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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Selachoidĕi; Selădon; Seladonīt; Seladonporzellan; Selagineen; Selaginella; Selaginelleen; Selam

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Selachoidei - Selam.

Dünndarm enthält die sogen. Spiralklappe, d. h. eine wie eine Wendeltreppe im Innern verlaufende Hautfalte, welche den Durchgang der Nahrungsstoffe verlangsamt und zugleich die resorbierende Oberfläche der Darmhaut vergrößert. Das Gehirn, von dem knorpeligen Schädel beschützt, ist verhältnismäßig groß. Die Augen sind durch bewegliche Lider verschließbar; die Nase wird durch zwei große Öffnungen, über welche sich Hautklappen legen, dargestellt; ein äußeres Ohr fehlt. Die Befruchtung der Eier geschieht im Innern des Körpers. Die Eier werden entweder abgelegt und dann oft mittels Schnüren an Seepflanzen befestigt (Seemäuse, s. Tafel "Fische II", Fig. 21), oder innerhalb des zu einem Uterus erweiterten Eileiters entwickelt. Im letztern Fall findet eine Ernährung des Eies seitens des mütterlichen Körpers, zum Teil durch eine Art von Placenta, statt. Die Embryonen haben eine Zeitlang äußere Kiemen in Gestalt verzweigter Fäden, welche aus den Kiemenspalten hervorragen. Die S. sind fast alle Bewohner der Meere und ernähren sich sämtlich von Fischen, Muscheln oder Krebsen. Im allgemeinen liegen sie tags ruhig auf dem Sand ausgestreckt und werden erst bei Dunkelheit lebhaft. Bei einigen Gattungen (Zitterrochen) sind elektrische Organe vorhanden (s. Zitterfische). Die S. gehören zu den ältesten Fischen; eine große Anzahl Familien ist völlig ausgestorben. Schon im obern Silur treten sie auf (Hybodonten, nur fossil, bis zur Kreidezeit), lassen sich dann in der Gruppe der Cestracionten (die schmalen Kiefer sind dicht mit Mahlzähnen besetzt; Gattungen Orodus und Cochliodus, s. Tafel "Steinkohlenformation I"; Ptychodus, s. Tafel "Kreideformation") vom Kohlengebirge bis zur Gegenwart verfolgen (lebend noch die Gattung Cestracion in den ostindischen Meeren) und beginnen mit Formen, welche den echten Haien zugehören, im Zechstein, um sich in der Kreide (Otodus, s. Tafel "Kreideformation") und in der Tertiärzeit (Carcharodon, Notidanus, Myliobatis, s. Tafel "Tertiärformation I") zu großer Verbreitung zu entwickeln. Erhalten sind von den meisten dieser Fossilien nur Zähne u. Rückenstacheln (Ichthyodorulithen), doch ist namentlich bei letztern die Klassifizierung sehr unsicher (z. B. bei Tristychius, s. Tafel "Steinkohlenformation I"). Man teilt die S. in die zwei großen Gruppen der Haifische (Selachoidei oder Squalidae) und Rochen (Batoidei oder Rajae) ein. Die erstern sind mehr oder weniger langgestreckt, schwimmen meist vortrefflich und sind gefürchtete Raubfische. Zu ihnen gehören die Meerengel (Squatinidae), welche durch ihre großen Brustflossen und platte Gestalt den Übergang zu den Rochen (s. d.) bilden. Diese sind scheibenförmig verbreitert, halten sich mehr auf dem Grunde des Meers auf und nähren sich meist von kleinern Tieren, wie Krebsen, Schnecken etc. Vgl. Müller und Henle, Systematische Beschreibung der Plagiostomen (Berl. 1841).

Selachoidĕi, Haifische (s. d. und Selachier).

Selădon (franz. Céladon), Name des Helden in Honoré d'Urfés Schäfergedicht "Astrée" (1610); daher Bezeichnung eines sentimentalen und schmachtenden Liebhabers. Seladongrün, ein zartes, ins Blasse und Unbestimmte spielendes Grün.

Seladonīt, s. Grünerde.

