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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tondruck; Tonelada; Tönende Flamme; Tonfedern; Tong; Tonga-Inseln

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Tondruck - Tonga-Inseln

parzers, Kleists u. a. für das königl. Schauspielhaus; sodann eine Nachbildung der Reliefs vom Altarbau in Pergamon (s. d.); die Marmorgruppe Das Kindlein schläft (Privatbesitz), die Kolossalstatue Kaiser Wilhelms I. für Putlitz (1890), die Marmorbüste des ehemaligen Finanzministers Otto Camphausen, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Dessau (1892), Christus am Kreuz mit anbetenden Engeln (lebensgroß in Marmor, 1894). T. lebt seit 1858 in Berlin; 1892 wurde er zum Professor ernannt.

Tondruck, das Verfahren, den von lithographischen Steinen auf der Steindruckpresse sowie von Typen, Holz- oder Metallplatten auf der Buchdruckpresse gewonnenen Abdrücken durch Aufdrucken matter Farbentöne einen eigentümlichen Effekt zu geben, indem das Blatt mit schwacher grauer, gelblicher, bräunlicher u. s. w. Farbe unter- oder überdruckt wird. Werden auf den Steinen oder den Holz- oder Metallplatten (den Tonplatten) die Stellen der Lichter ausgespart, so kommt in ihnen bei den Abdrücken die Weiße des Papiers zum Vorschein. Durch entsprechende Behandlung der Tonplatte sind mit einem Drucke verschiedene Abstufungen desselben Farbentons zu erzielen. Auf der Buchdruckpresse wird der T. meist vor dem Druck des Bildes oder der Schrift, auf der Steindruckpresse häufig nach demselben ausgeführt. Der T. ist ein Mittel zur eleganten Ausstattung der Buchdruck-Accidenzarbeiten; man benutzt auch Kartonpapier oder Celluloidplatten zur Herstellung der Tonplatten. Der T. auf der Kupferdruckpresse wird durch leichtes Überwischen der Platte mit der zum Druck des Stichs verwendeten Farbe hervorgebracht und in einem Drucke mit dem der Tiefgravierung ausgeführt. Wenn mit mehrern Steinen oder Platten verschiedene Farben nebeneinander aufgedruckt werden, so geht das Verfahren in den Buntdruck über. (S. Farbendruck und Lithographie.) Geschichtliches über T. s. Holzschneidekunst.

Tonelada, span. und portug. Bezeichnung für Tonne oder Last. Als älteres span. und span.-amerik. Gewicht ist die T. = 20 Quintales (Centner) oder 920 kg; während sie als neueres (gesetzlich vorgeschriebenes) Gewicht unter dem Namen T. métrica (metrische Tonne) 1000 kg hat. Die portugiesische und brasilianische T. hat 13½ Quintaes (Centner), also 793 kg. Im Handel mit Steinkohlen versteht man in den erwähnten Ländern unter T. das engl. Ton von 20 Hundredweights (s. Avoirdupois). Ferner heißt T. ein älteres portug. und brasil. Flüssigkeitsmaß von 60 Almudes (s. d.). Auch als Getreidemaß kommt die T. noch vor, nämlich in Argentinien und Uruguay, wo sie in 2 Cahices (s. Cahiz) geteilt wird und = 10,3 hl ist. Endlich hat T. dieselbe Bedeutung wie das engl. Ton of shipping und das deutsche Schiffslast (s. Last).

Tönende Flamme, soviel wie singende Flamme (s. Harmonika, chemische; Bilder tönender Flammen s. Tafel: Schall, Fig. 5).

Tonfedern, s. Feder.

Tong, Stadt im West-Riding der engl. Grafschaft York, im SW. von Leeds, hat (1891) 6899 E.

