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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schloßchemnitz; Schloßen; Schlosser; Schloßgardekompanie

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Schloßchemnitz - Schloßgardekompanie.

erhielt 1875 eine Anstellung an der Universitätsbibliothek daselbst und wurde 1888 zum Kustos derselben befördert. Er veröffentlichte: "Innerösterreichisches Stadtleben vor hundert Jahren" (Wien 1877); "Speise und Trank vergangener Zeiten in Deutschland" (das. 1877); "Erzherzog Johann von Österreich und sein Einfluß auf das Kulturleben der Steiermark" (das. 1878); "Cornelia. Eine Herzensgeschichte in Versen" (Innsbr. 1878); "Österreichische Kultur- und Litteraturbilder" (Wien 1879); "Steiermark im deutschen Lied", Anthologie (Graz 1880, 2 Bde.); "Deutsche Volkslieder aus Steiermark" (Innsbr. 1881); "Steiermärkische Bäder und Luftkurorte" (Wien 1883); "Kultur- und Sittenbilder aus Steiermark" (Graz 1885); "Bibliotheca historico-geographica stiriaca" (das. 1886) u. a.

Schloßchemnitz, s. Chemnitz.

Schloßen, s. Hagel.

Schlosser, 1) Johann Georg, Schriftsteller, geb. 1739 zu Frankfurt a. M., war ein Jugendfreund Goethes und verheiratete sich, zum badischen Oberamtmann in Emmendingen ernannt, im Herbst 1773 mit Goethes Schwester Cornelia. Nach deren frühem, 1777 erfolgtem Tod vermählte er sich 1778 zum zweitenmal mit der Frankfurterin Johanna Fahlmer, der Vertrauten Goethes in den mannigfachen Erlebnissen und innern Kämpfen seiner Sturm- und Drangperiode ("Goethes Briefe an J. F. ^[Johanna Fahlmer]", hrsg. von Urlichs, Leipz. 1874). S. ward 1787 Geheimer Hofrat in Karlsruhe und 1790 Geheimrat und Direktor des Hofgerichts. Weil eine von ihm zu gunsten der Armen erlassene Verordnung wieder zurückgenommen worden war, nahm er 1794 seine Entlassung und lebte nun als Privatmann teils in Ansbach, teils in Eutin. 1798 von Frankfurt a. M. zum Syndikus gewählt, starb er daselbst 17. Okt. 1799. Im Verein mit Merck, Goethe u. a. gründete er 1771 die Frankfurter "Gelehrten Anzeigen" und veröffentlichte außer mehreren Übersetzungen aus Platon, Aristoteles und Äschylos: "Seuthes, oder der Monarch" (Straßb. 1788) u. "Kleine Schriften" (Basel 1779-1794, 6 Bde.). Vgl. Nicolovius, Joh. Georg Schlossers Leben und litterarisches Wirken (Bonn 1844).

