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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schan – Schangalla

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schamyl'

Wesens. Über die Kämpfe der kaukas. Bergvölker unter S.s Führung gegen die Russen s. Kaukasische Kriege (Bd. 10, S. 253b fg.). Von Bergfeste zu Bergfeste flüchtend, zog sich S. zurück in seine letzte Zufluchtsstätte, Gunib (s. d.), wo er sich nach verzweifeltem Kampfe 6. Sept. 1859 dem General Barjatinskij ergeben mußte. Man brachte ihn nach Petersburg, wo er eine rücksichtsvolle Behandlung erfuhr. Später nahm S. mit seiner Familie Aufenthalt zu Kaluga, seit Dez. 1868 zu Kiew, siedelte im Jan. 1870 nach Mekka über und starb im März 1871 zu Medina. Im Sept. 1869 war er mit seinen Nachkommen in den erblichen Adelstand des Russischen Reichs erhoben worden.

Einer seiner Söhne trat in russ. Militärdienst, ein anderer, Ghazi Mohammed, lebte in Konstantinopel und führte 1877 im Kriege gegen Rußland in Armenien ein tscherkess. Korps.

Schan, der birman. Name für einige zu der Gruppe der Thai (s. d.) gehörige Stämme. Die S. eroberten im 13. Jahrh. Hinterindien; ein Zweig von ihnen, die Ahom oder Aham, setzte sich in Assam fest. (S. Schanstaaten und Khâmti.)

Schanab, biblischer Ausdruck für Luftspiegelung.

Schandau, Stadt in der Amtshauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, 7 km von der böhm. Grenze in der Sächsischen Schweiz, am rechten Ufer der Elbe und an der Mündung der Kirnitzsch in dieselbe, sowie an den Linien Dresden-Bodenbach und S.-Niederneukirch (48,5 km) der Sächs. Staatsbahnen (Bahnhof links der Elbe), Sitz einer Oberforstmeisterei, eines Amtsgerichts (Landgericht Dresden), Forstrentamtes, Hauptzollamtes und österr. Nebenzollamtes, ist Dampferstation und hat (1890) 3155 E., darunter 127 Katholiken, Postamt erster Klasse nebst Zweigstelle, Telegraph, evang. Kirche, zahlreiche Villen und Hotels, unter denen namentlich die Sendigschen hervorzuheben sind, städtische Kur- und Badeanstalt mit Kneippscher Wasserheilanstalt, Wasserleitung, Kranken- und Siechenhaus; Dampfsägewerk, Blumenfabrik, Schiffbau, Sandsteinbrüche, Sandstein- und Holzhandel und bedeutenden Fremdenverkehr. Am Eingang ins Kirnitzschthal entspringt eine eisenhaltige Heilquelle. S. ist der Ausgangspunkt für Touren in die Sächsische und Böhmische Schweiz. Jenseits der Elbe das Dorf Krippen (s. d.). S., eine Gründung der Sorben (Schandow), wird 1346 urkundlich erwähnt, hatte bereits 1407 Marktgerechtigkeit und erhielt 1470 Stadtrechte. – Vgl. Der Kurort S. (Schandau 1876); Kulturgeschichtliche Bilder aus den ältesten Zeiten der Sächsischen Schweiz und aus S.s Vergangenheit. Vortrag von Glootz (ebd. 1893); Lehmann, Wegweiser in die Umgebung von S. (4. Aufl., Dresd. 1894).

Schandeck, im Seewesen soviel wie Kampagne (s. d.).

Schandeckel, der äußerste Plankengang des Oberdecks, der auf den Spanten aufliegt und dadurch das Oberdeck auf der Bordwand abschließt; der oben auf der Rehling (s. d.) liegende Plankengang wird oft «zweiter S.» genannt.

