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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Taberna – Täbris

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Taberistan'

Klima ist gesund: das Mineralreich liefert Schwefel. T. war ein Teil Hyrkaniens und von den Tapurern bewohnt, nach denen das Land noch in arab. Zeit unter dem Namen Tapurasthâna erscheint. Bisweilen heißt bei arab. Schriftstellern das Kaspische Meer Bahr Tabaristân.

Taberna (lat.), Bude; besonders Laden der Händler in Rom; daher Taberne, Taverne, Schenke, Trinkhaus; seltener Herberge.

Tabernākel (lat.), das architektonisch, meist turmartig gestaltete Schutzdach über Heiligenstatuen (Baldachin), Altären (Ciborium), Grabmälern u.s.w. Auch heißt T. der meist turmartige Behälter für die Monstranz (Sakramentshäuschen), mag derselbe auf dem Altar oder gesondert neben demselben stehen. (S. Tafel: Altäre I, Fig. 3 u. 7, sowie II, Fig. 5.)

Tabernaemontāna L., Pflanzengattung aus der Familie der Apocynaceen (s. d.) mit gegen 100 in den Tropen weit verbreiteten Arten, baum- oder strauchartige Gewächse mit gegenständigen, meist lederartigen Blättern und weißen, ziemlich großen Blüten. Aus der Rinde des in Guayana einheimischen Milchbaums oder Hya-Hya-Baums fließt bei Verwundungen Milchsaft, der von den Eingeborenen genossen wird und wohlschmeckender als Kuhmilch sein soll. Von einigen andern Arten, z.B. von T. crispa Roxb. (Ostindien), hat der Milchsaft einen scharfen, stechenden Geschmack und dient als Heilmittel, besonders gegen Durchfall.

Taberne, s. Taberna.

Tābes (lat.), Darrsucht, Schwindsucht, insbesondere die Rückenmarksschwindsucht (s. d., T. dorsuālis; T. mesaraĭca, s. Pädatrophie; T. intestinālis, s. Darmschwindsucht; tabescieren, schwinden, abzehren.

Tabescentia, s. Schwindsucht.

Tablat. 1) Bezirk im schweiz. Kanton St. Gallen, hat (1888) 13606 E., darunter 3952 Evangelische, in 4 Gemeinden. –

2) Gemeinde und Hauptort des Bezirks T., hat (1888) 9861 E., darunter 3189 Evangelische, besteht aus den Ortschaften Sankt Fiden, Sankt Georgen, Heiligkreuz, Rotmonten, Langgeß, Neudorf und der Stiftseinfang mit dem Sitz der Kantonsbehörden, und zerstreuten Häusern.

Tableau (frz., spr. -bloh), Gemälde, Übersicht, übersichtlich gruppiertes Verzeichnis; Tableaux vivants (spr. -bloh wiwáng), Lebende Bilder (s. d.).

Table d'hôte (frz., spr. tabl doht), Mittagsessen in Gasthäusern, mit gleicher Speisenfolge für alle Tischgäste und festem Preis für jedes Gedeck.

Tablette (frz.), Täfelchen; kleines Wandgestelle; Präsentierteller; Schreibtafel. Über die als Heilmittel dienenden komprimierten T. s. Pastillen.

Tablīnum, im röm. Hause das hinter dem Atrium gelegene große Zimmer. (S. Pompeji.)

Tabor (türk., «Lager»), in mehrern slaw. Sprachen, namentlich im ältern Sprachgebrauche, ein befestigtes Lager. Bei den Czechen und Slowenen ist das Wort T. in neuerer Zeit auf polit. Volksversammlungen übergegangen. (S. auch Tabûr.)

Tabor (Thabor), im Alten Testament Name eines Berges und einer Stadt, die wohl auf dem Gipfel desselben lag. Der Berg T. heißt heute Dschebel et-Tor, 562 m ü.d.M. und etwa 400 m über der Ebene Jesreel, 10 km östlich von Nazareth. Er ist zum Teil bewaldet. Nach der Legende soll der T. der Berg der Verklärung Christi sein; daher befanden sich schon im 6. Jahrh. Kirchen und Klöster ↔ auf dem T., denen die Kreuzfahrer neue Bauten hinzufügten. Außer den Resten dieser Gebäude und zwei Klöstern zeigt der Gipfel noch die Spuren alter Festungswerke, um die wiederholt gekämpft wurde.