Tonga-Inseln (in der Landessprache Toga-Inseln) oder Freundschaftsinseln, zu Polynesien gehörige, selbständige Inselgruppe der Südsee, südwestlich des Samoa-Archipels und östlich der Fidschigruppe, umfaßt über 150 kleine Eilande sowie 32 größere Inseln mit 997 qkm und (1895) 19 549 E., darunter 353 Fremde, meist Engländer. (S. die Nebenkarte zur Karte: Oceanien.) Der Archipel zerfällt in zwei parallel nebeneinander laufende Reihen: in die westl. steil aufsteigenden vulkanischen Inseln, von denen jede aus einem meist noch thätigen Vulkan besteht, und in die östlichen niedrigen, meist nicht über 14-16 m ü. d. M. aufsteigenden Inseln aus Madreporenkalk. Von jenen ist nur der 920 m hohe, erloschene Vulkankegel Kao noch bewohnt, dagegen war der 580 m hohe Tofoa 1885 wieder thätig; auch der 550 m hohe Letté (Late) ist noch thätig; im Okt. 1885 entstand durch ein Seebeben die 2,3 qkm große Insel Falcon.

Die Koralleninseln sind durch schmale Kanäle voneinander geschieden. Die südliche oder Tongagruppe besteht aus der größten und fruchtbarsten Insel Tongatabu oder dem heiligen Tonga (422 qkm) und der kleinern Wald- und wiesenreichen Insel Eua (171 qkm). Auf Tongatabu öffnet sich nach N. eine große und breite Lagune; längs des ganzen Nordstrandes ziehen Korallenriffe, die eine sichere Reede umschließen; kleine flache und bewaldete Inseln sind auf diesen Riffen zerstreut. Die mittlere oder Hapai- oder Haabaigruppe wird von einer Menge kleiner, von Riffen umschlossener Inseln gebildet und hat 68 qkm. Die nördliche oder Vavaugruppe, auch Haafuluhao, mit 187 qkm, besteht aus der Insel Vavau, der drittgrößten (145 qkm), und aus einer Menge kleiner Eilande. Außerdem gehören politisch zum Königreich der T. die vulkanische Gruppe von Niua (s. d.).

Der Boden ist fruchtbar und hat reiche, ergiebige Pflanzenerde mit üppiger Vegetation; vier Arten von Palmen finden sich hier vor, darunter als wichtigste die Kokospalme. Die Tierwelt ist hinsichtlich der Säugetiere nur dürftig vertreten; bis zur Ankunft der Europäer gab es nur kleine Ratten, eine riesige Fledermausart (Pteropus tonganus) und Schweine; ferner einige Landschlangen und Eidechsen; von Insekten werden Ameisen und Mosquitos lästig; zahlreich sind Fische und Vögel. Fließendes Wasser ist selten und Trinkwasser findet sich gewöhnlich nur in Teichen und Brunnen. Das Klima ist mild und gesund; die Mitteltemperatur beträgt 24-25° C.; in die Regenzeit (Dezember bis Februar) fallen ganz plötzlich hereinbrechende Orkane. Es gedeihen Yams, große Bananen, süße Kartoffeln, Brotfrucht, Zuckerrohr, Guaven, Mangoäpfel, Orangen, Limonen, Tabak, Mais und Baumwolle. Die Ausfuhr (1895: 2,3 Mill. M.) besteht fast ausschließlich aus Kopra (2,25 Mill.) und etwas Früchten und Hölzern, die Einfuhr (Stoffe, Lebensmittel, Eisenwaren), im ganzen für 1,7 Mill., kommt zumeist aus Manchester, Sheffield und Birmingham. Nächst England und seinen Kolonien ist Deutschland (Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee) am Handel beteiligt. Regelmäßig laufen Tongatabu an die Schiffe des Norddeutschen Lloyd (Samoalinie) und die New Zealand Union Steam Ship Company. Die Tonganer (s. Tafel: Australische Völkertypen, Fig. 10, beim Artikel Australier) gehören zu den schönsten und geistig am meisten veranlagten polynes. Stämmen; sie sind groß und stark, von hellbrauner Hautfarbe, schwarzem lockigem Haar und dunklen lebhaften Augen. Sie bekennen sich jetzt zum Christentum (Wesleyaner), treiben vorzugsweise Landbau und sind Seefahrer. Der König, seit 1893 Georg II., residiert zu Nukualofa an der Nordküste von Tongatabu, ihm steht ein Rat von Notablen und gewählten Vertretern zur