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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schweizer - Schwelm.

dessen Fortsetzung: "Jahrbuch für schweizerische Geschichte" (das. 1877 ff.) und der "Anzeiger für schweizerische Geschichte" (Soloth. 1870 ff.), die Organe der Allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der S.; "Der Geschichtsfreund", Mitteilungen des Historischen Vereins der fünf Orte (Einsiedeln 1843 ff.); "Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich" (das. 1841 ff.); Kopp, Urkunden zur Geschichte der eidgenössischen Bünde (Luzern u. Wien 1835-51, 2 Bde.); "Amtliche Sammlung der ältern eidgenössischen Abschiede 1245-1798" (erscheint seit 1856) und "der neuern Abschiede 1803-48" (Bern 1842-76, 4 Bde.; 2. Aufl. 1886 ff.); Strichler, Amtliche Sammlung der Akten aus der Zeit der Helvetischen Republik (Basel 1886 ff.); "Mémoires et documens ^[richtig: documents]" (hrsg. von der Geschichtsforschenden Gesellschaft der romanischen S., Lausanne 1838 ff.); Secrétan, Galerie suisse, biographies nationales (das. 1874-79, 3 Bde.). Einen "Historisch-geographischen Atlas der S." bearbeiteten Vögelin, G. Meyer v. Knonau und G. v. Wyß (Zürich 1846-69).

Schweizer (Schweizergarden, Schweizerregimenter), die ehedem in fremden Diensten stehenden Truppen aus geworbenen Schweizern. Sie standen in der Regel unter eignen Offizieren, hatten eigne Gerichtsbarkeit und dienten (seit Ende des Mittelalters) gegen hohen Sold (Sprichwort: "Point d'argent, point de Suisse", "Kein Kreuzer, kein Schweizer") besonders in Frankreich, Holland, Spanien, Piemont, Neapel und im Kirchenstaat; in der spätern Zeit bildeten sie hauptsächlich die Leibgarde despotischer Fürsten (vgl. Fremdentruppen). Jetzt sind solche Militärkapitulationen durch den Bundesrat auf dem Weg des Gesetzes verboten. Vgl. Rudolf, Geschichte der Feldzüge und des Kriegsdienstes der S. im Ausland (Baden 1845, 2 Bde.); v. Mülinen, Geschichte der Schweizer Söldner bis zur Errichtung der ersten stehenden Garde 1497 (Bern 1888). Die Palastwache des Papstes bilden 100 S. in malerischem Kostüm (angeblich von Michelangelo nach der Luzerner Tracht entworfen) mit Hellebarde und Pickelhaube. Allgemein gebraucht man (besonders in Frankreich und Rußland) den Ausdruck S. für Thürhüter, Pförtner; auf Gütern bezeichnet er den Milch- und Käsewirtschafter (vgl. Holländerei).

Schweizer, Alexander, reform. Theolog, geb. 14. März 1808 zu Murten, studierte in Zürich und Berlin und ward 1835 Professor der praktischen Theologie in Zürich, Mitglied des Kirchen- und Erziehungsrats und des Großen Rats sowie 1844 Pfarrer an der Münstergemeinde daselbst; starb 3. Juli 1888. Von seinen Schriften sind außer Predigtsammlungen und Abhandlungen hervorzuheben: "Die Glaubenslehre der reformierten Kirche" (Zürich 1844-47, 2 Bde.); "Homiletik der evangelisch-protestantischen Kirche" (das. 1848); "Die protestantischen Zentraldogmen innerhalb der reformierten Kirche" (das. 1854 bis 1856, 2 Bde.); "Die christliche Glaubenslehre" (2. Aufl., Leipz. 1877, 2 Bde.); "Pastoraltheorie" (das. 1875); "Nach rechts und links; Besprechungen über Zeichen der Zeit" (das. 1876); "Die Zukunft der Religion" (das. 1878). Eine Autobiographie erschien unter dem Titel: "Professor Dr. A. S." (Zürich 1889).