Tabor. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 973,24 qkm und (1890) 78930 (37400 männl., 41530 weibl.) meist czech. E. in 119 Gemeinden mit 268 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Soběslau, T. und Jung-Woschitz. –

2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, einer Finanzbezirksdirektion, eines Kreis- und eines Bezirksgerichts (466,85 qkm, 41071 E.), an der zur Moldau gehenden Luschnitz und den Linien Gmünd-Prag und Iglau-Taus der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 8440 czech. E., Denkmal Ziškas, schöne got. Kirche (1516) mit Taufbecken aus Zinn (1472), got. Rathaus (1521), czech. Staatsmittelschule, höhere landwirtschaftliche Landes-Lehranstalt, Knaben- und Mädchenbürgerschule, Museum mit Altertümern aus der Hussitenzeit; Perlmutterknopf-, ärarische Cigarrenfabrik, Baumwollwarenfabrikation, Tuchmanufaktur, Kunststickerei, Lohgerberei, Brauerei mit Malzfabrik, Dampfsägewerk, Kunstmühlen und bedeutenden Getreidehandel. Die Stadt steht an der Stelle der uralten Feste Kotnow (Hradiště) und wurde 1420 von den Hussiten als verschanztes Lager (slaw. Tábor) angelegt. In der Nähe eine Eisenquelle, der große Jordanteich und auf einer Anhöhe, steil über der Luschnitz, die vieltürmige Wallfahrtskirche Klokot. Das nahe Dorf Alt-Tabor, mit 1041 czech. E., ist noch heute die Fundstätte von Münzen, Waffen u.s.w. aus der Hussitenzeit. In der Nähe die Ruinen der Burg Kozi, auf der Huß während seiner Verbannung aus Prag 1412–14 sich aufhielt.

Tabora, ausgedehnter, ungesunder Ort im Centrum von Deutsch-Ostafrika, in Unjanjembe, an der Karawanenstraße nach Ujiji, hat etwa 15000 E., darunte (Anmerkung des Editors: darunter) 9 Deutsche, ist Station der Schutztruppe und Sitz einer Postagentur. Der Stadtteil Sokoni ist der Mittelpunkt.

Taborion, s. Verklärung Christi.

Taborīten, im Gegensatz zu den Kalixtinern die strenggläubigen Hussiten (s. d.) in Böhmen nach ihrer Feste Tabor.

Tabouret (frz., spr. -bureh), Taburétt, niedriger Sessel ohne Lehne.

Täbrîs (Tebris, Täbriz oder Tauris), Hauptstadt der pers. Provinz Aserbeidschan (s. d.), vier Tagereisen von Teheran, fünf von Erzerum, in 1348 m Höhe, erstreckt sich als terrassenförmige Häusermasse am Fuße des 2600 m hohen Sehend Koh längs der kleinen Flüsse Spintscha und Adschi. Mehr als die Hälfte der Stadt liegt in Schutt und Trümmern; von den 550000 E., welche sie noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. besaß, sind kaum noch 180000 übrig. Häufige Erdbeben, Kriege, schlechte Verwaltung verwandelten sie in einen Ruinenhaufen, durch den sich enge, schmutzige Straßen hinziehen. Die Festungsmauer ist verfallen, ebenso zahlreiche Moscheen. Im Stande sind nur die Arsenale des Schah, eine Waffenfabrik und die reichen Bazare. Trotzdem war T. bis vor kurzem der Haupthandelsplatz Persiens, infolge der Nähe der türk. und russ. Grenze sowie wegen seiner Lage an der großen Karawanenstraße von Teheran nach Trapezunt. Bedeutend sind Baumwollweberei, Seidenwirkerei, Färberei, Druckerei, Töpferei, Stärkefabrikation u.s.w. Die bedeutendsten Geschäfte sind in den Händen von Europäern, Armeniern und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 580.