Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Szögyény-Marich; Szveteney de Nagy-Ohay; Tabarrini; Tachykardie; Tägliches Geld; Tahitinuß; Tait; Talleyrand-Périgord

907

Szögyény-Marich - Talleyrand-Périgord.

betraut. Seit 1871 gehörte er dem Abgeordnetenhaus an und übernahm 1874 die Lehrkanzel für Strafrecht und Politik an der Budapester Universität. Als Parlamentarier zeichnete sich S. bald durch eine ungewöhnliche Beredsamkeit aus; seine Reden sind überdies Muster dialektischer Gewandtheit und scharfer logischer Beweisführung. Bis 1877 war er Mitglied der Regierungspartei, wurde dann mit dem Grafen Albert Apponyi (s. d.) Führer der vereinigten Linken, von der er jedoch 1886 ausschied, um eine Zeitlang außerhalb der Parteien zu bleiben. 1889 übernahm er das Justizportefeuille und schloß sich wieder der Regierungspartei an. Der Minister S. gilt im jetzigen ungarischen Kabinett als der Hauptträger der administrativen und judiziellen Reformen im modernen freiheitlichen Sinn und genießt bei allen Parteien des Parlaments großes Ansehen. Seine Reformarbeiten hat er auf dem Gebiete der Gerichtsreorganisation bereits kräftig in Angriff genommen.

Szögyény-Marich (spr. ssodjenj máritsch), Ladislaus von, ungar. Staatsmann, geb. 12. Nov. 1842 zu Wien als Sohn des gegenwärtigen ungarischen Judex curiae Ladislaus v. S., studierte in Wien, trat 1861 in die ungarische Verwaltung in seinem Heimatskomitat Stuhlweißenburg ein und ward 1869 in den Reichstag gewählt, wo er sich der Partei Sennyeys, später der liberalen Partei anschloß. 1882 wurde er als Nachfolger des zum gemeinsamen Finanzminister ernannten Kallay zweiter und 1883 erster Sektionschef im Ministerium des Äußern, wo er namentlich den Verkehr mit der ungarischen Delegation erfolgreich führte. Der verstorbene Kronprinz Rudolf übertrug S., der sein besonderes Vertrauen genoß, die Sichtung seines handschriftlichen Nachlasses. Im Dezember 1890 übernahm S. an Stelle des zurückgetretenen Freiherrn v. Orczy das ungarische Ministerium am Hoflager.

Szveteney de Nagy-Ohay (spr. sswetenei de nádj-ōhei), Anton, Freiherr, österreich. General, geb. 5. Dez. 1831 zu Tarnopol (Galizien), absolvierte die Neustädter Militärakademie, wurde 1849 Leutnant im 33. Infanterieregiment und machte den Feldzug in Italien mit. 1855 wurde er Oberleutnant, 1857 Hauptmann im Generalstab und nahm an dem Feldzug 1859 in Italien teil. 1866 wurde er zum Major, 1868 zum Oberstleutnant befördert, Ende 1871 Kommandant des 11. Husarenregiments, 1872 Oberst, 1873 Generalstabschef beim Generalkommando in Graz und 1874 in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt. 1877 wurde er Kommandant der 8. Kavalleriebrigade, 1878 Generalmajor, 1879 Vorstand des Präsidialbüreaus im Reichskriegsministerium, 1883 in den Freiherrenstand erhoben, Sektionschef daselbst und in demselben Jahre Feldmarschallleutnant. 1885 wurde S. zum Kommandanten der 4. Infanterietruppen-Division und 1888 zum Kommandanten des 12. Korps und kommandierenden General in Hermannstadt ernannt. Seit Ende 1889 Inhaber des 86. Infanterieregiments, wurde er 1. Nov. 1890 zum General der Kavallerie ernannt.

T.

Tabarrini, Marco, ital. Historiker, geb. 14. Sept. 1818 zu Pomarance (Provinz Pisa), erzogen in Volterra, studierte Rechtswissenschaft in Pisa und wurde 1846 Rechtsanwalt. An den italienischen Unabhängigkeitskämpfen von 1848 beteiligte er sich als Kapitän, wurde 1848 in die toscanische Deputiertenkammer gewählt, war eine Zeitlang Sekretär des Ministers des Innern, dann des Ministerpräsidenten, wurde 1860 Direktor des öffentlichen Unterrichts, 1865 Mitglied des italienischen Staatsrates und 1871 des Senats, in dem er einer der Vizepräsidenten ist. Er schrieb: »Gino Capponi, i suoi tempi, i suoi studi, i suoi amici« (Flor. 1879); »Studi di critica storica« (das. 1871) und gab heraus: »Versi di G. Giusti« (das. 1853); »Scritti letterarii di Massimo d'Azeglio« (das. 1870); »Scritti editi ed inediti di Gino Capponi« (das. 1877, 2 Bde.); »Lettere e documenti del barone Bettino Ricasoli'« (mit Gotti, das. 1886-1890, 5 Bde.). T. gehört zu den Begründern des Archivio storico italiano und bekleidet eine leitende Stellung in dem neubegründeten Istituto storico italiano.

Tachykardie (griech.), Pulsbeschleunigung.

Tägliches Geld, auf dem Geldmarkt die Gelddarlehen mit täglicher Kündigung.

Tahitinuß (Fidschinuß), Same einer nicht näher bekannten Palme, welche von Wendland Sagus amicarum genannt wurde, kommt von den Freundschaftsinseln, wahrscheinlich auch noch von andern Inseln des Stillen Ozeans in den Handel. Sie hat Form und Größe eines Apfels mit meridional verlaufenden Wülsten, die Oberfläche ist dunkelrostbraun oder schwarzbraun. Der weitaus größte Teil des Samens, dessen Längsschnitt wegen der weit ins Innere hineinreichenden und sich dort verbreiternden Raphe hufeisenförmig erscheint, besteht aus beinhartem, gelblichweißem Albumen, welches aber nicht so hart ist wie das der Steinnuß. Die T. wird wie letztere benutzt, sie ist leichter zu bearbeiten, bekommt keine Trockenrisse, ist auch dem Wurmfraß weniger ausgesetzt, aber wegen des gelblichen Farbentons, der Färbung in hellen Nüancen nicht zuläßt, weniger geschätzt.

Tait (spr. teht), Peter Guthrie, Mathematiker und Physiker, geb. 1831 zu Dalkeith, studierte in Edinburg und Cambridge, erhielt auf Grund des mit W. Thomson verfaßten Werkes. »Natural philosophy« (1867, deutsch von Helmholtz und Wertheim: »Handbuch der theoretischen Physik«, Braunschw. 1871-74, Bd. 1) die Professur für Naturphilosophie in Edinburg, und 1886 verlieh ihm die Londoner Royal Society ihre Medaille für verschiedene mathematische und physikalische Untersuchungen. Er schrieb: »Lectures on some recent advances in physical science« (3. Aufl. 1885; deutsch von Wertheim, Braunschw. 1877); »Elementary treatise on quaternions« (2. Aufl. 1874; deutsch von G. v. Scherff, Leipz. 1880); »Treatise on dynamics of a particle« (mit Steele, 6. Aufl. 1889); »Thermodynamics« (2. Aufl. 1877); »Light« (2. Aufl. 1889); »Heat« (2. Aufl. 1885; deutsch von Lecher, Wien 1885); »Properties of matter« (1885; deutsch von Siebert, Wien 1888); »The unseen universe« (mit Balfour Stewart, 6. Aufl. 1876).

Talleyrand-Périgord, Charles Maurice, Fürst von. Von der »Correspondance diploma-^[folgende Seite]