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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schühlein; Schuhmacher; Schuhplattler; Schuhu; Schuhzweckenleber; Schuiskij

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Schühlein - Schuiskij.

war, die in das darunter befindliche Leder ein Loch gestochen hatte. Wird nun der Holzstift durch einen in das Rohr hineinragenden Hammer getroffen, so wird er in dem Rohr zunächst zusammengepreßt und tritt sodann mit Leichtigkeit in das etwas dünner gebohrte Loch in dem Leder ein, welches er, indem er sich wieder ausdehnt, sehr vollkommen ausfüllt. Die Holzpflöcke werden bei dieser Maschine von langen, aufgerollten Holzbändern von der Dicke der Pflöcke und einer Breite gleich der Länge der Pflöcke abgeschlagen. Alle hier vorkommenden Einzeloperationen, zu denen auch die selbstthätige Fortschiebung der Sohle und die gewünschte Distanz zweier Löcher gehören, werden von der Maschine selbstthätig und mit großer Geschwindigkeit vollzogen. Neuerdings werden die Sohlen auch oft mittels besonderer Maschinen durch Schrauben befestigt. Das Glätten der Sohlen besorgt die Glätt- oder Glaspapiermaschine. Die Maschinen-Schuhmacherei liefert ein gleichmäßigeres und besseres Produkt zu billigerm Preis als die Handschuhmacherei und wird sich daher trotz alles Widerstrebens der letztern immer mehr Bahn brechen. Vgl. Schneider, Die moderne Schuhfabrikation (Weim. 1877, mit Atlas); Knöfel, Lehrbuch der Fußbekleidungskunst (2. Aufl., Leipz. 1879); Rodegast, Die Fußbekleidungskunst (Weim. 1888); Franke, Die Schuhmacherei (3. Aufl., Artern 1887).

[Hygienisches.] Das Schuhwerk soll sich naturgemäß dem Bau des Fußes anpassen, unsre moderne Fußbekleidung aber ist so unnatürlich gestaltet, daß man selbst bei heranwachsenden jungen Leuten schwerlich noch einen normal gebildeten Fuß findet, da das Schuhwerk sehr frühzeitig zur Verkrüppelung der Zehen und zu Mißbildungen des Fußskeletts führt. Da sich der Fuß beim Aufsetzen auf den Boden um 1/10 verlängert und um mehr als 1/30 verbreitert, so sollte das Maß nicht im Sitzen genommen werden. Beim Gehen löst sich der Fuß derartig vom Boden los, daß schließlich die Spitze der großen Zehe gegen den Boden abdrückt. Hierzu bedarf sie freien Spielraums, aber auch alle übrigen Zehen, die behufs seitlicher Stützung des Fußes sich krümmen und fest an den Boden andrücken sollen, müssen im Schuhwerk frei beweglich bleiben. Letzteres muß daher, anstatt in eine Spitze auszulaufen, berücksichtigen, daß die Zehenränder mit der durch die Köpfchen der Mittelfußknochen gezogenen geraden Linie ein unregelmäßiges Viereck bilden. Die Sohle ist richtig geformt, wenn eine Linie, die um die halbe Breite der großen Zehe entfernt von dem vordern Teil des innern Sohlenrandes parallel mit diesem gezogen wird, in ihrer Fortsetzung durch den Mittelpunkt des Absatzes geht. Letzterer muß groß, breit und höchstens 15-20 mm hoch sein, weil bei zu hohem Absatz der Unterstützungspunkt des Körpers zu weit von seinem Schwerpunkt entfernt ist und das Körpergewicht auf die Zehen drückt, so daß die Wadenmuskeln nur unvollkommen fungieren können und das Gehen und Stehen sehr unsicher wird. Der Fußrücken ist wegen der hier verlaufenden Gefäße und Nerven ganz besonders vor Druck zu schützen. Das Oberleder soll weich und geschmeidig erhalten werden. Der Fuß wird am besten durch wollene Strümpfe vor Erkältung geschützt, doch ist notwendig, daß das Schuhwerk die Ausdünstung nicht behindere, um das Feuchtwerden zu vermeiden. Deshalb ist dauerndes Tragen von Gummischuhen ungesund, und besser als die über dem Fuß fest anschließenden Stiefeletten sind Stiefel mit halbhohem, weitem Schaft oder Schuhe. Vgl. Meyer, Die richtige Gestalt der Schuhe (Zürich 1858); Derselbe, Die richtige Gestalt des menschlichen Körpers in ihrer Erhaltung und Ausbildung (Stuttg. 1874); Günther, Über den Bau des menschlichen Fußes und dessen zweckmäßigste Bekleidung (Leipz. 1863); Starcke, Der Militärstiefel etc. ("Deutsche militärische Zeitschrift" 1880).

