Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

233

Salvandy - Salvetat.

katholische unter einem Bischof. Die Staatseinnahmen betrugen 1887: 2,730,524 Doll., die Ausgaben 2,529,436 Doll. und die Staatsschuld 7,147,659 Doll. Die Militärmacht zählt 2000 Mann stehende Truppen und eine Miliz von 12,000 Mann. Eingeteilt wird S. in 14 Departements, deren Gouverneure vom Präsidenten ernannt werden, während die Kommunen durch von den Bürgern gewählte Alkalden verwaltet werden. Hauptstadt ist San Salvador (s. d.).

Geschichte. Das Land ward 1525 und 1526 von Petro Alvarado der spanischen Herrschaft unterworfen und S. genannt. Es blieb bis 1821 unter spanischer Herrschaft und gehörte dann bis 1839 zu den Vereinigten Staaten von Zentralamerika (s. d.). Durch Vertrag vom 7. Okt. 1842 trat der Staat S. mit Guatemala, Nicaragua und Honduras zu einer Union zusammen, die aber nur kurze Zeit bestand. 1845 kam es zwischen S. und Honduras zu offenem Krieg, und 21. März 1847 sagte sich Guatemala unter Carrera von der Union förmlich los. Dagegen traten 9. Jan. 1851 die Abgeordneten von S., Honduras und Nicaragua zu einem Kongreß in Chinandega zusammen. Da Guatemala den Beitritt verweigerte, so rückten die Verbündeten unter Vasconcelos, dem Präsidenten von S., nach Chiquimula vor, erlitten aber bei Arada 2. Febr. 1851 durch Carrera eine entscheidende Niederlage. Am 25. Juli d. J. vereinigten sich S., Nicaragua und Honduras abermals unter einer Föderalregierung. Doch scheiterte dieselbe wieder teils an der gegenseitigen Antipathie der Föderierten unter sich, teils an dem Widerstand Guatemalas, worauf sich S. 1853 als souveräner Staat konstituierte. Seitdem ward die Ruhe nur noch zweimal vorübergehend gestört, nämlich 1857 durch die Rückwirkung des Flibustierkriegs Walkers in Nicaragua und 1858 durch einen Staatsstreich des Generals Barrios, welcher mit Hilfe des Vizepräsidenten der Republik, des Generals Guzman, den Präsidenten Santin del Castillo zur Abdankung zwang und bei der darauf vom 17. Jan. bis 12. Febr. 1859 tagenden legislativen Versammlung die Sanktion seines Staatsstreichs durchsetzte. Am 1. Febr. 1860 wurde Barrios zum definitiven Präsidenten erwählt. 1863 erklärte Guatemala von neuem den Krieg, da dessen Präsident Carrera den von Barrios vertriebenen Präsidenten von S., Dueñas, wieder einsetzen wollte; auch Nicaragua und Costarica schlossen sich dem Angriff an. Nach hartnäckigem Widerstand wurde Barrios seit Ende September in der Hauptstadt belagert und 26. Okt. zu deren Räumung genötigt, wobei er selbst nur mit genauer Not entkam. Am 12. Febr. 1864 hielt hierauf Dueñas seinen Einzug in die Hauptstadt von S. Ein neuer Versuch Barrios', nach Carreras Tod sich wieder der Gewalt zu bemächtigen, scheiterte und endete 29. Aug. 1864 mit seiner Erschießung. Seitdem erfreute sich S. meist innerer Ruhe. Vgl. Scherzer, Wanderungen durch die mittelamerikanischen Freistaaten (Braunschw. 1857); Sonnenstein, Descripcion del Estado del S. (New York 1859); R. Reyes, Nociones de historia del S. (San Salvador 1886).

