Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sizebolu; Sizette; Sizilianische Vesper; Sizilianische Weine; Sizilien

1002

Sizebolu - Sizilien.

und unter anderm die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom erbaut haben; starb 440.

4) S. IV., eigentlich Francesco d'Albescola della Rovere, geb. 22. Juli 1414 zu Celle bei Savona, war der Sohn eines Fischers und vor seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl (1471) General des Franziskanerordens. Er schändete seinen Namen durch Nepotismus und Simonie, regte Kriege und Verschwörungen (so die der Pazzi gegen das Mediceische Haus in Florenz) an und führte durch eine Bulle von 1478 in Spanien die Inquisition ein, erbaute aber auch die Sixtinische Kapelle, die Tiberbrücke und eine große Wasserleitung und schmückte Rom mit schönen Gebäuden. Er starb 12. Aug. 1484. Vgl. Frantz, S. IV. und die Republik Florenz (Regensburg 1879).

5) S. V., eigentlich Felice Peretti, geb. 18. Dez. 1521 zu Grottammare bei Montalto in der Mark Ancona, Sohn eines Bauern, mußte in seiner Jugend um Lohn die Schweine hüten. Von einem verwandten Franziskanermönch in ein Kloster gebracht, studierte er in Ferrara und Bologna, ward 1544 Lehrer des kanonischen Rechts zu Rimini und 1546 zu Siena sowie 1548 Priester, Doktor der Theologie und Dirigent der Klosterschule daselbst. Seit 1551 glänzte er in Rom als Dialektiker und Prediger; doch verwickelten ihn sein Werk über die mystische Theologie und sein "Goldenes Register", ein Auszug aus den Schriften des Aristoteles und seines Kommentators Averrhoes, auch in viele verdrießliche Händel. 1557 wurde er zu Venedig Generalinquisitor, 1560 in Rom Konsultor des heiligen Offiziums, Professor an der Universität und Generalprokurator, 1566 Generalvikar des Franziskanerordens, Bischof von Sant' Agata de' Goti und päpstlicher Beichtvater und 1570 Kardinal. Als solcher nannte er sich Montalto, beschäftigte sich vorzüglich mit gelehrten Arbeiten, wohlthätigen Werken und frommen Stiftungen und schien, altersschwach und krank, nur an sein Ende zu denken. Ebendieser Umstand bestimmte nach Gregors XIII. Tode die Kardinäle, ihn 24. April 1585 auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, da sie hofften, ihn leicht lenken zu können. Nun aber nahm S. plötzlich die Maske ab, warf noch in der Wahlkapelle den Stab, der ihm bisher zur Stütze gedient, weg und zeigte sich fortan ebenso streng, wie er vorher mild gewesen war. Er unterdrückte das Banditenwesen im Kirchenstaat, drang auf unparteiische Rechtspflege, beschränkte die Kosten seiner Hofhaltung auf das Notdürftigste, stellte die nach ihm benannte große Wasserleitung (Acqua Felice) wieder her, erweiterte die vatikanische Bibliothek, erbaute für dieselbe ein prachtvolles Gebäude und errichtete eine eigne Druckerei, aus welcher seine Ausgabe der Werke des heil. Ambrosius und die von ihm veranlaßte Ausgabe der Septuaginta (1587) und der Vulgata (1590) hervorgingen. Ebenso sorgte er für Belebung der Industrie durch Gründung von Seiden- und Wollmanufakturen und durch Aufhebung lästiger Zölle. Die Zahl der Kardinäle setzte er auf 70 fest. In den theologischen Streitigkeiten legte er eine weise Zurückhaltung an den Tag; so gebot er den mit der Universität Löwen in Streit geratenen Jesuiten Schweigen. Dagegen nahm er an den politischen Angelegenheiten seiner Zeit lebendigen Anteil. In den Streitigkeiten zwischen Frankreich, Spanien und Navarra spielte er eine große Rolle und unterstützte die Guisen gegen die Hugenotten. Elisabeth von England, Heinrich III. und Heinrich von Navarra belegte er mit dem Bann. Er starb 27. Aug. 1590 und hinterließ einen Schatz von 5 Mill. Scudi. Seine ihm vom Senat auf dem Kapitol errichtete Bildsäule ward von dem über seine Strenge und den Druck seiner Auflagen erbitterten Volk alsbald niedergerissen. Hart und despotisch, war er zugleich hell denkend und mit einem hohen Geist ausgerüstet. Politische Rücksichten galten bei ihm in der Regel mehr als religiöse. Vgl. Tempesti, Storia della vità e geste di Sisto V (Rom 1754, 2 Bde.); Lorentz, S. und seine Zeit (Mainz 1852); Dumesnil, Histoire de Sixte-Quint (Par. 1880); Hübner, S. V. (deutsche Ausg., Leipz. 1871, 2 Bde.). Minding hat S. zum Helden einer Tragödie (1846) gemacht.