Seladonporzellan, das älteste uns bekannte chinesische Porzellan, von brauner, steinzeugartiger, sehr harter Masse und mit einem fast undurchsichtigen, rötlichgrauen oder meergrünen Email überzogen. Die Verzierung besteht meist nur in einem Netz künstlich erzeugter Sprünge. Vgl. Craquelé.

Selagineen, dikotyle, etwa 140 Arten umfassende, besonders im Kapland einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren unter den Sympetalen, kleine Sträucher, wenige Kräuter mit wechselständigen, einfachen Blättern und vollständigen, zygomorphen, meist endständige Ähren bildenden Blüten, welche eine lippenförmige Blumenkrone, meist vier Staubgefäße mit einfächerigen Antheren und einen zweifächerigen Fruchtknoten mit einer Samenknospe in jedem Fach besitzen.

Selaginella Spring., kryptogamische Gattung in der Klasse der Lykopodiaceen unter den Gefäßkryptogamen, meist kleine, moosähnliche, perennierende Pflanzen, die rasenförmig auf der Erde und an Felsen in Gebirgsgegenden wachsen, in über 200 Arten, besonders in den feuchten Waldgebieten der Tropen, verbreitet. Ihre dünnen, zerbrechlichen, meist gabelig verzweigten Stengel tragen kleine, einfache, sitzende Blätter. Die Wurzeln entstehen entweder in normaler Weise oder auf eigentümlichen sogen. Wurzelträgern, welche blattlose Zweige darstellen, in der Erde wachsen und dann erst echte Wurzeln hervortreten lassen. Die fruktifizierenden. Sprosse bilden prismatisch-vierseitige Ähren mit gekielten Tragblättern, welche in ihren Achseln oder auf der Basis zweierlei Sporangien: größere, dreiköpfige Makro- und kleinere, eiförmige Mikrosporangien, tragen. Bei der Reife öffnen sich die Sporangien durch einen Riß. In ihrer Entwickelung ist S. durch das Auftreten eines Endosperms innerhalb der ausgekeimten Makrospore sowie durch die Embryobildung ausgezeichnet und nähert sich hierin den Phanerogamen. Nur zwei Arten finden sich in Deutschland wild; mehrere südeuropäische und amerikanische Arten, wie S. Kraussiana Kze., S. apus Spring., S. erythropus Spring., S. Martensii Spring., S. lepidophylla Spring. u. a., zieht man überall in Gewächshäusern, wo sie wegen ihrer zierlichen Gestalt und ihres rasenförmigen Wuchses zur Bildung grüner Plätze, zur Bekleidung von Felspartien und zu Einfassungen benutzt werden; auch sind sie in der Zimmerkultur zur Verzierung von Blumentischen, Aquarien und in Ampeln beliebt. Vgl. Braun, Über die Gattung S. (Berliner Akademieberichte 1865); Pfeffer, Die Entwickelung des Keims der Gattung S., in Hansteins "Botanischen Abhandlungen", Bd. 1 (Bonn 1872).

Selaginelleen (Selaginelleae), kryptogamische Familie aus der Klasse der Lykopodiaceen unter den Gefäßkryptogamen, mit zweierlei Sporen, welche in Makro- und Mikrosporangien enthalten sind, charakterisiert durch die Stellung dieser Sporangien einzeln und frei in den Achseln der Blätter. Die eigentlichen S. haben cylindrisch fadenförmige, dichotom verzweigte Stengel, welche mit kleinen, schuppenförmigen, einfachen Blättern besetzt sind; die in ihrer Achsel Sporangien tragenden Blätter sind meist in eine endständige Ähre geordnet. Einzige Gattung Selaginella Spring. Die zunächst mit ihnen verwandte Familie der Isoeteen, welche nur aus der Gattung Isoëtes L. besteht, unterscheidet sich durch einen kurzen, knollenförmigen, unverzweigten Stengel, der an seiner obern Seite lange, linealische, am Grund scheidenförmige Blätter trägt, in deren Scheide ein Makro- oder ein Mikrosporangium sich befindet.

Selam (Salem, arab.), Gruß, Heil; Grußverbeugung; auch s. v. w. Blumensprache (s. d.). Selam-aleïkum ("Friede mit Euch"), die gewöhnliche Grußformel der Araber, die umgekehrt mit "Aleïkum-selam" erwidert wird.