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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sarlat; Sarmatien; Sarméntum; Sarmizegetusa; Sarne; Sarnen

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Sarlat - Sarnen.

licherm Reliefschmuck versehen ist (Fig. 1 u. 2). Die Szenen desselben sind am häufigsten mythologische, doch gern mit Bezug auf Thätigkeit, Eigenschaften und Vorzüge des Verstorbenen. Den Hauptfiguren, obgleich heroisch, wird öfters das Porträt des Bestatteten und seiner Gattin geliehen. Ein für Ehegatten bestimmter S. (bisomus) pflegt als übersetzter, doppelstöckiger S. charakterisiert zu werden. Die Christen übernahmen auch die Form des Sarkophags und änderten erst nach und nach am äußern Schmuck desselben (vgl. die Abbildung eines altchristlichen Sarkophags auf Tafel "Bildhauerkunst V", Fig. 2). Viele antike Sarkophage sind aber bis in das späte Mittelalter hinein ohne weiteres für christliche Bestattung verwendet worden. Ihre Reliefs haben der modernen Bildhauerei die ersten Anregungen zu neuem Aufschwung gegeben.

^[Abb.: Fig. 2. Relief vom sogen. Prometheus-Sarkophag (Rom, Kapitol).]

Sarlat (spr. ssarlá), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Dordogne, an den Bahnlinien Le Buisson-S. und Cazoules-S., hat eine alte Kathedralkirche, ein Druidendenkmal, ein Handelsgericht, ein Kommunalcollège, geistliches Seminar, Fabrikation von Schmelztiegeln und Kurzwaren, Handel mit Trüffeln, Nußöl und Wein, Bergbau auf Eisen und Braunkohlen und (1886) 3661 Einw.

Sarmatien (Sarmatia), im Altertum alles Land zwischen der Weichsel und der Wolga, das noch heute in der Wissenschaft den Namen "sarmatische Tiefebene" führt, ward nach griechischer Annahme (seit Alexander) durch den Tanais in eine europäische und eine asiatische Hälfte geschieden. Als Gebirge werden im europäischen S. genannt: das Gebirge Amadoka (Hügelkette von Charkow und Kiew), die Alaunischen Berge (zwischen Dnjepr und Don?) und das Rhipäische Gebirge (s. Rhipaei Montes). Flüsse waren: der Borysthenes (Dnjepr), Hypanis (Bug), Tyras (Dnjestr) und Tanais (Don) mit Gerrhos (Donez?). Nach N., in das Suevische Meer (Ostsee), strömen: Vistula (Weichsel), Guttalos (Pregel), Chronos (Niemen) und Rudon (Düna). Mit Ausnahme der südlichen Striche war das Land rauh und winterlich, von Natur wenig zum Ackerbau, um so mehr aber zur Viehzucht geeignet. Die bedeutendsten Städte waren: Tanais (westlich von Asow), Olbia (an der Hypanismündung), Nikonion und Tyras (an der Mündung des Tyras), alle an der Küste des Schwarzen Meers gelegen. Die Bewohner, Sauromaten oder Sarmaten, kommen schon bei Herodot vor und umfassen nach Ptolemäos vier große Völkerschaften: die Ästuer, vom Frischen Haff bis zum Finnischen Meerbusen; die Veneden (Wenden), südlicher, von der Weichsel bis zur Düna; die Bastarner, zwischen Weichsel und Karpathen, und die Jazygen, am Nordufer des Palus Maeotis (Asowsches Meer), späterhin weiter westlich. Doch ist diese Einteilung rein geographisch, nicht ethnographisch, da in den Ästuern Vorfahren der Litauer, in den Veneden Slawen erkannt wurden und die Bastarner germanischen Ursprungs sind. Stämme der Sarmaten sind die Maiten (Mäoten), Alanen, Roxolanen und Jazygen. Ob die Sarmaten mit den Skythen, unter deren Namen sie gewöhnlich mit inbegriffen werden, desselben Stammes oder ein andres Volk gewesen sind (einige lassen sie aus Medien einwandern), wird sich schwer entscheiden lassen. Am wahrscheinlichsten gehörten sie der turanischen Völkerfamilie an. Sie werden als blondhaarig und von wildem Aussehen geschildert, das sie durch Tättowierung noch steigerten, führten ein Nomadenleben und waren vortreffliche Krieger, Reiter und Bogenschützen. Ihre Ausrüstung bestand in Helm, Lederpanzer und lederüberzogenem Schild, ihre Waffen in Schwert, Lanze und Bogen. Auch die Frauen zogen mit in den Krieg und führten die Waffen wie die Männer (daher die griechische Sage von den Amazonen). Das asiatische S. reichte bis an den Kaspischen See und den Kaukasus und wurde von zahlreichen, meist nur dem Namen nach bekannten Völkerschaften bewohnt. Das Reich der Sarmaten, welches in nachalexandrinischer Zeit das der Skythen vernichtet hatte, wurde im 3. und 4. Jahrh. durch die Goten gestürzt; später werden sie noch mit den Gepiden genannt, danach verschwindet ihr Name aus der Geschichte. S. Karte "Römisches Weltreich".

Sarméntum (lat.), s. Schößling.

Sarmizegetusa, Residenz der Könige von Dacien, am Fluß Sargetia (jetzt Strehl), wurde 104 von den Truppen Trajans besetzt, drei Jahre später römische Kolonie mit italischem Bürgerrecht unter dem Namen Colonia Ulpia Trajana und Hauptstadt der ganzen Provinz. Doch schon unter Marc Aurel verschwindet S. aus der Geschichte. Umfangreiche Ruinen mit vielen Inschriften beim jetzigen Varhely oder Gradischtje in der südwestlichen Ecke Siebenbürgens.

Sarne, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Rawitsch, hat (1885) 1824 Einw.

Sarnen, Hauptort des schweizer. Halbkantons Obwalden, am Ausfluß der Sarner Aa aus dem Sarner See und an der Brünigbahn, mit (1880) 4039 Einw. Der Platz, wo die der Sage nach 1308 zerstörte Burg Landenberg stand, ist der Versammlungsort der Landgemeinde. Der Sarner See, in einem wiesen- und waldgrünen Thal eingebettet (473 m ü. M.), hat 7,40 qkm Fläche und wird von der Sarner Aa, dem zum Vierwaldstätter See gehenden Abfluß des Lungernsees, durchströmt. In die Sarner Aa schickt das