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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Spannungszeiger

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Spanien - Spannungszeiger.

sein soll, macht einen 6,56 km langen Tunnel erforderlich. Das spanische Eisenbahnnetz hat im J. 1888 einen Zuwachs um 177 km erfahren und hatte Ende 1888 eine Ausdehnung von 9669 km.

Die Verhältnisse der Staatsfinanzen von S. haben sich in letzter Zeit nicht günstig gestaltet. Der Voranschlag für 1890/91 beziffert die Einnahmen auf 805,551,337 Pesetas, die Ausgaben auf 810,663,413 Pesetas, woraus sich ein Defizit von mehr als 5 Mill. Pesetas ergibt. Die Staatsschuld betrug 1889: 6257 Mill. Pesetas, während die aus dem Defizit früherer Jahre herrührende schwebende Schuld auf 266 Mill. Pesetas gestiegen ist. Die Bank von S. hat 650 Mill. in Staatsschuldverschreibungen und in Vorschüssen an den Staat angelegt und muß an eine Veräußerung ihres umfassenden Besitzes an spanischen Staatspapieren denken oder ihre Barmittel zur Bestreitung von Zahlungen verwenden, da die Grenze der Notenausgabe von 750 Mill. Pesetas nahezu erreicht worden ist. Der Metallbestand der Bank betrug im Juli 1890 nur etwas über 200 Mill. Pesetas, davon etwa die Hälfte in Gold. Ein Versuch, das Notenausgaberecht der Bank um ein Drittel, bis zu 1000 Mill. Pesetas, zu erhöhen, ist fehlgeschlagen.

