinen bis großen Blüten in zu Ähren, Trauben oder Rispen gruppierten Scheinquirlen. Etwa 450 Arten in allen gemäßigten und warmen Klimaten. S. officinalis L. (Gartensalbei), ein bis 1 m hoher Halbstrauch oder Strauch, in Südeuropa auf sonnigen Bergen, in Mittel- und Nordeuropa häufig in Gärten gezogen, mit gestielten, länglichen, am Rand gekerbten, netzig-narbigen, etwas behaarten, grauweißen Blättern und blauen, auch roten und weißen Blüten, enthält in den offizinellen, angenehm riechenden, bittersüßlich, adstringierend, schleimig schmeckenden Blättern grünliches bis gelbes ätherisches Öl. Man benutzt die Blätter hauptsächlich als Gurgelwasser, auch als Küchengewürz. S. sclarea L. (Muskatellersalbei, großes Scharlachkraut) ist ein zweijähriges Gewächs in Südeuropa und im Orient, wird bei uns häufig in Gärten gezogen und ist in Westdeutschland hier und da verwildert. Der Stengel ist zottig, schmierig; die Blätter sind herzförmig-länglich, gekerbt, runzelig, zottig, die Blüten bläulichweiß. Die ganze Pflanze riecht stark, fast betäubend. Kraut und Blätter sollen dem Bier wie dem Wein zugesetzt werden, letzterm, um ihm einen Muskatellergeschmack zu geben. Mit Zucker und Hefe der Gärung unterworfen, geben sie den Clary wine. S. pomifera L., ein Strauch in Griechenland und Syrien mit eirunden, gekerbten, graufilzigen, am Rand welligen Blättern und auf der Unterlippe weiß gefleckten Blüten, erzeugt an den jungen Trieben infolge des Stichs einer Gallwespe runde, fleischige, graue Auswüchse von 5 cm Durchmesser, welche angenehm gewürzhaft schmecken. Auch geben die Stengel mit Blättern und Blüten einen in Griechenland beliebten Thee. Viele andre Arten, wie S. chamaedryoides Cav., mit himmelblauen Blüten mit großer Unterlippe und weißem Schlund; S. coccinea L., mit scharlachroten Blüten in sechsblumigen Quirlen; S. cyaniflora Otto et Dietr., mit dunkel kornblumenblauen, quirlständigen Blüten in fast fußlangen Ähren; S. fulgens Cav., mit karmin scharlachroten, 5 cm langen Blüten in vier- bis sechsblumigen Quirlen; S. patens Cav., mit großen, dunkelblauen Blüten u. a., meist Sträucher und Halbsträucher aus Mexiko, werden bei uns als Zierpflanzen kultiviert.

Salvianus, gelehrter Presbyter zu Marseille, bekannt durch seine Schriften: "Adversus avaritiam" und "De gubernatione Dei". Er starb um 485. Vgl. Zschimmer, S. der Presbyter (Halle 1875).

Salviati, Antonio, Industrieller, geb. 1816 zu Vicenza, studierte in Padua und Wien die Rechte, wurde dann Advokat, widmete sich aber sehr bald der Wiederbelebung der alten Glasfabrikation Venedigs und namentlich der Herstellung der Glasmosaiken in der alten Technik. Er gründete 1860 auf Murano bei Venedig eine Fabrik und hatte so günstige Erfolge, daß er auch die venezianischen Glasgefäße des 16. und 17. Jahrh. zu imitieren unternahm, was in ausgezeichneter Weise gelang. Er restaurierte die Mosaiken in San Marco und lieferte neue, zum Teil sehr großartige Arbeiten für die Schloßkapelle zu Windsor, die Kathedrale St. Paul in London und die Westminsterabtei, für die Große Oper in Paris, den Dom zu Erfurt und Aachen, das Siegesdenkmal in Berlin, Schloß Marienburg etc. 1867 verband er sich mit einer englischen Aktiengesellschaft auf Murano und fungierte bei derselben als Direktor, trennte sich aber nach zehn Jahren von diesem Unternehmen und vereinigte sich mit Elster in Berlin zur Herstellung von Mosaiken.

Salvieren (lat.), retten, in Sicherheit bringen.

Salvini, Tommaso, ausgezeichneter ital. Schauspieler, geb. 1. Jan. 1829 zu Mailand, verriet früh Begabung für das Theater, trat bereits mit 14 Jahren bei der Truppe F. A. Bons, dann bei der des berühmten G. Modena ein und wurde später bei der Compagnia Reale in Neapel, darauf von dem Unternehmer Domeniconi engagiert, in dessen Truppe er mit Erfolg an der Seite der Ristori (s. d.) wirkte. Nach sechs Jahren zog er sich auf einige Zeit von der Bühne zurück, um sich dem Studium des klassischen Repertoires hinzugeben. Hierauf Mitglied der Dondinischen Gesellschaft, spielte S. von 1864 bis 1867 bei den Florentinern und stellte sich endlich an die Spitze einer eignen Truppe, mit der er vielerorten Gastspiele gab. Nicht nur in Paris, auch in Portugal, Spanien, England, ja in Nord- und Südamerika, auch in Wien und Berlin trat er mit glänzendem Erfolg auf. Seine hauptsächlichsten Rollen waren und sind teilweise noch: Ägisth in Alfieris "Merope", Paolo in "Francesca da Rimini", Hamlet, Othello, Romeo, Orest, verschiedene Charaktere in Corneilles und Voltaires Stücken, vorzugsweise Orosman in der "Zaire". S. ist vielleicht der bedeutendste Schauspieler der Gegenwart und von einer geradezu bewunderungswerten Verinnerlichung des Spiels. Während Rossi Realist ist, ist S. im höchsten Grad Idealist.

Salvinia Mich. (Meerlinse), kryptogamische Pflanzengattung aus der Familie der Salviniaceen unter den Rhizokarpeen, kleine, schwimmende Wasserpflanzen (Fig. A, S. 233 ^[richtig: S. 235]) mit ganzen Schwimmblättern und wurzelartig zerteilten, untergetauchten Wasserblättern, an deren Basis Büschel von gerippten Sporenfrüchten sitzen (Fig. B). Letztere entwickeln im Innern auf einem keulenförmigen Träger entweder die kurzgestielten Makrosporangien (Fig. C oben) mit je einer Makrospore oder zahlreiche langgestielte, kleine Mikrosporangien (Fig. C unten) mit je 64 Mikrosporen. Die Wand der Sporenfrüchte geht durch Fäulnis an der im Herbst absterbenden Pflanze zu Grunde. Im nächsten Frühjahr keimen die Mikrosporen, erzeugen einen rudimentären männlichen Vorkeim und an demselben ein Antheridium, das die Spermatozoiden entläßt. In der keimenden Makrospore entwickelt sich ein weiblicher Vorkeim mit mehreren Archegonien, der die Haut der Sporen durchbricht, aber mit letzterer in Verbindung bleibt. Aus der Eizelle eines befruchteten Archegoniums entsteht durch fortgesetzte Zellteilungen der Embryo,