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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Siegen - Siegmund.

baues (Berl. 1881); Philippi, Siegener Urkundenbuch (Siegen 1886 ff.).

Siegen, Ludwig von, Erfinder der Schabkunst, geboren um 1609, gest. 1680 in Wolfenbüttel; s. Kupferstecherkunst, S. 329.

Siegert, August, Maler, geb. 5. März 1820 zu Neuwied, bildete sich seit 1835 auf der Düsseldorfer Akademie bei Hildebrandt und Schadow und bereiste von 1846 bis 1848 Holland, Belgien, Frankreich und Italien. Nach längerm Aufenthalt in München wohnte er einige Jahre in Neuwied, wo er hauptsächlich Porträte malte. 1851 ließ er sich in Düsseldorf nieder, wo er 13. Okt. 1883 als Professor starb. Anfangs malte er Geschichtsbilder, später aber wandte er sich der Genremalerei zu. Seine Bilder zeichnen sich ebensosehr durch sinnigen Inhalt, wahre und anspruchslose Empfindung wie durch liebevolle Durchführung aus. Die hervorragendsten derselben sind: der Feiertag (1852), eine arme Familie in einem reichen Haus gespeist (1858, in der kaiserlichen Galerie zu Wien), die Essenszeit, der Liebesdienst (1870, Kunsthalle zu Hamburg) und die Vereinsamten.

Siegesbogen, s. Triumphbogen.

Siegesgöttin, s. Nike.

Siegespfosten, beim Wettrennen der Pfahl gegenüber der Richterloge, dessen Zuerstpassieren das Pferd zum Sieger macht.

Siegesthaler, preuß. Thaler, welche zur Erinnerung an die Siege von 1866 und 1870/71 geprägt wurden, erstere mit dem lorbeerbekränzten Bildnis König Wilhelms, letztere mit einer sitzenden Figur der Germania auf dem Avers.

Siegeszeichen, s. v. w. Trophäen.

Siegfried (althochd. Sigufrid), der berühmteste Held der deutschen Nationalsage, Sohn des Königs Siegmund von Niederland, entspricht dem nordischen Sigurd (s. d.). Die ursprünglich rein mythologische Sage wandelte sich bei den Franken am Niederrhein unter teilweiser Veränderung einzelner Züge zur Heldensage um und bildete, indem sie mit den Sagen vom Untergang des burgundischen Königs Gunther durch Attila und vom Ostgoten Dietrich verschmolz, den Inhalt unsers Nationalepos, des Nibelungenliedes (s. d.), während sie in andern, noch spätern Bearbeitungen ("Rosengarten", "Hörnen S.") fast ganz ins Märchenhafte überging. Vgl. W. Grimm, Die deutsche Heldensage (2. Aufl., Götting. 1867); Raßmann, Die deutsche Heldensage und ihre Heimat (Hannov. 1857-58, 2 Bde.); Steiger, Die verschiedenen Gestaltungen der Siegfriedsage in der germanischen Litteratur (Hersf. 1873).

Siegfried von Eppenstein, Erzbischof von Mainz, trat 1038 in das Kloster Fulda, ward, obwohl von gemeiner Gesinnung, voll Habgier und Eigennutz, 1058 Abt desselben und 1059 Erzbischof von Mainz. Er unternahm 1065 eine Pilgerfahrt nach Palästina, verbündete sich 1066 mit seinem frühern Feind, Anno von Köln, auf dem Reichstag zu Tribur zum Sturz Adelberts von Bremen, ließ sich 1069 durch das Versprechen des Königs Heinrich IV., ihm den thüringischen Kirchenzehnten zu verschaffen, zu der Zusage bewegen, dessen Ehe mit Bertha scheiden zu wollen, was aber der Papst verhinderte, mußte 1070 sich in Rom gegen die Anklage der Simonie rechtfertigen und sich durch eine Kirchenbuße reinigen. Er geriet 1074 und 1075, als er auf den Synoden zu Erfurt und Mainz das Verbot der Priesterehe verkündete, durch die erzürnten Priester in Lebensgefahr, ward, nachdem er 1076 auf der Synode von Worms, welche Gregor VII. absetzte, den Vorsitz geführt, gebannt, erlangte aber durch Abfall von Heinrich IV. und demütige Unterwerfung unter den Papst Absolution, salbte 1077 in Mainz den Gegenkönig Rudolf von Schwaben, dessen Wahl er besonders betrieben, ward 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt gefangen, blieb in Haft bis 1081, krönte in demselben Jahr auch den zweiten Gegenkönig, Hermann von Luxemburg, zog sich 1082 in das Kloster Hasungen zurück und starb daselbst im Februar 1084.