Salvandy (spr. ssalwangdi), Narcisse Achille, Graf von, franz. Staatsmann und Publizist, geb. 11. Juni 1795 zu Condom (Gers) aus einer Familie irischen Ursprungs, nahm an den Feldzügen von 1813 und 1814 teil, verließ 1814 als Kapitän den Militärdienst, war 1819-21 Requetenmeister und bekämpfte dann als Journalist am "Journal des Débats" die reaktionäre Politik der Regierung. 1827 von Martignac zum Staatsrat ernannt, trat er 1829 unter dem Ministerium Polignac freiwillig von dieser Stelle zurück. 1832 ward er in die Kammer gewählt. Seit 1835 Mitglied der französischen Akademie, erhielt er 15. April 1837 das Portefeuille des Unterrichts im Ministerium Molé. Nachdem er hierauf eine Zeitlang Vizepräsident der Deputiertenkammer gewesen, ging er als Gesandter 1841 nach Madrid, 1843 unter gleichzeitiger Erhebung in den Grafenstand nach Turin, übernahm 1845 nach Villemains Rücktritt wieder das Portefeuille des Unterrichts und ward Großmeister der Universität. Durch die Februarrevolution von 1848 außer Thätigkeit gesetzt, war er mit Guizot eifrig um das Zustandekommen einer Fusion zwischen den Legitimisten und Orléanisten bemüht. Im März 1851 erhielt er gleichwohl durch ein Dekret des Präsidenten eine Pension von 6000 Frank. Er starb 15. Dez. 1856 auf seinem Schloß Graveron (Eure). Außer Flugschriften und Romanen veröffentlichte er den bekannten, die spanischen Sitten schildernden Roman: "Don Alonzo, ou l'Espagne" (Par. 1824, 7. Aufl. 1858; deutsch, Bresl. 1825); "Histoire de Pologne avant et sous le roi Jean Sobiesky" (Par. 1827-29, 5. Aufl. 1855, 2 Bde.; deutsch, Stuttg. 1829); "Islaor, ou le barde chrétien" (Par. 1824; deutsch, Heidelb. 1825) und "Seize mois, ou la révolution et les révolutionnaires" (Par. 1831; neue Ausg. u. d. T.: "La Révolution de 1830, etc.", 1855; deutsch, Stuttg. 1832).

Salva ratificatione (lat., abgekürzt salv. rat., s. r.), mit Vorbehalt der Genehmigung, Vollziehung.

Salva remissione (lat.), mit Vorbehalt der Rücksendung.

Salvatiera, Stadt im mexikan. Staat Guanajuato, am Lerma, hat 2 Baumwollspinnereien und (1880) 23,962 Einw. im Munizipium.

Salvation Army (engl., spr. ssälwéhsch'n ármi), s. Heilsarmee.

Salvationsschrift, Verteidigungsschrift, insbesondere im ältern Prozeß üblich zum Nachweis dafür, daß man den auferlegten Beweis geführt habe.

Salvator (lat.), Erretter, Erlöser, Heiland.

Salvatorbild, Darstellung Christi in der Glorie als Heiland, welcher der Welt mit der Rechten den Segen erteilt und in der Linken das Buch des Lebens hält. Sein Symbol ist die Weltkugel, auf der seine Füße ruhen, oder die er in der Hand trägt. Das S. ist aus der Kunst des frühen Mittelalters hervorgegangen und jetzt Andachtsbild der katholischen Kirche.

Salvatorische Klausel, in den frühern deutschen Reichsgesetzen der ausdrückliche Vorbehalt, daß Landesgesetz dem Reichsgesetz vorgehe.

Salvatorium (lat.), Schutz-, Geleitsbrief.

Salvatororden, s. v. w. Erlöserorden.

Salvator Rosa, Maler, s. Rosa 2).

Salva venia (lat.), mit Verlaub (zu sagen).

Salve! (lat.), sei gegrüßt! sei willkommen!

Salve (v. lat. salve, "sei gegrüßt"), ursprünglich Ehrengruß durch Abfeuern von Gewehren oder Geschützen; in der Taktik das gleichzeitige Abfeuern einer Anzahl von Schußwaffen auf Kommando. Daher Salvengeschütze, s. v. w. Mitrailleusen oder Revolverkanonen (s. Geschütz, S. 220 f.).

Salve regina (lat., "sei gegrüßt, Königin"), eine Sequenz (s. d.) an die Jungfrau Maria, nach den Anfangsworten des Textes benannt, stammt wahrscheinlich aus dem 11. Jahrh.

Salvetat (spr. ssalw'tah), Louis Alphonse, Chemiker, geb. 17. März 1820 zu Paris, trat 1841 in die Porzellanfabrik von Sévres ein und übernahm daselbst 1846 die Leitung der chemischen Arbeiten.