Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

544

Symptomatische Krankheiten - Synapte

tion), Wägen (Ponderation), Besichtigen (Inspektion), Behorchen (s. Auskultation), Beklopfen (s. Perkussion), Temperaturmessung, chem. Untersuchung und Mikroskopie ermittelt und die ihm oft die unmittelbarsten Schlüsse auf den Zustand eines innern Organs gestatten.

Symptomātische Krankheiten, s. Idiopathisch.

Symptomatolŏgie (grch.), die Lehre von den Krankheitssymptomen oder die Semiotik (s. d.).

Sympus (grch.), s. Sympodie.

Synagōge (grch., Übersetzung des neuhebr. keneset), Versammlung, auch Versammlungsort der Gemeinde, auch Proseuche («Gebetsstätte») genannt, eine nachexilische Institution, die nötig wurde, als man die jüd. Religion auf das Gesetz gründete. Die Gemeinde mußte in der Kenntnis desselben unterwiesen werden. In sabbatlichen Versammlungen geschah dies durch Schriftverlesung (Neh. 8), für die später eigene Gebäude (Ps. 74, 8) errichtet wurden. Es handelte sich also hier nicht um den eigentlichen Gottesdienst oder die Erbauung, sondern um Lehren und Lernen. Zu diesem Zwecke finden sich die S. auch im Neuen Testament als feste Einrichtung (Luk. 4, 16 fg.; Apostelgesch. 13, 14 u. ö.). An der Spitze stand ein Vorsteher (Archisynagogos), der in rein jüd. Orten zugleich der polit. Oberaufseher der Gemeinde war. Er sorgte aber nur für die äußere Ordnung. Die gottesdienstlichen Akte: Schriftvorlesung, Ansprache, Gebet u. dgl. gehörten in freier Weise den Gemeindegliedern. Jesus, der Apostel Paulus u. a. ergreifen ohne weiteres das Wort (Luk. 4, 17; Apostelgesch. 13, 15 fg. u. s. w.). Küsterartige Geschäfte, Aufbewahrung der Gesetzesrolle u. dgl., lagen dem chassan ob (Luk. 4, 20, «Diener»). Über die Einrichtung der S., die Gottesdienstordnung u. dgl. vgl. E. Schürer, Geschichte des jüd. Volks, Tl. 2 (Lpz. 1886). Über die talmudischen Regelungen der Einrichtung der S. vgl. Hamburger, Realencyklopädie für Bibel und Talmud, Abteil. 2 (Strelitz 1883). Nach der Zerstörung des zweiten Tempels galten die S. zugleich als kultischer Ersatz desselben. Das Gebet vertrat das Opfer. Es bildete sich ein synagogaler Ritus aus, dem die sich anschließende Poesie eine höhere Weihe verlieh. – Vgl. Zunz, Die synagogale Poesie des Mittelalters (Berl. 1853); ders., Die Ritus des synagogalen Gottesdienstes, geschichtlich entwickelt (ebd. 1859); ders., Litteraturgeschichte der synagogalen Poesie (ebd. 1865). – Die sog. Große S. ist eine rabbinische Fiktion, die die geschichtlich leere Zeit von Esra bis zum Synedrium (s. d.) auszufüllen sucht.

