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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schnäpel - Schnecken.

ten vier, die Buschmänner mindestens sechs, die sogar mehrfach im nämlichen Wort vorkommen können und in wenigen Wörtern ganz fehlen. Die Mundstellung bei Hervorbringung der S. ist die nämliche wie bei der Aussprache des t, k, p, nur wird die hinter der Zunge oder den Lippen eingesperrte Luft eingesogen anstatt ausgestoßen. Noch andre, für Europäer ganz unaussprechbare S. werden in den Tierfabeln der Buschmänner verschiedenen Tieren in den Mund gelegt, und wahrscheinlich ist dieser in der Gesittung so weit zurückgebliebene Volksstamm der Erfinder der S. gewesen. Von den Buschmännern gingen sie auf die Hottentoten über, deren mißtönende Sprache ein Reisender des vorigen Jahrhunderts mit dem "Krähen kalekutischer Hähne" vergleicht; von ihnen haben die Kaffern die drei leichtesten S. entlehnt. Vereinzelt finden sich S. auch in Sprachen andrer Weltteile, z. B. in nordamerikanischen Indianersprachen, in Guatemala und bei den Negrito der melanesischen Inseln. Sie sind von großem Interesse für die Sprachforschung als Überrest einer primitiven, noch nicht durchweg zu artikulierten Lauten fortgeschrittenen Stufe der Sprachentwickelung.

Schnäpel, s. Renke.

Schnäpper (Schnepper), s. Armbrust.

Schnapphahn, Wegelagerer zu Pferde; dann überhaupt einer, der auf Überfall und Raub lauert; in Niedersachsen Spitzname für Gerichtsdiener. Früher war S. auch Bezeichnung einer Silbermünze mit einem Reiter (Raubritter) auf dem Revers, die seit 1500 am Niederrhein aus achtlötigem Silber geprägt wurde; 79 Stück gingen auf die Mark.

Schnarchen, jenes bekannte Geräusch, welches die Atmungsbewegungen Schlafender begleitet, entsteht dadurch, daß der Atmungsluftstrom das Gaumensegel in Schwingungen versetzt, was um so leichter geschieht, je länger das Zäpfchen an und für sich ist. Schnarchendes Atmen tritt daher krankhafterweise und zuweilen plötzlich ein, wenn das Gaumensegel gelähmt wurde, wie z. B. nach einem Schlaganfall, bei Kopfverletzungen mit Hirndruck, wo es mit Bewußtlosigkeit verbunden und ein sehr schlechtes Zeichen zu sein pflegt. Nicht selten findet sich auch das S. bei krankhafter Vergrößerung der Mandeln und ist durch Ausschneiden derselben leicht zu beseitigen.

Schnarre, s. Drossel, S. 158.

Schnarrposten, s. Sicherheitsdienst.

Schnarrwerk, die Zungenstimmen in der Orgel.

Schnauzenmotte, s. Gespinstmotte.

Schnebbe (Schneppe), die auf die Stirn herabreichende Spitze einer Frauenhaube, auch diese selbst; wird jetzt noch von Witwen und bei Hoftrauer getragen.

Schnecke, s. v. w. Schraube; auch ein Bestandteil der Spindeluhr; ferner ein Teil des ionischen Kapitäls (s. Volute) sowie des innern Ohrs (s. d.).

