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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sioule - Sir Darja.

thals gelegen, an der Eisenbahn Bouveret-Brieg, macht wegen seiner vielen Klöster und altertümlichen Bauwerke einen mittelalterlichen Eindruck. Unter den Gebäuden sind zu erwähnen: die Kathedrale (mit eingemauerter römischer Inschrift), die Theoduls- und die Jesuitenkirche, der neue bischöfliche Palast, das Schloß Valeria (jetzt Priesterseminar) und die Ruinen des 1798 von den Franzosen zerstörten bischöflichen Schlosses Tourbillon auf hohem Felsen sowie des 1788 abgebrannten Schlosses Majoria. Der gedeckte Kanal ("Grand Pont"), in welchem der Wildbach fließt, bildet die Hauptstraße. S. hat ein Gymnasium und (1888) 5447 Einw. Das dortige Bistum wurde im 6. Jahrh. gegründet. In der Nähe das Schlachtfeld La Plata, wo 13. Nov. 1475 die Oberwalliser 10,000 Savoyarden vernichteten.

Sioule (spr. ssiuhl), Fluß im zentralen Hochfrankreich, der im Gebirge von Mont Dore entspringt und nach nördlichem Lauf durch vulkanisches und granitisches Gebiet in tief eingeschnittenem Thal unterhalb St.-Pourçain links zum Allier geht. Das Thal ist reich an Naturschönheiten und alten Schlössern, im Oberlauf auch an Bergwerken (Blei, Silber, Steinkohlen) und Heilquellen.

Sioux (spr. ssiuh), Indianerstamm, s. Dakota.

Sioux City (spr. ssiuh ssitti), Stadt im nordamerikan. Staat Iowa, am Missouri, in den hier der Big Sioux River mündet, hat lebhaften Handel und (1880) 7366 Einwohner.

Sioux Falls, Stadt im nordamerikan. Staat Süddakota, an den Fällen des Big Sioux River, hat bedeutende Industrie und (1885) 6800 Einw.

Sipahi, s. Spahi.

Siparium, im röm. Theater ein Vorhang, welcher von dem Auläum, d. h. demjenigen Vorhang, welcher die Bühne vom Zuschauerraum trennte, unterschieden war und auf der Bühne selbst angewendet wurde. In der Komödie vermittelte er ein Versteck auf offener Szene; bei den Mimen und Pantomimen trennte er den hintern Teil der Bühne ab, und der den Tänzer auf verschiedenen Instrumenten begleitende Chor war hinter ihm aufgestellt.

Si parva licet componere magnis (lat.), "Wenn man Kleines mit Großem vergleichen darf", Citat aus Vergils "Georgica", IV, 176.

Sipeh-salar (pers.), s. v. w. Generalissimus, Titel des persischen Kriegsministers.

Siphnos (ital. Sifánto), Insel im Ägeischen Meer, zum griech. Nomos der Kykladen gehörig, nordöstlich von Milo, 74 qkm (1,35 QM.) groß, ist gebirgig, aber fruchtbar, produziert Getreide, Baumwolle, Seide, Südfrüchte etc. und hat (1879) in sechs Gemeinden 5762 Einw. Im Altertum war S. bekannt durch seine im N. der Insel gelegenen Gold- und Silberbergwerke (später durch Eintritt des Meers zerstört) und seine Fabrikation von Geschirren aus Topfstein.

Siphon (griech.), Saugröhre, Heber; Ausflußhahn an Flaschen mit moussierenden Getränken, auch eine mit solchem Hahn versehene Flasche selbst (s. Heronsball); ein ^ S-förmig gebogenes Abflußrohr, welches einen hydraulischen Verschluß bildet; im Wasserbau eine tief liegende Leitung, welche nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren zwei Wasserläufe miteinander verbindet, also z. B. Unterführung einer Wasserleitung bei Kreuzung einer Straße, Ersatz eines Aquädukts bei Überschreitung eines Thals etc.; auch s. v. w. Feuerspritze.

Siphoneen, s. v. w. Cöloblasteen, s. Algen (7).

Siphonflasche, s. Heronsball.