2) Friedrich Christoph, ausgezeichneter Geschichtschreiber, geb. 17. Nov. 1776 zu Jever, studierte 1794-97 in Göttingen Theologie, wie auch seine ersten Schriften: "Abälard und Dulcin" (Gotha 1807) und "Leben des Theodor von Beza und des Peter Martyr Vermili" (Heidelb. 1809), theologischen Inhalts waren, und ward dann Hauslehrer in Frankfurt a. M. Die 1808 an der Schule zu Jever erlangte Konrektorstelle legte er schon 1810 wieder nieder und kehrte nach Frankfurt zurück, wo er an seiner "Geschichte der bilderstürmenden Kaiser des oströmischen Reichs" (Frankf. 1812) arbeitete. Vom Fürsten-Primas wurde er 1812 an dem neuerrichteten Lyceum zum Professor der Geschichte und Philosophie ernannt; als dasselbe 1814 eingegangen war, erhielt er die Stelle eines Stadtbibliothekars. 1819 ward er als Professor der Geschichte nach Heidelberg berufen, wo er eine äußerst wirkungsvolle Lehrthätigkeit entwickelte, 1824 den Titel als Geheimer Hofrat und später als Geheimrat erhielt und 23. Sept. 1861 starb. Unter seinen Werken sind hervorzuheben: "Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung" (Frankf. 1817-24, 9 Bde.; 2. Aufl. 1839-41); "Geschichte des 18. Jahrhunderts" (Heidelb. 1823, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: "Geschichte des 18. Jahrhunderts und des 19. bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs" das. 1836-48, 6 Bde.; 5. Aufl. 1864-66, 8 Bde.); "Universalhistorische Übersicht der Geschichte der Alten Welt und ihrer Kultur" (Frankf. 1826-34, 9 Tle.); "Zur Beurteilung Napoleons und seiner neuesten Tadler und Lobredner" (das. 1832-35, 3 Bde.); "Dante" (Leipz. 1855); "Weltgeschichte für das deutsche Volk" (Frankf. 1844-56, 18 Bde. und Register; 4. Ausg., bearbeitet und fortgesetzt von Jäger und Wolff, Berl. 1884-88, 19 Bde.), wovon die ersten 8 Bände nach Schlossers Schriften von Kriegk bearbeitet sind. Mit Bercht gab S. das "Archiv für Geschichte und Litteratur" (Frankf. 1830-35, 3 Bde.) heraus. Wiewohl ein wissenschaftlich durchgebildeter und vielfältig belesener Historiker, ging S. doch nicht darauf aus, durch schöne Form zu wirken oder von seiner Gelehrsamkeit den Beweis zu führen; er stand sogar in ausgesprochenem Gegensatz zu der kritischen wie zu der künstlerischen Geschichtschreibung. Der wissenschaftliche Gehalt seiner Werke steht hinter der moralischen Wirkung weit zurück. Der Liberalismus seiner Ansichten sowie die schlichte, einfach vernünftige Denkweise, die ungeschminkte Ehrlichkeit, die rücksichtslose Wahrheitsliebe und die scharfe, sittenstrenge Beurteilung der Personen und Zeiten haben seine Werke dem Verständnis und dem Gefühl des Volkes näher als die irgend eines andern Geschichtschreibers gebracht, und er hat auf den gebildeten Mittelstand seiner Zeit und dessen politische Anschauungen mächtig eingewirkt, ohne selbst je politisch thätig gewesen zu sein. Ein Denkmal wurde ihm 1876 in Jever errichtet. Vgl. Gervinus, Fr. Chr. S., ein Nekrolog (Leipz. 1861; dazu die Kritik von Löbell: "Briefe über den Nekrolog Schlossers etc.", anonym, Chemn. 1862); Weber, Fr. Chr. S. der Historiker, Erinnerungsblätter (Leipz. 1876); Erdmannsdörffer, Gedächtsnisrede ^[richtig: Gedächtnisrede; im Original-Buchtitel: Gedächtnissrede] zu der Feier von Schlossers 100jährigem Geburtstag (Heidelb. 1876); O. Lorenz, F. C. S. und über einige Aufgaben und Prinzipien der Geschichtschreibung (Leipz. 1878).

3) Johann Friedrich Heinrich, bekannt als eifriger Verfechter ultramontaner Tendenzen, geb. 10. Dez. 1780 zu Frankfurt a. M., praktizierte seit 1803 als Advokat daselbst, ward 1806 vom Fürsten-Primas zum Stadtgerichtsrat ernannt, legte aber diese Stelle bei Auflösung des Großherzogtums Frankfurt nieder und trat 21. Dez. 1814 mit seiner Gattin Sophie, gebornen du Fay, zur katholischen Kirche über. Er starb in seiner Vaterstadt 22. Jan. 1851. S. schrieb unter anderm: "Die morgenländische orthodoxe Kirche Rußlands und das europäische Abendland" (Heidelb. 1845) und "Die Kirche in ihren Liedern durch alle Jahrhunderte" (2. Aufl., Freiburg 1863). Schlossers "Nachlaß" (Mainz 1856-1859, 4 Bde.: Wanderfrüchte, Gedichte, Legenden etc.) gab seine Gattin (gest. 24. Mai 1865 in Stift Neuburg) heraus. Auch veröffentlichte Frese "Goethe-Briefe aus Fritz Schlossers Nachlaß" (Stuttg. 1877).

Schloßgardekompanie, aus 12 Jahre gedienten, halbinvaliden Unteroffizieren der Infanterie, welche möglichst Feldzüge mitgemacht haben und dekoriert sein müssen, sich ergänzende preußische Truppe unter Führung eines Flügeladjutanten, aus 2 Feldwebelsergeanten, 5 Feldwebelunteroffizieren und 62 Unteroffizieren bestehend, dient zur Beaufsichtigung königlicher Schlösser und Gärten und zum Wachtdienst bei feierlichen Gelegenheiten, wobei sie die alten Grenadiermützen tragen. Die 25 Jahre gedienten Unteroffiziere erhalten einen Degen mit Krone, daher Krongardisten genannt. Die S. wurde 30. März 1829 als Gardeunteroffizierkompanie gegründet und führt ihren Namen S. seit 3. Okt. 1861.