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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Samaritervereine; Samarkand; Samarow; Samarskit; Samas; Sambas; Sambation; Sambesi

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Samaritervereine - Sambesi.

London und Belvedere in Wien), Paolo Veronese (in der Galerie zu Dresden), auch in einer plastischen Gruppe von Kundmann.

Samaritervereine, nach dem Vorbild der englischen Ambulance classes auf Anregung von Esmarch in Kiel seit 1881 gebildete Vereine zur ersten Hilfsleistung bei plötzlichen Unglücksfällen. Im Winter 1881/82 errichtete Esmarch unter reger Beteiligung des Publikums eine Samariterschule in Kiel, und bald trat daselbst ein Zentralkomitee des Deutschen Samaritervereins zusammen, auf dessen Veranlassung in fast allen größern Städten Deutschlands Zweigvereine gebildet wurden. In den Schulen erteilen Ärzte Unterricht über den Bau des menschlichen Körpers, über die wichtigsten Funktionen seiner Teile und über die Maßregeln, welche bei plötzlichen Unglücksfällen bis zum Eintreffen eines Arztes zu ergreifen sind. Jedem Teilnehmer an einem Samariterkursus, welcher sämtliche Vorlesungen gehört und an den Übungen teilgenommen hat, steht es frei, ein Examen abzulegen; wer dasselbe besteht, erhält ein Diplom, welches ihn als Samariter legitimiert, damit aber zugleich verpflichtet, die Hilfe unentgeltlich zu leisten. Die menschenfreundlichen Bestrebungen Esmarchs sind im großen Publikum überall mit großem Beifall aufgenommen worden, in ärztlichen Kreisen aber wurde zwar die humane Idee nicht verkannt, indes der praktischen Einführung der Samariter und besonders der Abnahme von Prüfungen und der Ausstellung von Diplomen erhebliche sachliche Bedenken entgegenstellt. Vgl. Esmarch: Die erste Hilfe bei Verletzungen (Hann. 1875), Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen, ein Leitfaden für Samariterschulen (7. Aufl., Leipz. 1888), Samariterbriefe (Kiel 1886); Schleich, Ein Mahnwort in der Samariterfrage (Stett. 1882); Derselbe, Offener Brief an den Herrn Professor Esmarch in Kiel (das. 1882); Tiburtius, Für und wider die Samariter (Berl. 1882).

Samarkand, Hauptstadt des Gouvernements Serafschan im russ. Generalgouvernement Turkistan (Zentralasien), 6 km südlich vom Flusse Serafschan, 730 m ü. M. gelegen in einer durch zahlreiche Kanäle aus dem Serafschan wohlbewässerten, fruchtbaren Ebene, wird von einer 15 km langen Mauer umgeben, durch welche acht Thore führen, besteht aus der alten asiatischen und der russischen Stadt und zählt 36,000 Einw., darunter gegen 6000 Mann Militär. Die Citadelle, eine der schönsten Zentralasiens, umfaßt ein Areal von 37 Hektar und ist von einer 12 m hohen Mauer umgeben. In derselben wohnt die russische Bevölkerung, hier befindet sich auch deren Kirche. Der vornehmste Platz ist der Rigistun ^[richtig: Rigistan], welcher auf drei Seiten von großen Medressen eingefaßt wird. Die Stadt enthält noch 21 andre, meist verlassene Schulen, manche von ungeheurem Umfang, 165 Moscheen, worunter einige aus der Zeit Timurs stammende, mit größter Pracht ausgestattete, ferner 33 Karawanseraien, 24 Friedhöfe (auf einem derselben machen die Russen archäologisch höchst wichtige Ausgrabungen), 3000 Läden, 1000 Werkstätten. Der Talar-i-Timur, die Empfangshalle des Timur, mit dem berühmten Kök-tasch, einem kolossalen blaugrünen Stein, auf welchen der Thron Timurs und bis in die neueste Zeit der des Emirs von Bochara gestellt ward, ist jetzt in ein Hospital verwandelt worden. S. ist ein wichtiger Handelsplatz; europäische Waren aller Art werden in großer Menge eingeführt, dagegen Baumwolle, Seide, Weizen, Reis, Häute, Früchte, Pferde ausgeführt. Weizen, Seide und Reis gehen hauptsächlich nach Bochara, Baumwolle über Taschkent nach Rußland. Aus den südlichen Teilen des Gouvernements bringt man ausgezeichnete Früchte hierher sowie auch Weizen und Seidengewebe, aus Hissar Salz. - S. soll im 5. Jahrh. von einem arabischen Scheich, welchen seine Kriegszüge in das reiche Thal des Flusses Sogda (Serafschan) führten, gegründet sein. Damals hieß die Stadt Marakanda; Alexander d. Gr. soll sie auf seinem Kriegszug vollständig zerstört haben. Aufgebaut und befestigt wurde sie wieder durch einen Sklaven Alexanders, Samar, dessen Name ihr nun beigelegt wurde; S. ward die Hauptstadt von Sogdien. Die Eroberung des Landes durch die Griechen machte es möglich, daß griechische Zivilisation weit nach Mittelasien vordrang. Die Araber führten eine neue Religion und Bildung ein. Dschengis-Chan eroberte S. im Anfang des 13. Jahrh., und Tamerlan machte es zur Hauptstadt seines neuen Reichs. S. war der Mittelpunkt der Gelehrsamkeit, der Verwaltung und des Handels, und noch heute geben die Überreste der alten Gebäude Zeugnis von der ehemaligen Größe dieser Stadt, so die Moschee Timurs, das Grabmal Timurs, die Ruinen des Sommerschlosses Timurs u. a. Vgl. Vambéry, Geschichte Bocharas (Stuttg. 1872, 2 Bde.).