Schweizerbäcker, s. Konditor.

Schweizerdegen (v. altdeutschen "Degen", s. d.), in der Buchdruckerei ein Gehilfe, der sowohl das Setzen als das Drucken versteht.

Schweizerei, s. Holländerei.

Schweizerflöte, s. v. w. Querflöte (s. Flöte); in der Orgel eine sehr eng mensurierte offene Flötenstimme zu 8 Fuß von Metall; da sie leicht überschlägt, ist sie nur in Verbindung mit andern 8 Fuß-Stimmen zu gebrauchen. Als 4 Fuß-Stimme heißt sie meist Schweizerpfeife.

Schweizergarden, s. Schweizer.

Schweizerhall, die reichste Saline der Schweiz, in Baselland, 6 km von Basel, durch Zweigbahn mit der Linie Basel-Olten verbunden, 1836 in einer Tiefe von 135 m erbohrt, liefert jährlich 130,000 Doppelztr. Steinsalz. Indem man Wasser auf das Steinsalz bringt, erhält man eine "künstliche Sole" von 24-27 Proz. Ein Teil der Sole wird im Solbad S. zu Heilzwecken verwertet.

Schweizerhof, Irrenanstalt, s. Zehlendorf.

Schweizerklee, s. v. w. Esparsette, s. Onobrychis.

Schweizermühle, Kaltwasserheilanstalt und Luftkurort in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, in schöner Lage im Bielagrund in der Sächsischen Schweiz, 346 m ü. M., hat zahlreiche vortreffliche Quellen und großartige Baumschulen, besonders in Koniferen.

Schweizerthor, einer der über den Rätikon führenden Hochgebirgspässe (2170 m), verbindet Schiers im Graubündner Thal Prätigau (688 m) mit Vandans in Vorarlberg; er ist nicht fahrbar.

Schwelen, eine trockne Destillation, bei welcher das derselben unterworfene Material selbst einer unvollständigen Verbrennung unterliegt und dadurch die erforderliche hohe Temperatur hervorbringt. Man schwelt namentlich harzreiches Holz zur Teer- und Rußgewinnung, doch heißt auch die in Retorten oder Öfen vollzogene trockne Destillation der Braunkohle (Schwelkohle) zur Teergewinnung für die Paraffinindustrie Schwelerei.

Schwellbeize, s. Leder, S. 608.

Schwelle, ein unten auf einer Mauer oder auf Balken horizontal aufliegendes stärkeres Stück Holz, in welchem Säulen oder Ständer eingezapft sind. Die Grundschwelle (Unterschwelle) liegt bei Fachwerkswänden unmittelbar auf der Grundmauer, die Thürschwelle begrenzt die Thüröffnung nach unten und nimmt die Zapfen der beiden Thürpfosten auf. Die Hauptschwelle der zweiten Etage nennt man Saumschwelle und ihre oberste Einfassung Wandrahmen. Auch die zur seitlichen Begrenzung einer Brückenbahn dienenden, auf derselben liegenden Balken heißen Saumschwellen. Bei Dachstühlen werden bisweilen die Pfetten (s. d.) Kehlschwellen und die Fußpfetten Dachschwellen genannt. Endlich bilden Schwellen als Lang- oder Querschwellen aus Holz oder Eisen Bestandteile des Oberbaues von Eisenbahnen (s. d., S. 449).

Schwellkörper, s. Rute.

Schwelm, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, an der Schwelm, Knotenpunkt der Linien Neuß-S., S.-Schwerte-Soest, S.-Dortmund und Düsseldorf-S. der Preußischen Staatsbahn, 281 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Realprogymnasium, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, Kanalisation, Gas- und Wasserleitung, Fabrikation von Band, Litzen, Eisengarn, Leinwand, Samt, Pianofortes, Papier, Draht, Holzschrauben und Schläuchen, Eisengießereien u. Maschinenfabriken, ein Emaillierwerk, Eisen-, Stahl- und Messing-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Schwelm.]