Schandorph, eigentlich Skamdrup, Sophus, dän. Dichter, geb. 8. Mai 1837 zu Ringsted, widmete sich in Kopenhagen philol. und ästhetischen Studien, später aber ausschließlich litterar. Schaffen. Auf «En liden Digtsamling» (Kopenh. 1862) folgten «Ude i Skoven» (1867), eine Reihe dramat. Scenen, die Romane «Uden Midtpunkt» (1878) und «Thomas Fris's Historie» (1881), und die kleinern ↔ Erzählungen «Fra Provinsen» (1876), «Fem Fortœllinger» (1879), «Smaafolk» (1880), «Novelletter» (1882), «Et Aar i Embede» («Ein Jahr im Amt», 1883), «Skovfogedbörnene» («Die Kinder des Waldhüters», 1884), «Det gamle Apothek» (1885), «Birgittes Skœbne» (1888), «Stillelivs-Folk» und «Oplevelser» (1889), «Paa Rejse» (1891), «Fra Udlandet og fra Hjemmet» (1890), «Vilhelm Vangs Studenteraar» (1894). Novellensammlungen erschienen u.d.T.: «Fremmed og hjemligt» (1885), «Sex Fortœllinger» (1886), «Fra Isle de France og fra Sorö Amt» (1888). Auch als Lyriker hat sich S. hervorgethan; 1887 erschienen seine Gedichte «Fest- og Sögnedage», 1886 das Schauspiel «Uden Midtpunkt», das Lustspiel «Valg-Kandidater», und 1893 das Lustspiel «Hjeemkomst». Unter seinen Romanen verdient besonders «Poet og Junker» (1891) hervorgehoben zu werden. S. ist ein vorzüglicher Humorist und schildert mit Vorliebe das Leben und Treiben der Kleinstädter.

Schandpfahl, s. Pranger.

Schandschrift, soviel wie Pasquill (s. d.).

Schändung, Befleckung oder körperliche Verletzung einer Person oder einer von den Menschen mit Pietät gepflegten Sache, durch welche die davon betroffene Person oder Sache mit einem dauernden Makel behaftet wird, z. B. Entmannung, Defloration, Notzucht, Päderastie, Abschneiden von Nasen und Ohren, Leichenschändung, ferner S. durch boshafte Beschädigung von Kunstgegenständen oder beschimpfenden Unfug an Gräbern, Kirchengebäuden oder an dem Gottesdienst geweihten Sachen u. dgl. Nicht alle Arten der S. sind strafbar; einzelne sind als besondere Verbrechen unter Strafe gestellt (s. Unzucht), bei andern bildet die S. einen Grund der Strafschärfung (Sachbeschädigung und Körperverletzung) oder für die Aufstellung eines qualifizierten Verbrechens.

Schanfigg oder Schalfigg, Hochthal im Bezirk Plessur des schweiz. Kantons Graubünden, wird im N. durch die Kette des Hochwang vom Prättigau, im O. durch den Strelapaß vom Davos getrennt. Bei Chur öffnet es sich durch einen Thalhals gegen das Rheinthal. Das Hauptthal, von der Plessur (s. d.) in tiefem, kluftartigem Bett durchflossen, erstreckt sich 20 km lang vom Fuß des Strelapasses westlich bis Brück, wo die Plessur links die Rabiusa aufnimmt und nach Nordwesten umbiegend in die Thalenge tritt. Seine oberste Stufe, das Sapün, ein stilles Wald- und Weidethal, vereinigt sich bei Langwies (1377 m) mit den Seitentälern Fondei rechts und Arosa links. Hauptort ist Langwies (Am Platz), das mit Chur durch eine 22 km lange Poststraße, mit dem Davos durch den Saumweg des Strelapasses (2377 m) verbunden ist und, wie das seenreiche Hochthal von Arosa, als Luftkurort viel besucht wird. S. ist ein Kreis des Bezirks Plessur mit (1888) 1534 meist deutschen reform. E. in 10 Gemeinden, Alpenwirtschaft und Feldbau.

Schangalla, richtiger Schangallo, Volk zwischen Abessinien, dem Gebiet der Homrān (s. d.) und der Barea (s. d.), leben in Dörfern mit patriarchalischen Einrichtungen und sind teils abessin., teils ägypt. Unterthanen. Ihre Hauptbeschäftigung ist der Landbau. Der Sprache nach, die mit dem Nubischen manche Ähnlichkeit hat, gehören die S. zur Urbevölkerung von Nordostafrika, die in den Nubiern und den Fulbe noch fortlebt. – Vgl. Munzinger, Ostafrik. Studien (2. Ausg,, Bas. 1883); Abbadie, Douze ans dans la Haute-Éthiopie (Par.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 383.