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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Senhor - Sennecey.

Senhor (portug., span. Señor, beides spr. ssenjör), Herr, Gebieter; Senhora (Señora), Herrin, Gebieterin.

Seni, Giovanni Baptista, Astrolog zu Padua, ward 1629 von Wallenstein berufen, um diesem die Nativität zu stellen, und, da er kurz vor dessen Ermordung in seinem Zimmer anwesend gewesen war, in eine Untersuchung verwickelt, die jedoch keine Schuld herausstellte.

Senigallia, Stadt, s. Sinigaglia.

Senil (lat.), greisenhaft.

Senio, Fluß in Mittelitalien, entspringt auf den Apenninen in der Provinz Florenz, fließt nordöstlich und mündet nach einem Laufe von 80 km westlich von Sant' Alberto in den Po di Primaro.

Senior (lat.), der ältere, Gegensatz von Junior (s. d.); der Älteste einer Familie, insofern er ein Seniorat (s. d.) besitzt; der Vorsteher einer Gesellschaft oder Verbindung, besonders auf Universitäten, danach auch der Delegierte einer Fraktion des deutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses (s. Seniorenkonvent).

Senior, Nassau William, engl. Nationalökonom, geb. 1790 zu Dunford in Wilts, gest. 4. Juni 1864, war Professor der Nationalökonomie zu Oxford, eifriger Vertreter der liberalen Richtung, nahm wirksamen Anteil an der Armengesetzreform von 1834. Er schrieb: "On foreign poor laws and labourers" (1835); "Introductory lectures on political economy" (1852), "Suggestions on popular education" (1861); "Biographical sketches" (Lond. 1863), "Essays on fiction" (1864), "Historical and philosophical essays" (1865, 2 Bde.) sowie meist erst nach seinem Tod veröffentlichte Tagebücher über seine Reisen in der Türkei und Griechenland (1859), Irland (1868), Frankreich (1871), Ägypten und Malta (1882, 2 Bde.), endlich "Conversations with Thiers, Guizot etc." (1878, 2 Bde.) und "Conversations during the second empire" (1880, 2 Bde.).

Seniorat (lat.), die Successionsordnung, nach welcher Güter stets auf den Familienältesten ohne Rücksicht auf Linien- und Gradesnähe, vielmehr bloß vermöge des Lebensalters fallen, und insofern verschieden von dem Majorat (s. d.).

Seniorenkonvent, eine aus dem studentischen Leben (s. Landsmannschaften) herübergenommene Bezeichnung für den aus den Delegierten der Fraktionen im deutschen Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus gebildeten Ausschuß, welcher die Zahl der Vertreter jeder Fraktion in den Kommissionen, Fragen der Geschäftsordnung u. dgl. vereinbart.

Senium (lat.), s. v. w. Greisenalter, Krankheiten desselben (s. Altersschwäche).

Senjen, Insel an der Nordküste Norwegens, zum Amte Tromsö gehörig, 1666 qkm (30,3 QM.) groß mit (1876) 4000 Einw.

Senkblei (Lot, Handlot, Tieflot, Grundblei), Vorrichtung zum Messen der Meerestiefe vom Schiff aus, besteht aus einem an einer Lotleine befestigten Körper aus Blei in Form einer schlanken Pyramide, deren Basis eine kleine, mit Talg ausgeschmierte Höhlung besitzt, um eine Probe des Grundes, den das S. berührt hat, mit nach oben zu bringen. Letzteres ist unter Umständen die Hauptsache.

Senkeisen, s. Amboß.

Senkelknüpfen, s. v. w. Nestelknüpfen, s. Nestel.

Senkkasten, s. Grundbau, S. 859.

Senkow (Senjkow), Kreisstadt im russ. Gouvernement Poltawa, mit 3 Kirchen, einer Synagoge und (1885) 13,775 Einw., welche viel Landwirtschaft, auch Handel treiben. Der Ort wird zuerst 1604 erwähnt.

