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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sir Darja-Gebiet - Sirmond.

Kuwan Darja ab, die beide den Aralsee nicht mehr erreichen. Der Fluß ist sehr reich an Fischen (Stören), für Dampfer und Schiffe über 0,6 m Tiefgang aber nur bis Perowsk schiffbar; auch ist an der Mündung das Einlaufen aus dem Aralsee durch eine Sandbarre erschwert. Die Tiefe des Hauptfahrwassers schwankt zwischen 0,65 und 1,2 m; die Breite erreicht zwischen Tschinas an der Mündung und Fort Perowsk 240, 500, ja 800 m, die Strömung beträgt oft 4-5 Knoten in der Stunde.

Sir Darja-Gebiet, Provinz im russ. Generalgouvernement Turkistan, an beiden Ufern des Flusses Sir Darja (s. Karte "Zentralasien"), bis an das Ostufer des Aralsees reichend, ist zum großen Teil von Sandwüsten (Kisilkum im W., Mujunkum im N.) erfüllt, doch längs der Flüsse, wo Bewässerung möglich, sehr fruchtbar und bringt Baumwolle, Reis, europäisches Getreide, Gartenfrüchte hervor. Auch sind viele Maulbeerbäume für eine stark betriebene Seidenzucht angepflanzt. Die Provinz hat ein Areal von 429,822 qkm (7645 QM.) mit (1885) 1,214,300 Einw. Hauptstadt ist Taschkent; andre nennenswerte Orte sind: Kasalinsk, Perowsk, Tschimkent, Chodschent. Vgl. Ujfalvy, Le Syr-Daria etc. ("Expédition scientifique etc.", Bd. 2, Par. 1879).

Sire (franz., spr. ssir, früher Sieur, Abkürzung von Seigneur), Titel, welchen ursprünglich die Häupter einiger durch Alter hervorragender französischer Adelsgeschlechter annahmen, z. B. le S. de Foinville, le S. de Coucy, le S. de Créqui u. a., der aber seit dem 16. Jahrh. ausschließlich zur Anrede an Monarchen angewandt wird und als solche auch in andern Ländern Eingang gefunden hat.

Sir Edward Pellew-Inseln (spr. pelljuh-), eine Gruppe von Küsteninseln im südwestlichen Teil des Carpentariagolfs, zur Kolonie Südaustralien (Nordterritorium) gehörig, besteht aus den größern Inseln: Vanderlin, North, Centre, Southwest, West und einer Anzahl kleinerer.

Sirene, Instrument, s. Schall, S. 391.

Sirenen, in der griech. Mythologie reizende Jungfrauen, die auf einer Insel des Westmeers in der Nähe des Skyllafelsens, auf einer blumigen Wiese, umgeben von bleichenden Menschengebeinen, am Strand weilten und durch ihren bezaubernden Gesang die Vorübersegelnden anlockten, um sie zu töten. Als Odysseus vor der Insel der S. vorbeifahren mußte, verklebte er, wie ihm Kirke geraten, die Ohren seiner Gefährten mit Wachs, während er sich selbst, damit er den Gesang der S. ohne Gefahr hören könne, an den Mast binden ließ, und gelangte so glücklich an der Insel vorüber. Darauf stürzten sich die S., denen nur so lange zu leben beschieden war, bis einer durch ihren Gesang nicht verlockt vorübergefahren sei, ins Meer und wurden in drei Felsklippen verwandelt. In den nachhomerischen Sagen erscheinen sie beflügelt, später auch als Jungfrauen mit gefiedertem Leib und Vogelbeinen. In einem Wettstreit von den Musen besiegt, wurden sie ihrer Federn beraubt. Die spätern Dichter machen sie gewöhnlich zu Töchtern des Stromgottes Acheloos (daher sie auch Acheloiden heißen). Vgl. Schrader, Die S. (Berl. 1868). Eine besondere Verwendung finden die S. als Göttinnen der Totenklage auf Grabmälern; hier sind sie in Rundbildern und Reliefs entweder als Klageweiber, die Brust schlagend und das Haar raufend (so die schöne Statue des Louvre in Paris, s. nebenstehende Abbildung), oder als Leierspielerinnen, manchmal auch mit der Flöte dargestellt.

^[Sirene (Statue im Louvre, Paris).]

Sirenen, s. v. w. Seekühe (Dugong).

Sirenenbildung, eine Mißbildung, bei welcher die Beine miteinander verwachsen sind, gewöhnlich mit andern Anomalien verbunden und nicht lebensfähig.

Sireth, Fluß, s. Sereth.

Sirex, s. Holzwespen.

Siricius, Papst, 384-398, bekämpfte die Manichäer und Priscillianisten und legte sich zuerst den Ehrentitel Papa (Papst) bei.

Sirius (Canicula, "Hundsstern"), Fixstern erster Größe, der glänzendste am Himmel, am Maul des Großen Hundes, auf der Linie, welche durch die drei Sterne am Gürtel des Orion nach links gezogen wird. Nach Gyldéns auf die Beobachtungen von Maclear gegründeter Rechnung beträgt seine Parallaxe 0,193 Bogensekunden; sein Abstand von uns ist daher 1,069,000 Sonnenmeilen (zu 20 Mill. geogr. Meilen), und es braucht das Licht 16,9 Jahre, um von ihm bis zu uns zu kommen. S. gehört zu den Doppelsternen; 1862 entdeckte Clark einen kleinen, schon von Bessel auf Grund gewisser Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des S. vermuteten Begleiter, der nach Auwers eine Umlaufszeit von 49 1/3 Jahren hat; seine Masse ist unter Zugrundelegung obiger Parallaxe 6,7, die des S. selbst 13,8 Sonnenmassen, und der mittlere Abstand beider Körper beträgt 37 Sonnenweiten. Mittels des heliakischen Aufganges des S. (s. Aufgang der Gestirne) bestimmten die alten Ägypter schon frühzeitig die Länge des Jahrs; von ihm haben auch noch die Hundstage (s. d.) ihren Namen.

Sirkiatib (arab.), Geheimschreiber, Sekretär; in der Türkei die Sekretäre der fremden Gesandtschaften.

Sirmium, im Altertum Hauptstadt von Unterpannonien, am Savus, unter den Römern ansehnlicher Handels- und Hauptwaffenplatz gegen die Dacier, besaß eine große Waffenfabrik, eine kaiserliche Burg u. war der Sitz des Oberbefehlshabers der ersten Flavischen Flotte auf dem Danubius. Das heutige Mitrovitza liegt mitten in den Ruinen von S.

Sirmond (spr. ssirmóng), Jakob, gelehrter Jesuit, geb. 1559 in der Auvergne, trat 1576 in den Orden; 1590 von dem General Aquaviva nach Rom gezogen, sammelte er hier reiche kirchen- und dogmengeschichtliche Materialien u. gab, seit 1608 wieder in Frankreich, verschiedene Schriften des Eusebios von Cäsarea, Rufinus, Apollinaris Sidonius, Theodoret von Cyrus, Paschasius Radbertus, Hinkmar von Reims etc. heraus. Außerdem sammelte er Akten der gallischen Konzile vom 4.-10. Jahrh. Auch versah er 1637 bis 1643 das Amt eines Beichtvaters Ludwigs XIII. und starb 1651 in Paris.