Schnecken (Bauchfüßer, Gastropoda aut., Cephalophora Blainv., hierzu Tafel "Schnecken"), Klasse der Mollusken, Weichtiere mit mehr oder minder scharf gesondertem, mit Sinnesorganen (zwei oder vier Fühlern) und Mundwerkzeugen versehenem Kopf und einem auf der Bauchseite befindlichen muskulösen Fuß, der entweder breit und flach, sohlenförmig ist, oder eine senkrecht erhobene Flosse darstellt (Heteropoden), oder vorn zwei seitliche flügelartige Lappen trägt (Pteropoden). Der Mantel bildet auf dem Rücken eine mehr oder minder umfangreiche Duplikatur mit meist verdicktem Rand, bedeckt in der Regel eine Höhlung, welche das Atmungsorgan in sich birgt, und ist oft zu einem Atemrohr (Sipho) ausgezogen. Derjenige Teil des Tiers, welcher die innern Organe enthält, der sogen. Eingeweidesack, wölbt sich in vielen Fällen auf der Rückenfläche beträchtlich vor und ist dann auch meist spiralig aufgerollt. Ganz allgemein wird eine Schale (Gehäuse) gebildet und zwar während der Entwickelung auch bei Formen, welche später nackt sind. Die Absonderung der äußern Schale erfolgt zuerst von der ganzen den Eingeweidesack bedeckenden Haut, ihr Wachstum geschieht aber nur vom Mantelrand aus. Das Gehäuse bildet in der Regel eine feste Kalkschale von ähnlicher Struktur wie die Perlmutterschicht der Muschelschale und wird auch noch von einer rauhen, manchmal haarigen Epidermis überzogen. In andern Fällen ist die Schale zart, hornig, biegsam, gallertartig bis knorpelig; sie bedeckt zuweilen nur die Mantelhöhle mit dem Respirationsorgan oder liegt in der Mantelhaut verborgen; häufiger wird sie frühzeitig abgeworfen, meist aber wiederholt sie einigermaßen die Form der Wandungen des Eingeweidesacks und vermag auch Kopf und Fuß beim Zurückziehen des Tiers vollständig in sich aufzunehmen. Stets ist die Schale einfach und zwar flach oder napfförmig oder in sehr verschiedener Weise spiralig gewunden. Viele S. besitzen am hintern Ende des Fußes einen bleibenden hornigen oder kalkigen, geringelten oder spiralig gewundenen Deckel, der beim Zurückziehen des Tiers die Schalenöffnung schließt. Viele Landschnecken sondern dagegen regelmäßig vor dem Eintritt des Winter- (in heißen Gegenden des Sommer-) schlafs einen Kalkdeckel ab, welcher im nächsten Frühling wieder abgeworfen wird. Die Schale bedeckt das Tier meist nur lose und steht mit demselben lediglich durch den Spindelmuskel in Verbindung, welcher am Rücken des Fußes entspringt und am Anfang der letzten Windung an der Spindel des Gehäuses befestigt ist. Das Nervensystem der S. zeigt manche Ähnlichkeit mit dem der Muscheltiere; in einzelnen Fällen kommt es noch zu einem sogen. Strickleiternervensystem, indem nämlich das Fußnervenpaar mit Querkommissuren ausgestattet ist (s. Mollusken, S. 727), im allgemeinen jedoch gibt es nur die typischen drei Ganglienpaare mit ihren Verbindungen und den von ihnen ausgehenden Nerven sowie das Eingeweidenervensystem. Die Augen liegen meist an der Spitze von Stielen, welche in der Regel mit den Fühlern verschmelzen. Bei einigen Arten Lungenschnecken (s. d.) gibt es außerdem noch Augen, die nach einem ganz andern Typus gebaut sind. Die Gehörorgane befinden sich gewöhnlich in der Nähe des Fußganglions, die Geruchsorgane nahe den Kiemen. Als Tastorgane fungieren die Fühler, die oft wulstigen Lippenränder sowie lappenartige Verlängerungen am Kopf, Mantel und Fuß. Die Fühler (meist zwei, selten vier) sind einfache kontraktile Fortsetzungen der Körperwand, welche bei einigen Lungenschnecken eingestülpt werden können, und bergen einen an der Spitze anschwellenden Nerv. Die von Lippenrändern umgrenzte Mundöffnung führt in eine Mundhöhle mit muskulöser Wandung (Schlundkopf), an welche sich die lange Speiseröhre und der Magen anschließen. Der meist lange, mehrfach gewundene und von einer sehr umfangreichen Lebermasse umhüllte Darm mündet in der Nähe der Atemorgane, zuweilen aber auch auf der Rückenfläche weiter nach hinten durch den After aus. Im Schlundkopf befindet sich meist ein Kauapparat in Gestalt eines oder mehrerer horniger Kiefer an der obern Schlundwand und einer teils muskulösen, teils knorpeligen Zunge, auf deren horniger Membran (Reibplatte oder Radula) höchst charakteristisch gestaltete, in Querreihen angeordnete Plätt-^[folgende Seite]