Senkowskij, Ossip Iwanowitsch, russ. Orientalist und Schriftsteller, geb. 31. März (a. St.) 1800 bei Wilna, bereiste 1819-21 den Orient, erhielt 1822 die Professur der orientalischen Sprachen an der Universität zu St. Petersburg, trat 1847 von derselben zurück und starb 16. März (a. St.) 1858 daselbst. Die Redaktion der von ihm gegründeten Zeitschrift "Lesebibliothek", die er seit 1834 geführt, hatte er in der Folge aufgegeben und sich als Mitarbeiter am "Sohn des Vaterlands" beteiligt, darin mit Nachdruck auf durchgreifende Reformen in Rußland dringend. Von seinen Werken sind auszuzeichnen: "Collectanea" (Warsch. 1824-25, 2 Bde.), Auszüge aus türkischen Autoren zur polnischen Geschichte enthaltend; "Supplément à l'histoire des Huns, des Turcs et des Mongols" (Petersb. 1824); "Phantastische Reisen" (neue Aufl., das. 1841, 3 Bde.); mehrere unter dem Pseudonym Baron Brambäus veröffentlichte Romane, wie: "Der Fall des Reichs Schirwan" (1842), "Die vollkommenste Frau" (1845) u. a. Auch Moriers "Hajji Baba" übersetzte er ins Russische (2. Aufl., Petersb. 1845, 4 Bde.).

Senkrecht, s. v. w. perpendikular, s. Perpendikel.

Senkrücken (griech. Lordosis), Verkrümmung der Wirbelsäule nach vorn, betrifft fast stets die Lendenwirbelsäule, ist selten ein primäres Übel, gesellt sich aber häufig zu andern Rückgratsverkrümmungen sowie zur Hüftgelenksentzündung hinzu, indem die Natur das Gleichgewicht des Körpers, welches durch andre Rückgratsverkrümmungen gestört war, wiederherzustellen (Kompensationslordose) sucht. Diese Form des Senkrückens kann nur nach Beseitigung des primären Übels gehoben werden, was selten genug geschieht. Auch gegen primäre Lordosen gibt es nur palliative Hilfe. Vgl. Pottsches Übel.

Senkschuß, s. Depressionsschuß.

Senkung, in der Geologie, s. Hebung.

Senkwage, s. Aräometer.

Senlis (spr. ssanglis), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Oise, an der Nonette und der Eisenbahn Chantilly-Crépy, hat alte Ringmauern, eine ehemalige Kathedrale mit schönem Glockenturm, Ruinen eines Schlosses aus der Zeit Ludwigs des Heiligen, Handel mit Getreide, Wolle, Holz etc. und (1886) 5924 Einw. - S. hieß im Altertum Augustomagus und war eine der bedeutendsten Städte der Bellovaker sowie später unter den Karolingern eine Pfalz. Es war vom 6. Jahrh. bis 1801 Bischofsitz. Hier 23. Mai 1493 Vergleich zwischen Karl VIII. von Frankreich und dem Kaiser Maximilian I., worin letzterm die Franche-Comté und Artois abgetreten wurden; 27. Juni 1815 Gefecht der Preußen unter Bülow gegen die Franzosen unter Kellermann.

Senn, s. Alpenwirtschaft.

Senna, Stadt im portug. Ostafrika, am Sambesi, früher Hauptsitz des Sklavenhandels, jetzt aber wegen des höchst ungesunden Klimas ganz verlassen.

Sennar, Land, s. Senaar.

Senne, bewaldete Sand- und Heidefläche im Westfälischen, im N. von Lippspringe, westlich am Teutoburger Wald, jetzt zum Teil angebaut. Daselbst im lippeschen Schloß Lopshorn das bekannte Sennengestüt, wo treffliche Pferde (Senner) gezogen werden.

Senne, Fluß in Belgien, entspringt bei Naast im Hennegau, tritt in die Provinz Brabant ein, durchfließt Brüssel und fällt unterhalb Mecheln in die Dyle; 103 km lang.

Sennecey (spr. Ssenn'ssä, S. le Grand), Flecken im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Châlon, an der Eisenbahn Dijon-Lyon, mit Hochöfen,