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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sivers - Sixtus.

kennt vier Gattungen: Helladotherium Gaudry, in Indien, Griechenland und Frankreich; Sivatherium Falc. et Cautl., mit enorm großem Schädel, zwei Stirnzapfen und zwei weitern Hervorragungen hinter letztern, in den Sivalikschichten Indiens; Bramatherium Falc. und Hydaspitherium Lydekker, ebenfalls in Indien.

Sivers, Jegór von, livländ. Reisender, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Nov. 1823 auf dem Gut Heimdal bei Fellin in Livland, studierte seit 1846 zu Dorpat Naturwissenschaften, Geschichte und Volkswirtschaftslehre, ergriff dann die landwirtschaftliche Laufbahn, begab sich 1850 auf Reisen nach Amerika (Westindien, Honduras, Guatemala und Yucatan) und kehrte nach drei Jahren über London und Paris nach Livland zurück. Seit 1873 bekleidete er die Professur der Landwirtschaft an dem Baltischen Polytechnikum zu Riga, wo er 24. April 1879 starb. Seine ersten Veröffentlichungen waren "Gedichte" (Dorp. 1847), denen sich später andre Dichtungen unter dem Titel: "Palmen und Birken" (2. Aufl., Leipz. 1853) und "Aus beiden Welten" (das. 1863) anschlossen. Außerdem schrieb er: "Deutsche Dichter in Rußland" (Berl. 1855); "Wenden. Seine Vergangenheit und Gegenwart" (Riga 1858); "Cuba, die Perle der Antillen" (Leipz. 1860); "Über Madeira und die Antillen nach Mittelamerika" (das. 1861); "Das Buch der Güter Livlands und Ösels" (Riga 1863); "Livländische Lebensfragen" (das. 1864, anonym); "Herder in Riga" (das. 1868); "Livlands lebendiges Recht" (anonym, Berl. 1870); "Zur Geschichte der Bauernfreiheit in Livland" (Riga 1878) u. a.

Si vis pacem, para bellum (lat.), "wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor".

Si volti! (ital.), man wende um!

Siwa (Çiwa, auch Mahâdêwa, "großer Gott"), einer der volkstümlichsten Götter der Inder, dem im Süden von Indien die große Mehrzahl, im N. wenigstens ein bedeutender Teil der Bevölkerung anhängt. Er ist der Patron der Büßer, der aber selbst nicht durch Askese überwunden und zur Gewährung von Bitten gezwungen werden kann, und der mächtige, hoch oben auf dem Himalaja thronende Herr der Berge, der zerstörend, aber zugleich reinigend und befruchtend wirkt. Als Symbol seiner Gewalt führt er den Dreizack und eine Jagdschlinge oder eine Antilope, zuweilen auch eine Feuerflamme in der Hand; eine besondere Eigentümlichkeit seines Gesichts ist das dritte Auge auf der Stirn. Zuweilen wird er auch mit fünf Armen abgebildet. Seine Gattin ist Parwatî (s. d.), auch Durgâ und Kâlî genannt (s. Tafel "Bildhauerkunst I", Fig. 12 u. 13). Die Siwaiten oder Siwaverehrer zerfallen in Saiwas (Siwaiten) und Wîrasaiwas (starke Siwaiten); gemeinsam ist beiden die Verehrung des S. unter dem Symbol des Phallus oder Lingam (s. d.). S. scheint aus dem wedischen Rudra (s. d.) in Verbindung mit Agni (s. d.) sich herausgebildet zu haben; nach andern ist es ein ursprünglich drawidischer Gott, der in der Zeit des Kampfes zwischen Brahmanismus und Buddhismus mit seiner Familie in das brahmanische Göttersystem aufgenommen und mit dem wedischen Rudra identifiziert wurde. Vgl. Weber, Indische Studien (Bd. 2, S. 19 ff.); Muir, Original Sanskrit texts (Bd. 4, S. 299-437); Wurm, Geschichte der indischen Religion (Basel 1873).

Siwah (Siuah), s. Ammonsoase.

Siwan (hebr.), der 9. Monat der Juden im bürgerlichen, der 3. im Festjahr, hat 30 Tage. Am 6. und 7. S. wird das jüdische Wochenfest (s. d.) gefeiert.