Sizebolu, Stadt, s. Apollonia 2).

Sizette (franz., spr. ssisett, Sechsspiel), Kartenspiel unter 6 Personen, von denen je 3 verbündet sind. Sie setzen sich so, daß nie 2 von einer Partie nebeneinander sind. Wie bei Sixte (s. d.), wird mit 36 Blättern (As bis Sechs) gespielt, und jeder erhält 6 Blätter. Das letzte wirft der Geber als Trumpf auf. As rangiert hinter dem Buben, übrigens ist die Kartenfolge die natürliche. Jede Partei wählt sich einen "Leiter", dessen Aufgabe es ist, sich durch geschickte Fragen über die Karten seiner Partner zu unterrichten, ohne hierdurch der Gegenpartei zu viel zu verraten. Der Leiter der Vorhandspartei berät sich mit seinen Partnern zuerst und dirigiert danach das Ausspielen; hierauf berät sich die andre Partei. Die Partei, welche zuerst 3 Stiche macht, gewinnt das Spiel; alle 6 Stiche gewinnen doppelt.

Sizilianische Vesper (Vespro Siciliano), die Befreiung der Insel Sizilien von der französischen Herrschaft 30. März 1282 durch eine allgemeine Ermordung der verhaßten Franzosen, gegen die sich das erbitterte Volk erhoben hatte; sie hatte die Einsetzung des Königs Peter III. von Aragonien zur Folge (s. Sizilien, Königr. beider, S. 1007 f.). Vgl. Amari, La guerra del Vespro Siciliano (9. Aufl., Mail. 1885, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1851, 2 Bde.); Derselbe, Altre narrazioni del Vespro Siciliano (Mail. 1887).

Sizilianische Weine, s. Italienische Weine.

Sizilien (hierzu Karte "Sizilien"), die größte Insel des Mittelländischen Meers, die an Naturfülle reichste, historisch und archäologisch interessanteste, zwischen 12° 19'-15° 42' östl. L. v. Gr. und 36° 38'-38° 18' nördl. Br. gelegen, hat die Gestalt eines Dreiecks und einen Flächenraum (mit den umliegenden kleinen Inseln) von 29,241 qkm (nach Strelbitskys Berechnung nur 25,798 qkm oder 468,5 QM.). Die Nordküste wird vom Tyrrhenischen, die Ostküste vom Ionischen und die Südküste vom Afrikanischen Meer bespült. Die Meerenge (Faro) von Messina, an ihrer schmälsten Stelle nur 3,2 km breit, trennt S. vom Festland, doch muß bei der geringen Breite und Tiefe der Meerenge und der überraschenden Übereinstimmung im geologischen Bau beider Seiten derselben S. wohl als eine latente Halbinsel des italienischen Festlandes, mit dem es auch historisch stets eng verbunden gewesen ist, aufgefaßt werden.

[Physische Verhältnisse.] S. ist durchaus Gebirgsland und stellt sich als eine an den Rändern, namentlich im N., etwas gehobene Platte dar, die sich sanft zum Afrikanischen Meer abdacht und eine mittlere Höhe von 600-700 m hat. Wir finden daher an der Nordseite nur kleine, an der Südwest- und Ostseite Flüsse mit längerm Lauf. Die höchsten, nicht vulkanischen Erhebungen liegen im N., wo die Insel von der Meerenge her bis weit nach W. hin von einer Gebirgskette durchzogen wird, die als eine Fortsetzung der nach Süden hin geologisch sich immer mannig-^[folgende Seite]