Samarow, Gregor, Pseudonym, s. Meding.

Samarskit, s. v. w. Uranotantal.

Samas, babylon. Sonnengott, nach den Inschriften Erleuchter des Himmels und der Erde und "Herr des Tages"; wird durch das Zeichen des Kreises kenntlich gemacht.

Sambas, Distriktshauptstadt auf der nördlichen Westküste der Insel Borneo, am Flusse S., einige Meilen oberhalb seiner Mündung, Sitz eines niederländischen Assistent-Residenten, ist befestigt, hat lebhaften Handel und angeblich 10,000 Einw. S. war früher Hauptstadt eines unabhängigen Sultanats, das 1823 von den Niederländern in Besitz genommen wurde und seitdem unter deren Oberhoheit steht.

Sambation, s. Sabbation.

Sambesi (Zambesi, Liambaye), der größte Fluß des südöstlichen Afrika, entspringt als Liba unter 11° 30' südl. Br. und 22½° östl. L. v. Gr. in dem Sumpfsee Dilolo in 1445 m Höhe und strömt gegen Süden durch die Länder der Barotse. Bei Sescheke (17° 30' südl. Br.) nimmt er den Namen S. an und bildet nun in einer Höhe von 760 m die großartigen Viktoriakatarakte (Moasiwatunja). Nachdem er eine westliche Richtung eingeschlagen, betritt er eine große Hochebene und durchbricht dann, fortwährend Katarakte und Stromschnellen bildend (Kebrabasafälle), die östlichen Gebirge. Nachdem er noch die Lupataenge passiert, strömt er durch eine weite, ungesunde und mit Bambus bedeckte Einöde und ergießt sich nach einem Laufe von ungefähr 2200 km unter 18-19° südl. Br. durch ein breites Delta in den Indischen Ozean. Ein Arm führt östlich zur portugiesischen Niederlassung Ouelimane ^[richtig: Quelimane], während die Hauptmasse des Wassers in südlicher Richtung dem Meer zuströmt. In seinem Oberlauf nimmt er den Luëne, Lungoëungo, Madschilu, Nhengo, Kabompo, Quando, in seinem Mittellauf und Unterlauf den Guay, Umjati, Umfule, Gamjana, Kafuë, Loangwa und Schire, den Abfluß des Nyassasees, auf. Trotz der bedeutenden Wassermasse ist der Strom wegen seiner versandeten Mündung, vieler seichter Stellen, Stromschnellen und Katarakte für die Schiffahrt von geringer Wichtigkeit. Der untere Lauf des S. ist im Besitz der Portugiesen, welche an ihm die wenig blühenden Handelsniederlassungen Sumbo, Tete und Senna angelegt haben. Der S. wurde namentlich