Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

578

Tabakspfeife (Fisch) - Taberistan

Materialien sind: verschiedene Hölzer, Meerschaum, Porzellan, Steingut, unglasierter, gebrannter Thon zum Kopf; Weichsel- oder sonstiges Holz, Horn und Knochen zum Rohr; Horn, Bernstein, Hartgummi, Bein u. s. w. zur Spitze. Die Herstellungsweise der Porzellan- und Steingutköpfe ist derjenigen anderer Porzellan- und Steingutwaren gleich (Thüringer Wald, Rheinpfalz), diejenige der gewöhnlichen Thonpfeifen bildet einen selbständigen Gewerbszweig (Rheinprovinz, Holland, Ungarn, Frankreich und England). Die übrigen Bearbeitungen sind Drechslerarbeit (Thüringen, franz. Jura). Die T., die immer mehr durch den Gebrauch der Cigarren und Cigaretten verdrängt wird, haben die Europäer von den Eingeborenen Amerikas kennen gelernt. Die ursprüngliche indian. Pfeife, ein großes mit Flittern geputztes Rohr, heißt Calumet. Selbst die thönernen Pfeifen, die sog. holländischen, sollen überseeischen Ursprungs sein. Rich. Grenville, der Virginien entdeckte, sah hier solche 1585, die dann in England nachgeahmt wurden. Fabrikmäßig wurden dieselben jedoch zuerst in Holland und zwar in Gouda gemacht. Die jetzt in Deutschland gebräuchlichen T. mit Mundstück und Abguß erfand Franz Vicarius, ein österr. Arzt, 1689. Der Tschibuk oder die lange türkische T. besteht aus einem flachen Kopfe, welcher aus rotem Thon oder Meerschaum geformt ist, einem langen hölzernen Rohre und einer kurzen und dicken Bernsteinspitze. Neben dieser Form wird im Orient vielfach die Wasserpfeife (s. Nargileh) angewendet. - Vgl. Tomasek, Pfeifenindustrie (Weim. 1878).

Tabakspfeife (Fistularia tabacaria L.), ein zu den stichlingsartigen Fischen gehöriger Bewohner der tropischen Teile des Atlantischen Oceans, besonders häufig an den amerik. Küsten. Er wird bis über 1 m lang, ist sehr schlank, fast cylindrisch, wie das Rohr einer kölnischen Thonpfeife, ohne Schuppen, mit sehr stark verlängerter Schnauze. Seine Farbe ist olivengrün mit blauen Flecken und Streifen.

Tabakspinnmaschinen, s. Tabak.

Tabaksraupe, s. Tabak.

Tabakssteuer, s. Tabaksbesteuerung.

Tabakverkühl- und Siebmaschine, s. Tabak.

Tabaldie, s. Affenbrotbaum.

Tabandamast, s. Damascieren.

Tabangummi, Gutta Taban, s. Guttapercha.

Tabanidae, Tabanus, s. Bremsen (Fliegen).

Tabarî, Abu Dschafar Mohammed ibn Dscherir, mohammed. Historiker und Theolog, geb. 839 zu Amuul in Taberistân. Nach einer großen Studienreise durch Irak, Syrien und Ägypten ließ er sich in Bagdad lehrend nieder, wo er Anfang 921 starb. T.s Name wurde durch sein großes arab. Annalenwerk berühmt, in dem er die geschichtlichen Traditionen von der ältesten Zeit bis zum Jahre 302 der Hidschra (d.i. 914 n. Chr.) dargestellt hat. Zuerst begann Joh. G. L. Kosegarten eine mit lat. Übersetzung versehene Ausgabe dieses Werkes, welche bis zum dritten Bande gediehen ist ("Tabaristanensis Annales regum et legatorum Dei", Greifsw. 1831-53). Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, das handschriftliche Material für das ganze Werk nachzuweisen, zu dessen vollständiger Herausgabe (Leid. 1878 fg.) sich M. J. de Goeje mit mehrern Arabisten verbunden hat; den auf dle "Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sassaniden" bezüglichen Teil hat Nöldeke (Leid. 1879) in einer Monographie bearbeitet. Auch als Theologe hat sich T. einen bedeutenden Namen erworben; nach ihm ist eine selbständige theol. Schule, die der Dscharirijja, benannt, welche aber nicht zur Geltung kommen konnte. Er verfaßte auch einen umfangreichen Kommentar zum Koran, aus welchem zuerst Loth (1881) Auszüge bekannt gemacht hat.