Siegharts (Groß-S.), Marktflecken in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen, im Thayathal, mit bedeutender Fabrikation von Bändern, Atlas, Möbelstoffen, Teppichen und Gummieinsätzen, mechanischer Stickerei u. (1880) 2673 Einw.

Siegkreis, Kreis im preuß. Regierungsbezirk Köln, mit der Hauptstadt Siegburg (s. d.).

Siegmund (Sigismund), 1) römischer Kaiser, zweiter Sohn Kaiser Karls IV. von dessen vierter Gemahlin, Elisabeth von Pommern, geb. 14. Febr. 1368, erhielt 1378 die Mark Brandenburg. Seine Verlobung (1380) mit Maria, der Erbtochter Ludwigs d. Gr. von Ungarn und Polen, sicherte ihm nur die Erbfolge in Ungarn, da die Polen nach Ludwigs Tod (1382) ihn nicht als König anerkennen wollten. Ludwigs Witwe Elisabeth zögerte auch mit der Vermählung Marias mit S., und erst als 1385 Karl von Durazzo Ungarn an sich zu reißen drohte, ließ sie dieselbe stattfinden, um Siegmunds Hilfe zu gewinnen, der die Marken verpfändete, um ein Hilfsheer zu rüsten. Nach Karls (1386) und Elisabeths (1387) Ermordung ward S. als König anerkannt und gekrönt. Nach Marias Tod (1392) hatte S., der in Ungarn wenig beliebt war, von neuem mit Empörungen zu kämpfen, die er durch blutige Maßregeln zu unterdrücken suchte, und ward zeitweise von den Großen sogar in Haft gehalten. 1396 zog er an der Spitze eines Kreuzheers gegen die Türken, erlitt aber bei Nikopoli (28. Sept.) eine Niederlage und wurde nur mit Mühe gerettet. 1402-1404 war er Reichsverweser von Böhmen an seines Bruders Wenzel Statt. Darauf widmete er sich ganz seinem ungarischen Königreich, wo er 1403 wieder seine Herrschaft hergestellt hatte, gab dem Lande treffliche Einrichtungen, eine neue Verfassung und Frieden im Innern, eroberte Bosnien und Dalmatien und unterwarf Serbien der ungarischen Oberhoheit. Nach dem Tod Kaiser Ruprechts von der Pfalz (1410) bewarb er sich um die Kaiserkrone; sein Nebenbuhler war Jobst von Mähren. Zwar erhielten beide bei der Wahl gleiche Stimmen, allein der Tod Jobsts 17. Jan. 1411 gewann S. auch die übrigen Stimmen, und nachdem er Wenzel zum Verzicht bewogen, ward er 21. Juli 1411 von neuem gewählt. Als König von Ungarn 1411-13 in einen Krieg mit Venedig verwickelt, erschien er erst 1414 in Deutschland und wurde 8. Nov. zu Aachen gekrönt. Zur Beseitigung der Kirchenspaltung veranstaltete er das Konzil zu Konstanz (s. d.), auf welchem er als Haupt der Christenheit, namentlich im Anfang, eine höchst wichtige und einflußreiche Rolle spielte. Er setzte den Verzicht des Papstes Johann XXIII. und, als dieser floh, seine Absetzung durch, demütigte dessen Bundesgenossen Friedrich von Österreich und unterstützte die Reformbestrebungen der Mehrheit des Konzils. Allerdings opferte er den Plänen der Union und der Reformation der Kirche Johann Huß, dem er freies Geleit versprochen hatte, dessen Verurteilung und Hinrichtung er aber zuließ. Auf dem gleichzeitig 1415 versammelten Reichstag verlieh er das Kurfürstentum Brandenburg dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der es schon bis 1411