Siphonia, s. Schwämme, S. 682.

Siphonia elastica (Kautschukbaum), s. v. w. Hevea guianensis, s. Hevea.

Siphonophoren, s. Hydromedusen.

Sipontum (griech. Sipus), antike Hafen- und Handelsstadt in Apulien (Daunien), am Adriatischen Meer und am Südfuß des Mons Garganus, ward 194 v. Chr. von den Römern kolonisiert und ging im Mittelalter wegen der sumpfigen, ungesunden Umgebung zu Grunde. Das heutige Manfredonia, dessen Bischof sich noch jetzt nach S. nennt, steht unweit der alten Stadt, von der man seit 1877 bedeutende Überreste (Dianentempel, umfangreiche Nekropolis, wichtige Inschriften etc.) zu Tage gefördert hat.

Sippschaft (Sippe), Inbegriff sämtlicher Blutsverwandten eines Stammes (s. Verwandtschaft); im System Okens Unterabteilung seiner Zünfte. - Unter heiliger Sippe versteht man die Familie der heil. Anna, der Mutter der Maria, der Mutter Christi. Die heilige Sippe wurde im 15. und im Anfang des 16. Jahrh. häufig von der bildenden Kunst dargestellt. Am hervorragendsten unter diesen Darstellungen sind die Gemälde von Q. Massys (Brüssel), Perugino (Marseille) und Lorenzo di Pavia (Louvre).

Sipún, grobtuchener Halbrock der russischen Bauern, der auch von den Frauen getragen wird.

Si quid fecisti, nega! (lat., oft abgekürzt: Fecisti, nega!), wenn du etwas gethan hast, leugne es!

Sir (engl., spr. ssör, v. franz. Sire, s. d.), in England Prädikat der Baronets und Knights, welches immer dem Taufnamen vorgesetzt wird. Bei der Anrede läßt man wohl den Familien-, aber nie den Vornamen weg. S. allein und ohne Hinzufügung des Vornamens wird lediglich vom Untergebenen dem Vorgesetzten, vom Sohn dem Vater gegenüber gebraucht oder, dem französischen Sire entsprechend, als Anrede an den König und die königlichen Prinzen. In den Parlamentsreden bezeichnet die stets wiederkehrende Anrede S. den Sprecher (Präsidenten). Im gewöhnlichen Leben wird S. als Anrede jedem anständigen Menschen gegenüber gebraucht. Man redet übrigens auch seinen Hund mit S. an, wenn man streng sein will.

Sirach, s. Jesus Sirach.

Siracusa, Stadt, s. Syrakus.

Sirani, Giovanni Andrea, ital. Maler, geb. 1610 zu Bologna, war Schüler von Cavedone und G. Reni und malte in dessen Art eine Anzahl von Kirchenbildern, unter denen das Gastmahl im Haus des Pharisäers in der Kartause, die Darstellung im Tempel in der Pinakothek zu Bologna und die Himmelfahrt Christi im Borgo Panicale hervorzuheben sind. Er starb 1670. - Seine Tochter Elisabeth (1638-65), ebenfalls Malerin und Schülerin ihres Vaters, hat neben religiösen und allegorischen Bildern (die zehntausend Märtyrer im Dom zu Mantua, die Taufe Christi in der Kartause zu Bologna, der Genius der Vergänglichkeit in der Münchener Pinakothek) auch Porträte gemalt.

Sir Darja (Syrdarja, der Jaxartes der Alten), der zweitgrößte Fluß im westlichen Zentralasien, fließt aus dem Tar und Kara Guldscha zusammen, die nordwestlich vom Terekpaß am Westabhang des Thianschangebirges entspringen, erhält seinen Namen nach Austritt aus den Vorbergen in die Steppe, nimmt bei Namagan den wasserreichen Naryn auf, heißt bis dahin Kara Darja, ändert hinter Chodschent die südwestliche Richtung in eine nördliche, später nordöstliche und fällt schließlich in den Aralsee. Unterhalb Fort Perowsk zweigen sich vom Hauptbett links der 373 km lange Dschani, 25 km weiter abwärts der