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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sulfaminōl; Süßfutter; Suworow; Svedelius; Swarth; Swert; Sybel; Syrien; Szilágyi

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Sulfaminol - Szilágyi.

gehen z. B. bei dem häufig kultivierten Cereus speciosissimus von unten nach oben von fünf auf drei zurück. Dagegen besitzt C. triangularis, eine epiphytische, kriechende Art, in der Regel nur drei breite Flügel, aber ihre Keimpflanzen sind kantig. Gleiches gilt für die Keimlinge mehrerer Phyllocactus-Arten, welche mit denen von Cereus fast vollkommen übereinstimmen. Auch kommen kantige und bestachelte Rückschläge an den Flachsprossen von Phyllocactus vor, und zwar treten dieselben an der Sproßspitze oder an der Basis eines ganzen Sproßsystems auf. Auch bei Epiphyllum und Rhipsalis, deren Arten größtenteils epiphytisch leben, sind ganz ähnliche Umbildungen eingetreten, welche sich sämtlich von einer kantigen, kriechenden, Cereus-artigen Grundform ableiten lassen. Die wegen ihrer klebrigen, weißen Beeren (ähnlich wie bei uns die Mistel) durch Vögel verbreitete und außer in Amerika auch in Südafrika, auf Mauritius und Ceylon beobachtete Rhipsalis Cassytha hat einen vierkantigen, auf den Kanten mit Stachelbüscheln besetzten Keimling, der mit dem von Cereus grandiflorus und Phyllocactus völlig übereinstimmt; ähnlich keimt auch das flachgliederige Epiphyllum truncatum. Bei allen diesen Kakteenkeimpflanzen ist übrigens das unter den Keimblättern stehende (hypokotyle) Stengelglied stark fleischig verdickt und daher von eigenartiger Gestalt. Auch die bisweilen vorkommenden Rückschlagssprosse unbestachelter Rhipsalis-Arten zeigen eine viel stärkere Borstenbekleidung und eine größere Kantenzahl als die Grundform. Die so große Mannigfaltigkeit in der äußern Gliederung der Kakteen läßt sich somit auf wenige oder vielleicht eine einzige Grundform zurückführen, aus welcher durch stärkeres Wachstum bestimmter Teile und Verkümmerung andrer die heterogensten Gestaltungen hervorgehen. Die Grundanlage besteht darin, daß der am Vegetationspunkt innerhalb eines Tragblattes erzeugte Achselsproß teilweise mit jenem verschmolzen auftritt und Dornen (d. h. Blattäquivalente) in bestimmter Reihenfolge anlegt; die Vegetationspunkte sind durch dichte Haarbekleidungen und außerdem durch Versenkung in tiefe Gruben sowie durch Umwallungsbildungen außerordentlich geschützt. Letztere können z. B. bei Rhipsalis-Arten so weit gehen, daß die zu den Sproßanlagen führende Vertiefung völlig geschlossen wird und daher der Sproß beim Austreiben das Gewebe durchbrechen muß. Alle diese Wuchsverhältnisse werden nur bei Rücksicht auf die Keimungsvorgänge und die Rückschlagsbildungen der Kakteen verständlich, mit deren Kultur und Entwickelungsgeschichte sich in jüngster Zeit Göbel eingehend beschäftigt hat. Die Verbreitung der Kakteen erfolgt durch Beerenfrüchte, deren saftiges Fleisch von Tieren gern gefressen wird. Das Fruchtfleisch entwickelt sich bei ihnen merkwürdigerweise aus den Stielen der Samenanlagen; manche Arten (z. B. Mamillaria gracilis, Opuntia fragilis) verbreiten sich auch auf vegetativem Wege durch Ablösung kugeliger oder sehr spröder, leicht abbrechender Sproßglieder, deren Bewurzelung wie auch die von Stecklingen verhältnismäßig leicht erfolgt. Vgl. Göbel, Die S. (in »Pflanzenbiologische Schilderungen«, 1. Teil, Marb. 1889).