[Geschichte.] Unter mancherlei Schwierigkeiten, welche ihm die ehrgeizigen und wankelmütigen Parteipolitiker bereiteten, behauptete sich der Ministerpräsident Sagasta im Besitz der Herrschaft, durch den Takt und die Klugheit der Königin-Regentin wirksam unterstützt. Obwohl S. durch die Erhebung der großmächtlichen Gesandtschaften zu Botschaften 1888 formell als europäische Großmacht anerkannt worden war, beobachtete Sagasta in der auswärtigen Politik eine kluge Zurückhaltung, um jeden Konflikt mit den andern Mächten, namentlich mit Frankreich wegen Marokkos, zu vermeiden. Im Innern geriet die von Sagasta versprochene Reformgesetzgebung infolge der Unzuverlässigkeit der Kammermehrheit wiederholt ins Stocken. 1888 wurden die Zivilehe, 1889 das bürgerliche Gesetzbuch und die Militärreform Cassolas, letztere allerdings in sehr geschwächter Gestalt, angenommen. Schon aber erreichten 1889 in den Cortes die Eifersüchteleien und Streitigkeiten der Politiker einen so hohen Grad von Leidenschaftlichkeit, daß bei den politischen Debatten im Mai und Juli Sturmszenen sich ereigneten, wie sie selbst in der spanischen Volksvertretung selten sind. Sagasta liebte es, seine Ministerien aus »neuen Leuten« zusammenzusetzen; nur der Minister des Äußern, Vega de Armijo, ein langjähriger Gefährte Sagastas, gehörte zu den ältern Politikern. Dadurch zog sich Sagasta aber den Haß der Männer zu, die, wie Gamazo, Moret, Romero Robledo, Martos, Cassola und Lopez Dominguez, durchaus eine einflußreiche Rolle spielen wollten, und deren Ränke erschütterten Sagastas Regierung immer wieder, obwohl seine Partei in den Cortes über 236 Mitglieder zählte, also über eine große Mehrheit verfügte. Wiederholte Ministerwechsel waren die Folge hiervon. Im Dezember 1889 forderten der Marineminister Rodriguez Arias und der Minister der Finanzen Venancio Gonzalez ihre Entlassung, während mehrere jener Politiker immer stürmischer auf eine Vertretung im Kabinett drangen. Um Sagasta vor dem Zusammentritt der Cortes (10. Jan. 1890) die Neubildung eines Kabinetts zu erleichtern, reichten 2. Jan. sämtliche Minister dem Ministerpräsidenten ihre Entlassung ein. Aber erst nach langen Verhandlungen, bei denen eine Versöhnung Sagastas mit seinen Nebenbuhlern nur sehr unvollkommen erreicht wurde, gelang die Bildung eines neuen Ministeriums, in welchem Sagasta wieder den Vorsitz führte, Vega de Armijo und zwei andere Minister ihre Portefeuilles behielten und fünf Demokraten, darunter der Kriegsminister Bermudez Reina, ein Freund Cassolas und Lopez Dominguez', Aufnahme sanden. Damit war die Annahme der Vorlage über die Einführung des allgemeinen Stimmrechts entschieden; 24. Jan. 1890 nahm die Kammer mit 143 gegen 31 Stimmen den 1. Artikel derselben an, und 26. Juni wurde die Vorlage Gesetz. Sagasta hatte durch seine Reformen den republikanischen Agitatoren ihre wirksamsten Mittel entrissen und damit sich um die Krone und S. sehr verdient gemacht. Aber die liberale Partei hatte sich während der fast fünfjährigen Herrschaft Sagastas mehr und mehr aufgelöst, der beim letzten Ministerwechsel nicht berücksichtigte rechte Flügel verbündete sich mit den Konservativen, und die Anträge dieser vereinigten Opposition wurden in den Cortes von der Mehrheit nur lau bekämpft. Daher reichte Sagasta Anfang Juli seine Entlassung ein. Die Regentin nahm sie an und beauftragte auf den Rat Sagastas Canovas del Castillo, das Haupt der Konservativen, mit der Bildung eines neuen Ministeriums, das 5. Juli zu stande kam. Canovas vermied jede schroffe Parteifärbung und nahm mehrere ehemalige Liberale, wie den Marineminister Beranger, den Kolonialminister Fabié und den Herzog von Tetuan, in das Kabinett auf, das Sagasta zu unterstützen versprach. Dagegen erklärte das neue Ministerium, die liberalen Reformen achten und ausbauen und durch eine Amnestie auch die Republikaner versöhnen zu wollen. Schon die Wahlen für die Hälfte der Provinzialräte, welche 7. Dez. 1890 nach dem neuen Wahlgesetz vom 26. Juni stattfanden, zeigten, daß auch unter dem neuen Gesetz die Regierung die Wahlen beherrschte; dieselben fielen überwiegend zu ihren gunsten aus. Dasselbe fand statt bei den Neuwahlen für die Cortes 1. Febr. 1891. Dieselben ergaben eine Mehrheit von 291 Konservativen gegenüber 154 Mitgliedern der aus allen möglichen Schattierungen zusammengesetzten Opposition. Auch im Senat gebot die Regierung über eine große Mehrheit. Die neuen Cortes wurden 2. März von der Königin mit dem üblichen Pomp eröffnet. Die Thronrede bestätigte die von Canovas bei Übernahme des Ministeriums gegebenen Versprechungen des Ausbaues der beschlossenen Reformen und einer Amnestie für die politischen Flüchtlinge; außerdem wurde besonders die Notwendigkeit, den Fehlbetrag aus dem Staatshaushalt zu beseitigen, betont. - Zur Litteratur: Danvila y Collado, El poder civil en España (Mad. 1885 ff., Bd. 1-6); Torres Campos, Staatsrecht des Königreichs S. (Freib. i. Br. 1889).

Spannungszeiger (Voltmeter), Instrumente, welche die Spannung eines elektrischen Stromes genau erkennen lassen. Die Bedingungen, welche an einen S. gestellt werden müssen, sind: er muß in seinen Angaben zuverlässig sein (Abweichungen höchstens bis zu 1 Proz.), der Zeiger muß sich ohne bedeutende Schwankungen auf eine bestimmte Stelle der Teilung einspielen; er darf von in der Nähe befindlichen Magneten, Maschinen, stromführenden Leitungen etc. nicht beeinflußt werden. Man hat mit Berücksichtigung

^[Abb.: Fig. 1. Schuckerts Spannungszeiger.]