Tabarije, der jetzige Name von Tiberias (s. d.) in Palästina.

Tabaristân, pers. Landschaft, s. Taberistân.

Tabarzer Grund, s. Großtabarz (Bd. 17).

Tabascheer, Tabaschir, s. Bambusa.

Tabasco, Staat der Republik Mexiko, an der Südküste des Golfs von Campeche (s. Karte: Mexiko), zählt (1895) auf 25 241 qkm 134 791 E., meist Indianer. Gegen Chiapas hin erhebt sich eine Grenzcordillere mit 1000 m hohen Gipfeln. An diese stößt eine schmale, wahrscheinlich tertiäre Hochterrasse und an diese wiederum eine weite flache, alluviale Küstenniederung, welche den bei weitem größten Teil einnimmt und während der Regenzeit überschwemmt ist. Die Flüsse sind mit Ausnahme des T. (Grilawa) und Usumacinta kurzen Laufs, voller Stromschnellen und nur stellenweise für Kähne fahrbar. T. hat fruchtbaren Boden, in den feuchten Niederungen äußerst ungesundes, im Innern, namentlich auf der Hochterrasse, gesundes Tropenklima. Die wichtigsten Produkte sind Kakao, Kaffee, Piment und Farbehölzer; dann Vanille, Indigo, Tabak, Zucker, Baumwolle, Mais, Frijoles, Maniok u. s. w. Der Haupthafen ist Frontera an der Mündung des Grijalva.

Die Hauptstadt Villa Hermosa de T. oder San Juan Bautista liegt in ungesunder, Überschwemmungen ausgesetzter Gegend, am linken Ufer des Grijalva, der hier einen guten Hafen und weiter oberhalb den Verkehrsweg nach Chiapas bildet. Die Stadt zählt (1895) 27 036 E.

Tabatière (frz., spr. -tiähr), Tabaksdose.

Tabatièregewehr, das 1867 in ein Hinterladungsgewehr mit Metallpatrone umgewandelte franz. Liniengewehr Kaliber 18,40 mm. Der Verschluß ist ein Scharnierverschluh mit seitlicher Drehung nach rechts, der ähnlich wie eine Tabaksdose (daher auch der Name) geöffnet wird. Gegen Ende des Feldzugs 1870/71 wurden die neu aufgestellten Truppen Frankreichs zum Teil mit T. bewaffnet.

Tabatinga, Grenzposten im brasil. Staate Amazonas, links am Amazonenstrom, gegenüber der Einmündung des die Grenze zwischen Brasilien und Peru bildenden Rio Yacarana oder Javari, meist von Indianern bewohnt, ist Hauptstapelplatz für den Handel zwischen beiden Staaten und Endstation der brasil. Dampfschiffahrtslinie auf dem Amazonas.

Tabaxir, s. Bambusa.

Tabella, Tabellarius (lat.), s. Brief.

Tabelle (lat., "kleine Tafel"), Tafel, übersichtliche Zusammenstellung des Inhalts irgend eines Wissensgebietes, z. B. der Geschichte, Statistik u. s. w.; in der Deutschen wie in der Österr. Konkursordnung das Verzeichnis, in welches der Gerichtsschreiber die angemeldeten Konkursforderungen einzutragen und in welchem dann das Ergebnis der stattgehabten Prüfung vom Konkursgericht zu vermerken ist. Über die Wirkungen dieser Eintragung s. Prüfungsverfahren.

Taberistân, auch Tabaristân, der südöstlichste Teil der pers. Provinz Masenderan, das östl. Hochland des Elburs-Gebirges, wird von vielen Flüssen bewässert und besitzt schönes Weideland, daher starke Viehzucht, ist reich bewaldet und hat viel Wild; das