Sulfaminōl (Thiooxydiphenylamin) entsteht, wenn man auf eine Lösung der Salze des Metaoxydiphenylamins in geeigneter Weise Schwefel einwirken läßt. Es bildet ein hellgelbes, geruch- und geschmackloses Pulver, ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkalien, schwerer in kohlensauren Alkalien, auch von Alkohol und Essigsäure wird es aufgenommen. Es bräunt sich beim Erhitzen und schmilzt bei etwa 155°. In Berührung mit den Körpersäften zerfällt es in Schwefel und Phenol, und hierauf gründet sich seine Anwendung als antiseptisches Mittel, welche durch die Eigenschaften des Präparats sehr begünstigt wird. Es ist unschädlich für den Menschen und hat sich z. B. bei Eiterungen in der Kieferhöhle ebenso brauchbar wie Jodoform erwiesen, vor welchem es sich durch seine Geruchlosigkeit sehr vorteilhaft auszeichnet.

Süßfutter, Süßheu, s. Futterbereitung.

Suworow, Alex. Wasil., Graf von, russ. Feldherr. Seine Biographie schrieb Spalding (Lond. 1890).

Svedelius, Erik, schwed. Historiker (Bd. 17), starb 26. Febr. 1889 in Upsala.

Swarth, Helene, belg. Dichterin, geb. 25. Okt. 1859 zu Amsterdam, kam in frühster Kindheit nach Belgien, wo sie erst in Brüssel, dann in Mecheln lebte. Nachdem sie mit den beiden Bänden: »Fleurs du rêve« (1879), »Les Printanières« (1882) als französische Dichterin aufgetreten war, veröffentlichte sie in ihrer Muttersprache die Dichtungen: »Eenzame bloemen« (1884), »Blauwe bloemen« (1884), »Beelden en stemmen« (1887) und »Aquarellen« (1888), die wie jene Anklang fanden.

Swert, Jules de, Violoncellist und Komponist, starb 24. Febr. 1891 in Ostende.

Sybel, Ludwig von, Archäolog, geb. 1. Juli 1846 zu Marburg als Sohn des Geschichtschreibers Heinrich v. S., studierte klassische Philologie und Archäologie in Göttingen und Bonn, habilitierte sich 1872 an der Universität Marburg, wo er 1877 außerordentlicher und 1888 ordentlicher Professor wurde. Wiederholte Studienreisen führten ihn 1871-72 nach Italien, 1879-80 nach Paris und Griechenland, 1886 nach England. Er schrieb: »Zur Mythologie der Ilias« (Marb. 1877); »Katalog der Skulpturen zu Athen« (das. 1881); »Kritik des ägyptischen Ornaments« (das. 1883); »Weltgeschichte der Kunst bis zur Erbauung der Sophienkirche« (das. 1888); »Platons Symposion, ein Programm der Akademie« (Gratulationsschrift, das. 1888); »Platons Technik, am Symposion und Euthydem nachgewiesen« (das. 1889) u. a. - Über die Familie S. vgl. Friedrich v. Sybel, Nachrichten über die Soester Familie Sybel 1423-1890 (Münch. 1890).

Syrien. Im J. 1886 bestand die Bevölkerung des türkischen Wilajets Sûria, welches damals die Sandschaks Hama, Damaskus, Hauran, Belka, Ladikie, Tarabolus, Beirut und Akka umfaßte (also mit Ausschluß des Libanon und des Mutessarrifliks Jerusalem), seitdem aber in mehrere Wilajets zerfallen ist, nach Hartmann aus 600,000 Sunniten, davon 1/10 Beduinen, 6000 Schiiten, 40,000 Nosairiern, 8000 Ismailiern, 12,000 Drusen, 8000 Juden, 3500 Protestanten, 80,000 Griechisch-Orthodoxen, 100 Altarmeniern, 6000 Jakobiten, 20,000 Griechisch-Unierten, 4500 Armenisch-Unierten, 2000 Syrisch-Unierten, 25,000 Maroniten und 3000 Lateinern, zusammen 818,500 Seelen. - Zur Litteratur: M. Blanckenhorn, Beiträge zur Geologie Syriens (Kassel 1890).

Szilágyi (spr. ssilādji), Desider von, ungar. Justizminister, geb. 1840 zu Großwardein, beendigte die Rechtsstudien in Pest, wo er auch die Advokatenpraxis begann und sich daneben mit Journalistik beschäftigte. Im J. 1867 Sekretär, bald Sektionsrat im Justizministerium, machte er 1870 eine längere amtliche Studienreise nach England und war als Ministerialrat namentlich mit kodifikatorischen Arbeiten