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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schäben - Schachowskoi.

orientalis L., s. Tafel "Geradflügler"), 26 mm lang, am letzten Bauchsegment beim Männchen mit langen Griffeln, beim Weibchen gekielt und bei beiden Geschlechtern mit abgekürzten Flügeldecken, dunkelbraun, mit hellen Beinen und Flügeldecken, die Weibchen ungeflügelt, soll aus Vorderasien stammen, findet sich bei uns etwa seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur in den Häusern, bei Tag verborgen, bei Nacht alles zerstörend, was Insekten überhaupt fressen, dabei äußerst behend, furchtsam, lichtscheu, liebt besonders warme und feuchte Stellen und kann unter feuchten Scheuerlappen gefangen werden. Sie ist auch nach Amerika verschleppt worden, während die größere, P. americana Fab., mit blässerer Querbinde auf dem Prothorax und geflügelten Weibchen, von Mittel- und Südamerika aus verbreitet worden ist und in europäischen Seestädten, im Binnenland in Treibhäusern erscheint. Die Küchenschabe ist in neuerer Zeit als Pulvis Taracanae (Antihydropin) gegen Wassersucht benutzt worden. Vgl. Cornelius, Beiträge zur nähern Kenntnis der Periplaneta orientalis (Elberf. 1853).

Schäben (Acheln, Annen), die holzigen Abfälle beim Brechen des Flachses.

Schabkunst, s. v. w. geschabte Manier, s. Kupferstecherkunst, S. 329.

Schablone, jedes ausgeschnittene Muster, wonach andre Gegenstände gebildet werden, namentlich Bretter, Bleche, Papier oder Pappe, die entweder an der Kante so ausgeschnitten sind, daß die Oberfläche eines Gegenstandes danach bearbeitet werden kann (z. B. bei Gesimsen, Säulen, bei Anfertigung der Glockenform, der Teile des Gewehrschlosses etc.), oder in welche, wie bei den Stubenmalern, die Konturen der Verzierungen eingeschnitten sind, in welchem Fall dann die S. an die Wand gelegt und mit Farbe überstrichen wird. Auch zum Malen für andre Zwecke, besonders von Blumen, wendet man Schablonen an (Schablonenmalerei), indem man den einzelnen Farben und Farbentönen, Schattierungen u. dgl. besondere Schablonen gibt und diese nach und nach aufsetzt (vgl. Händel, Die Schablonenmalerei des Mittelalters, Weim. 1872). Die Römer bedienten sich der Schablonen zum Schreiben, indem sie dieselben auf Papier legten und über die Einschnitte flüssige Farben strichen. Später wurden besonders Choralbücher mittels Schablonen angefertigt, und gegenwärtig bedient man sich derselben zum Zeichnen der Wäsche, Bücher, Warenkisten etc. (vgl. Tapeten). Das Wort kommt zuerst im 15. Jahrh. in der Form von Scaplioen (altniederländisch schampioen) vor und ist wahrscheinlich auf das mittellat. campio (Kämpfer, Muster, Probe) zurückzuführen. Danach nennt man schablonenmäßig jede Kunstübung, bei welcher die geistige Erfindung fehlt.

Schablonenstechmaschine (Stüpfelmaschine), Vorrichtung zur Anfertigung der bei der Stickerei notwendigen Schablonen, deren Figuren aus Löcherreihen gebildet und mittels Durchreibens von Kohle auf das Zeug übertragen werden (s. Aufpausen). Die S. besitzt eine Nadel, welche durch einen kleinen Kurbelmechanismus mit großer Geschwindigkeit auf und nieder bewegt und nach dem Lauf der Zeichnung durch das Schablonenpapier gestoßen wird. Vgl. Kohl, Die S. (Leipz. 1848).

Schabotte (franz. chabotte), s. Hammer, S. 56.

Schabracke (v. türk. tschâprâk), verziertes Stück Tuch, Samt u. dgl., welches unter den Sattel gelegt wird oder auch als Überdecke des Sattels dient und mit einem besondern Obergurt zu befestigen ist. Auch bei Kürassieren, Dragonern, Ulanen und Husaren sind Schabracken üblich.