Baugeschichtliches. Bei dem während des Mittelalters auf den Juden liegenden Druck haben sie seit ihrer Zerstreuung nur selten Gelegenheit gehabt, eigene Gebethäuser zu schaffen. Zuerst geschah dies in großartiger Weise in Spanien unter der Herrschaft der Mauren. Die 713 gebaute, 1050 zerstörte S. zu Saragossa, die bald darauf entstandene, gleichfalls vernichtete zu Cordoba werden von den Zeitgenossen als großartige Werke geschildert. Es erhielt sich die im 12. Jahrh. in maur. Stil erbaute S. zu Toledo, welche 1405 zur Kirche Santa Maria la Blanca umgebildet wurde. Sie ist dreischiffig, geradlinig geschlossen, also ohne Chor. Im christl. Mittelalter entstanden mehrfach größere S., so die S. zu Prag (sog. Altneuschule aus 13. Jahrh.), zu Livorno (1591 klein, 1603 größer gebaut, 1789 nochmals erweitert), zu Amsterdam (1670 von Dorsman) u. a. Seit der Befreiung der Juden haben diese begonnen, sich überall größere und kleinere S. zu errichten. Namentlich in Deutschland ist der Bau der S. fortgeschritten, dem England und Frankreich entschieden nachstehen. Schon 1824‒25 baute Metivier die S. zu München, 1826 Kornhäusel die zu Wien; 1838‒40 schuf H. Semper in der Dresdener S. den Typus, indem er sich an maur. Vorbilder hielt, 1853‒58 bildete L. von Förster diesen im Israelitischen Tempel zu Wien (Leopoldstadt) geistreich weiter, 1853‒54 und 1859‒66 entstanden die beiden großen Berliner S., erstere von G. Stier für die Reformgemeinde, letztere von Knoblauch und Stüler für die Orthodoxen (Kosten 1,7 Mill. M.), 1857‒59 baute Rosengarten die S. zu Hamburg. Eine Reihe großartiger S. entstand in den siebziger Jahren: 1872 zu Breslau und Hannover (beide von Oppler), 1874 zu Nürnberg (von Wolf) und zu Stettin (von Ende und Boeckmann), 1872‒75 zu Braunschweig (von Konst. Uhde) u. a. m. Unter den neuesten S. sind jene zu Berlin (von Cremer und Wolffenstein, 1888‒91), zu Kaiserslautern (von L. Levy 1882‒91) und Straßburg (1892, von Ißleiber) bemerkenswert. Die S. bestehen in der Regel aus einer rechtwinkligen oder centralen Anlage mit einer schmalen, gegen Osten gerichteten Nische für den mit Teppichen verhängten heiligen Schrein (Oraun-Hak audesch). Vor diesem steht die Kanzel und der Almemor (arab. almimbra, Redestätte), welche beide auf einer Estrade einige Stufen über das Schiff erhöht sind. Um den Hauptraum ziehen sich Emporen, welche für die Frauen bestimmt sind. Die strenge Trennung der Geschlechter muß durch Anlage einer Vorhalle, mehrere Thüren, gesonderte Treppen erleichtert werden.

Synallagmātische Verträge, in der franz. Rechtssprache die zweiseitigen Verträge. Dieselben sind vollkommen S. V., wenn von vornherein beide Teile Verbindlichkeiten übernehmen, von denen die einen das Entgeld für die andern sind (z. B. Kauf, Miete), unvollkommen S. V., wenn der Eintritt von Verbindlichkeiten auf seiten des einen Teils von zufälligen, später eintretenden Umständen abhängt, z. B. der Auftrag (s. d.), das Kommodat (s. Commodatum).

Synallaxīnae, s. Baumschlüpfer.

Synanceĭa, Giftstachelfische, Gattung aus der Familie der Panzerwangen (s. d.), mit großem, mit Höckern und Stacheln ausgestattetem Kopfe, schuppenlosem, schleimigem Körper. Die 13‒16 Stacheln der Rückenflosse liegen größtenteils in der Rückenhaut versteckt, neben der Rückenflosse befindet sich an jeder Seite eine Giftdrüse; wird ein Druck (z. B. durch den nackten menschlichen Fuß) von oben auf den Fisch ausgeübt, so spreizen sich die Stacheln und das Gift (eine milchige Flüssigkeit) steigt durch den Druck in seitlichen Rinnen des Stachels nach seiner Spitze und dringt mit ihr in die Wunde. Diese führt zu heftigen Erkrankungen, unter Umständen zum Tode. Die in ihrer Heimat sehr gefürchteten Fische bewohnen untiefe Küstengewässer vom Roten Meer, den Maskarenen, entlang Südasien bis nach Polynesien.

Synánche (grch.), Kehlentzündung, Bräune.

Synanthrōse, die im Roggensamen und im Topinambur vorkommende zuckerartige Substanz.

Synăphie (grch.), soviel wie Kohäsion (s. d.).

Synaptāse, s. Emulsin.

Synapte (grch.), auch Eirenika oder Diakonika, das allgemeine Kirchengebet für Kirche, Staat,