Schühlein (Schüchlin), Maler, geboren um 1440 zu Ulm, bildete sich nach den Meistern der kölnischen und niederländischen Schule, war 1493 Ältester der Lukasgilde in Ulm und starb daselbst 1502. Sein Hauptwerk ist der Hochaltar in Tiefenbronn bei Kalw mit Darstellungen aus dem Leben Mariä und der Passion. Er war der Lehrmeister Zeitbloms.

Schuhmacher, Peter, Graf von Griffenfeldt (Greifenfeld), dän. Staatsmann, geb. 3. Sept. 1635 zu Kopenhagen als Sohn eines Weinhändlers, bezog schon im 13. Jahr die Universität, ward von König Friedrich III. zum Kanzleisekretär, Archivar und Bibliothekar ernannt und 1660 mit dem Entwurf des Königsgesetzes beauftragt. Nach der Durchführung desselben zum leitenden Minister ernannt, bildete er nach dem Beispiel Richelieus die absolute Monarchie durch zweckmäßige Einrichtungen vollends aus, behielt auch unter Friedrichs Nachfolger Christian V. seinen maßgebenden Einfluß, suchte nach außen den Frieden zu erhalten und 1671 durch Schaffung eines neuen Hofadels die alte Adelsmacht in Vergessenheit zu bringen. 1671 selbst zum Grafen von Griffenfeldt, 1673 zum Großkanzler und Ritter des Elefantenordens erhoben, wurde er, da er als Emporkömmling verhaßt war, durch Stolz den Adel, durch selbständiges Auftreten den König verletzte, endlich aus Friedensliebe den Krieg an Schweden zu erklären zögerte, von seinen zahlreichen Feinden der Bestechung, des Unterschleifs und Verrats angeklagt, im März 1676 verhaftet und trotz würdiger, überzeugender Verteidigung zum Tod und Verlust seines Vermögens verurteilt. Erst auf dem Schafott wurde ihm das Leben geschenkt, aber 22 Jahre schmachtete er in strenger Kerkerhaft in Frederikshavn, dann auf Munkholm bei Drontheim. Er starb 22. März 1699, wenige Wochen nach seiner Freilassung. Vgl. Vaupell, Rigskantsler Grev Griffenfeld (Kopenh. 1880 bis 1882, 2 Bde.).

Schuhplattler (schwäbischer Langaus), besonders in den oberbayrischen Gebirgsorten beliebter Tanz, wird von einem Paar getanzt: die Tänzerin dreht sich ruhig fort, indes der Tänzer um sie herumtanzt, mit den Füßen stampft, mit den Händen im Takt auf Schenkel, Kniee und Absätze schlägt, auch wohl die Tänzerin unter seinen Armen hinwegtanzen läßt, sie in die Höhe hebt etc.

Schuhu, s. v. w. Uhu, s. Eulen, S. 906.

Schuhzweckenleber, die mit körnigen oder höckerigen Hervorragungen bedeckte Leber bei interstitieller Leberentzündung.

Schuiskij, russ. Fürstenfamilie aus dem Geschlecht Ruriks, deren namhaftestes Glied Wasilij Iwanowitsch S. ist. Derselbe veranlaßte einen Aufstand gegen den ersten der falschen Dimitris (s. Demetrius 5) 17. Mai 1606, worauf er selbst nach der Ermordung des letztern unter dem Namen Wasilij den Thron der Zaren bestieg. Er hatte schwere Kämpfe gegen einen zweiten falschen Dimitri, Iwan Bolotnikow, sowie gegen andre Abenteurer und gegen die Polen zu bestehen, ohne dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Seine Macht war durch die Bojaren beschränkt. Noch während seiner Regierung wurde Wladislaw von Polen zum Zaren gewählt. S., welcher von der öffentlichen Meinung der Mitschuld an dem Tod seines Verwandten, des ausgezeichneten Feldherrn