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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tanganika; Tangaren; Tange; Tangelbaum; Tängeln; Tangente; Tangentenbussole

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Tanganika – Tangentenbussole

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tanga'

einer Postagentur (mit Telegraph), einer Regierungsschule, der Direktion der Usambara-Eisenbahn, hat eine evang. Mission, Garnison der Polizeitruppe, Station der Deutsch-Ostafrikanischen, der Westdeutschen Handels- und Plantagen- sowie der Deutschen Tanga-Gesellschaft, ist der wichtigste Handelsplatz für das ganze Hinterland bis zum Kilima-Ndscharo und der Ausgangspunkt der Usambara-Eisenbahn (s. d.). Im botan. Garten (beim Fort) ist ein Denkmal (von Lührsen) für die in Ostafrika gefallenen Angehörigen der deutschen Marine.

Tanganīka (Tanganyika), Bahari oder Ziwa bei den Arabern, See im Innern des äquatorialen Ostafrikas, bildet einen Teil des Großen centralafrik. Grabens, liegt zwischen 3° 20' und 8° 44' südl. Br. und wird vom 30.° östl. L. von Greenwich durchschnitten; die Höhe seines Wasserspiegels ü.d.M. beträgt nach den neuesten Berechnungen 818 m, nach Reichard 780 m, nach Baumann 880 m. (S. Karte: Deutsch-Ostafrika.) Er bedeckt 35130 qkm, hat eine Länge von 645, eine durchschnittliche Breite von 50 km, welche sich bis auf 30 km verengert und bis zu 80 km erweitert, und eine Tiefe bis zu 647 m. Ein periodisches Anschwellen bis zu 3 m (von 1874 bis 1883) und ein Sinken um 4,50 m (seit 1886) wurde bei ihm beobachtet. Riffe, Untiefen und Inseln sind selten. Häufig bilden sich jedoch flottierende Inseln, welche in Gruppen von 50 bis 60 aus herab- und zusammengeschwemmtem Erdreich, verkittet durch Pflanzenwurzeln und -Keime, plötzlich entstehen und oft zu einer Breite von 100 m anwachsen. In dem azurblauen Wasser von etwas brackigem Geschmack leben Ottern, Krokodile, Flußpferde und eine große Anzahl genießbarer Fischarten. Bei Erdbeben, die sich immer noch in Jahreszwischenräumen wiederholen, bedeckt sich der See mit Massen schwimmender bituminöser Gebilde und bekommt einen naphthalinartigen Geschmack. Die beiden Längsseiten umschließen mächtige, steil abfallende Gebirgszüge; ungezählte Bäche speisen den See; bedeutende Zuflüsse sind nur der Rusisi im N., wahrscheinlich ein Abfluß des Kivusees, der Malagarasi im O., welcher die Gewässer aus Uhha, Unjamwesi und Ugalla in sich vereinigt, und der Lofu im S. Der einzige und zwar nur periodische Abfluß ist der nach dem Kongo strömende Lukuga (s. d.) auf der Westseite. Die Küsten sind von größter Verschiedenheit: flacher Sandstrand, von Schlinggewächs überwuchert, undurchdringliche Schilfdickichte wechseln mit lachenden Fluren an den Bergabhängen, mit stundenlangen Wäldern von Öl- und Borassuspalmen und mit schroffen, düstern Felsbildungen. An seine Westufer reicht die Zone der westafrik. Tier- und Pflanzenwelt; das Ostufer wird durch die Vertreter der ostafrik. Steppe gekennzeichnet. Das Klima am See gilt als ziemlich ungesund, namentlich das von Ujiji. Die Temperatur schwankt zwischen 28,3°C. (November und Februar) und 14°C. (Juli); die normale beträgt 25°C. Regen fällt am Ostufer weniger (Maximum 78 cm im J. 1879) als auf der Westseite (Maximum 154 cm im J. 1888). Die für die Schiffahrt gefährlichste Zeit tritt beim Wechsel der Jahreszeiten ein; orkanartige Stürme treffen aus Süd und Nord unter heftigen Gewitterschauern zusammen und aus dem See türmen sich verderbenbringende Wasserhosen auf. Kawele in Ujiji ist der größte Handelsplatz; in dem benachbarten Kassimbo befindet sich die im Mai 1896 gegründete Station der deutschen ↔ Schutztruppen; in Kawende liegt die kath. Missionsstation Karema; in Urungu die engl. Stationen Kitutu und Pambete; auf der Westseite liegen: in Marungu die belg. Station Mpota, die kath. Missionsstationen St. Louis und Mpala, in Uguhha die Kongostation Mtowa und die engl. Missionsstation Kavala (Insel); am Nordende die belg. Station Ruwenga. – Der T. wurde im Febr. 1858 von Speke und Burton entdeckt, von Livingstone und Stanley zum erstenmal 1872 befahren und von letzterm 1876 ganz umsegelt. Weitere wichtige Beiträge zur Geographie des Sees lieferten die Reisen von Cameron 1873, Hore 1878, Jos. Thomson und Cambier 1879, Böhm und Reichard 1880, Wissmann 1882, Giraud 1884 und Baumann 1891.

Vgl. Burton, The Lake Regions of Central Africa (2 Bde., Lond. 1860); Stanley, Wie ich Livingstone fand (Lpz. 1879; 3. Aufl. 1891); ders., Durch den dunklen Weltteil (2 Bde., ebd. 1878; 3. Aufl. 1891); Cameron, Quer durch Afrika (ebd. 1877); Thomson, Expedition nach den Seen von Centralafrika (Jena 1882); Peters, Das Deutsch-Ostafrikanische Schutzgebiet (Münch. 1895).

Tangāren, Vogelfamilie, s. Tanagras.

Tange, Bezeichnung für verschiedene Meeresalgen; gewöhnlich versteht man darunter die braun gefärbten aus der Gruppe der Phäophyceen (s. d.).

Tangelbaum, in der Schweiz Bezeichnung für Kiefer (s. d.).

Tängeln, s. Dengeln.

Tangénte (lat., d. i. Berührende), die Gerade, die mit einer krummen Linie zwei im Berührungspunkt beider zusammenfallende Punkte gemein hat. Sie giebt die Richtung an, welche die krumme Linie in dem berührten Punkt hat. Die T. eines Kreises ist senkrecht zu dem Radius des Punktes, in dem der Kreis berührt wird. Die T. einer Linie 3., 4. Ordnung hat mit der Linie 3, 4 Punkte gemein, von denen 2 in dem Berührungspunkt vereint sind. – Legt man durch einen Flächenpunkt alle möglichen Ebenen und konstruiert die T. der zugehörigen Schnittkurven, so bilden diese die Tangentialebene der Fläche. – Über T. in der Trigonometrie s. Goniometrische Funktionen. Den Verlauf dieser Tangentenfunktion zeigt die Tangentenkurve (s. Tafel: Kurven II, Fig. 2).

1.
Figur: 1.

Tangentenbussole, ein von W. Weber erfundenes Instrument zur Messung von elektrischen Stromstärken in absolutem elektromagnetischem Maß, also zum Messen der Stromeinheiten (s. Elektrische Einheiten) eines galvanischen Stroms. Die Fig. 1 zeigt eine Webersche T. Durch den Draht b a tritt der Strom ein, durchstießt den Kupferring a o c und tritt parallel der Zuleitung durch c d wieder aus, so daß nur der im magnetischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 604.