Siwas (Sywás, sonst Sebastia), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets in Kleinasien, am Kisil Irmak, ziemlich verfallen, eng und schmutzig, mit etwas Industrie und Handel und 16-20,000 Einw. (ein Fünftel Armenier). Unweit nördlich ein armenisches Kloster, Sitz eines Erzbischofs.

Siwasch, s. Faules Meer.

Siwerskanal, Kanal im russ. Gouvernement Nowgorod, gehört zum Wischnij-Wolotschokschen Kanalsystem und vereinigt in der Nähe der Stadt Nowgorod die untere Msta und den Wolchow mit Umgehung des für die Schiffahrt gefährlichen Ilmensees. Der Kanal ist 10 km lang. S. Sievers 1).

Sixte (franz., spr. ssixt, deutsch Sechsern), ein Kartenspiel, welches unter 6 Personen gespielt wird, von denen jeder 6 Blätter erhält; 6 Spiele machen eine Partie. Der Geber schlägt das letzte (ihm selbst gehörige) Blatt als Trumpf auf. Die Folge der Karten ist die natürliche: As bis Sechs. Es muß Farbe bekannt und möglichst überstochen werden. Wer 3 Stiche hat, markiert 1 Point; haben aber 2 Spieler je 3 Stiche, so markiert nur der, welcher sie zuerst hatte. Ebenso ist es, wenn 3 Spieler je 2 oder alle 6 Spieler je 1 Stich haben. Wer ein As als Trumpf aufschlägt, markiert 1 Point. Derjenige gewinnt schließlich den Einsatz, welcher in 6 Spielen die meisten Points hatte.

Sixtinische Kapelle, die Hauskapelle des Papstes im Vatikan zu Rom, 1473 von Sixtus IV. nach Angabe des Baccio Pontelli erbaut, ist rechteckig, 48 m lang, 16 m breit und 18 m hoch, mit kleinen gerundeten Fenstern über der Galerie, sonst ohne architektonischen Zierat, aber in der Kunstgeschichte von höchster Bedeutung durch die Malereien, mit denen sie geschmückt ist. Diese sind zunächst die Wandfresken von Perugino, Botticelli, Roselli ^[richtig: Rosselli], Signorelli und Ghirlandajo, eine Reihe von Szenen aus dem Alten Testament mit den entsprechenden aus dem Neuen darstellend; sodann die tiefsinnigsten und erhabensten Schöpfungen Michelangelos: an der Decke die Schöpfungsgeschichte und der Sündenfall mit seinen Folgen, dazu die Kolossalgestalten der sieben Propheten und fünf Sibyllen etc., und an der Altarwand das Jüngste Gericht (s. Michelangelo, S. 584). Der Eingang zur Kapelle liegt an der Scala regia. - Auch der päpstliche Sängerchor, welcher hier hauptsächlich zu fungieren pflegt, führt den Namen S. K. Er wurde bereits von Gregor d. Gr. gegründet; die gegenwärtigen Statuten (die ältern gingen 1527 beim sogen. Sacco di Roma zu Grunde) stammen von Papst Paul III. aus dem Jahr 1545. Die Sänger sind Priester und päpstliche Kapläne und stehen unter einem Kapellmeister oder Primicerius, den sie alljährlich aus ihrer Mitte wählen. Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 30. Sie singen stets ohne alle Begleitung von Instrumenten (a cappella), und ihre Vortragsart (namentlich das oft von ihnen angewandte Messa di voce) ist seit langem weltberühmt. Vgl. Schelle, Die päpstliche Sängerschule in Rom (Wien 1872); Haberl, Bausteine für Musikgeschichte, Heft 3 (Leipz. 1888).

Sixtinische Madonna, s. Raffael, S. 551.

Sixtus, Name von fünf römischen Päpsten:

1) St. S. I., Römer und als röm. Bischof seit 116 (119) Nachfolger Alexanders I., soll 128 enthauptet worden sein und wird deshalb als Märtyrer verehrt.

2) S. II., seit 257 Nachfolger Stephanus' I., stammte aus Athen, wurde 258 in der Valerianischen Christenverfolgung hingerichtet.

3) S. III., Römer, seit 432 Nachfolger Cölestinus' I., soll den heil. Patricius nach Irland gesandt