Schabrunken, verzierte Decken über den Pistolenhalftern oder Packtaschen der Kürassiere.

Schabsteine, s. Steinzeit.

Schabuoth (hebr.), s. Feste, S. 171.

Schabzieger, schweizer. Kräuterkäse, s. Käse, S. 584.

Schach, s. Schah und Schachspiel.

Schacharit (hebr., von schachar, Morgen), das Morgengebet der Israeliten. Vgl. Mussaf.

Schachblume, s. Fritillaria.

Schachbrettfries, s. Fries.

Schachen, 1) berühmter Aussichtspunkt im Wettersteingebirge in den Bayrischen Alpen, südlich von Partenkirchen, mit einem königlichen Jagdhaus (1700 m), einem Pavillon und großartiger Aussicht. In der Nähe der kleine Schachensee auf der Schachenalm.

2) Dorf und klimatischer Kurort im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Lindau, in prächtiger Lage am Bodensee, hat eine Schwefelquelle, ein Seebad und (1885) 84 Einw.

Schächen, Nebenfluß der Reuß im schweizer. Kanton Uri, entspringt auf der Paßhöhe des Klausen, durchfließt das Schächenthal, ein echt alpines Gelände mit (1880) 3041 kath. Einwohnern, und mündet bei Bürglen. In dem wilden Bergbach S. fand der Sage zufolge Wilh. Tell bei Rettung eines Kindes den Tod.

Schächer, s. v. w. Räuber; in Luthers Bibelübersetzung Bezeichnung der zwei mit Jesu gekreuzigten Übelthäter; auch s. v. w. armseliger Tropf.

Schächerkreuz, s. Kreuz, Fig. 3.

Schachern (v. hebr. sachar, Erwerb, besonders durch Handel), umherziehend Kleinhandel treiben.

Schachmaschine, s. Automat.

Schachowskoi, russ. fürstliche Familie, welche ihre Abkunft von Rurik herleitet. Bemerkenswert sind:

1) Jakow Feodorowitsch, Fürst, geb. 1705, trat unter Peter d. Gr. in russische Militärdienste, ward unter Elisabeth Senator und 1762 Justizminister und starb 1777 mit Hinterlassung interessanter Memoiren (Mosk. 1810, 2. Aufl. 1821).

2) Alexander Alexejewitsch, Fürst, geb. 1777, dramat. Schriftsteller, bereicherte als Intendant des Petersburger Hoftheaters die Bühne mit Originalstücken und Übersetzungen, lieferte auch ein komisches Heldengedicht: "Die geraubten Pelze", und mehrere Satiren. Er starb 1846 in Moskau.

3) Iwan Leontjewitsch, Fürst, russ. General, geb. 1776, machte seine ersten Feldzüge unter Suworow und ward 1805 Oberst eines Jägerregiments, mit welchem er an der Expedition nach Norddeutschland unter Tolstoi teilnahm, focht bei Pultusk und Friedland und ward nach der Schlacht bei Leipzig zum Generalleutnant befördert. 1826 zum General der Infanterie ernannt, rückte er 1831 mit seinem Korps in Polen ein, bestand bei Bialolenka ein hartnäckiges Gefecht gegen Krukowiecki, zeichnete sich bei Ostrolenka aus und kommandierte beim Sturm auf Warschau die Reserve. Seit 1848 Präsident des Militärdepartements im Reichsrat, starb er 1. April 1860.

4) Alexei Iwanowitsch, Fürst, russ. General, geb. 1812, befehligte 1877 das 11. Armeekorps, mit welchem er einen verunglückten Sturm auf Plewna machte (30. Juli), und ist jetzt kommandierender General des 11. Korps in Shitomir.

5) Michael, Fürst, geb. 22. Sept. 1836 zu Moskau, russ. General, Gouverneur von Esthland, vermählte sich im Februar 1862 mit der Erbtochter des 1864 erloschenen alten Bojarengeschlechts Glebow-^[BINDESTRICH!]