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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Topin - Torda-Aranyos.

selben als unersprießlich ganz aufgegeben. In der Grammatik ist T. die Lehre von den Stellen, welche den einzelnen Wörtern im Satz und den Sätzen in der Periode zukommen. Biblische T. oder Topologie, eine Theorie der Grundsätze, nach denen der Theolog bei der Wahl und Behandlung der biblischen Beweisstellen zu verfahren hat.

Topin (spr. -päng), Marius, franz. Geschichtschreiber, geb. 25. Dez. 1838 zu Aix, Neffe Mignets, besuchte das dortige Lyceum und das in Gap und war 1856-70 in der Verwaltung der Steuern thätig. Während der Belagerung von Paris 1870-71 befehligte er ein Bataillon Nationalgarde und gründete 1872 mit Mitchell den "Courrier de France". 1873 übernahm er die Redaktion der "Presse" und verteidigte das Ministerium Broglie, da er bonapartistisch gesinnt ist. Er schrieb: "Le cardinal de Retz, son génie, ses écrits" (1864, 3. Aufl. 1872); "Histoire d'Aigues-Mortes" (1865); "L'Europe et les Bourbons sous Louis XIV" (1867, 3. Aufl. 1879); "L'homme au masque de fer" (1869, 3. Aufl. 1870), welche Werke von der Akademie mit Preisen gekrönt wurden; "Louis XIII et Richelieu" (1876), ebenfalls preisgekrönt, und "Romanciers contemporains" (1876).

Topinámbur, s. Helianthus.

Tōpisch (griech.), örtlich, im Gegensatz zu allgemein, z. B. topische Schmerzen, topische Arzneien, topische Recidive bösartiger Geschwülste.

Töpler, August, Physiker, geb. 7. Sept. 1836 zu Brühl a. Rhein, studierte in Berlin Chemie und Physik, wurde Chemiker, dann Dozent an der landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn, 1864 Professor an der polytechnischen Schule zu Riga. Er widmete sich indes hauptsächlich der Physik und wurde 1868 als Professor der Physik nach Graz berufen, von wo er 1876 in derselben Eigenschaft an das Polytechnikum zu Dresden übertrat. T. zeigte sich besonders geschickt in Auffindung neuer Beobachtungsmethoden und Konstruktion neuer Apparate. Seine "Optischen Studien nach der Methode der Schlierenbeobachtung" (Bonn 1865) zeigten, wie man eine ganze Reihe von Erscheinungen, welche sich sonst der Beobachtung entziehen, sichtbarmachen kann. Ebenso machte er die stroboskopischen Scheiben zur Beobachtung schwingender Körper nutzbar. Er konstruierte eine Quecksilberluftpumpe, welche gar keine Hähne verlangt und dadurch einen großen Vorzug vor der Geißlerschen hat, gegen welche sie allerdings den Nachteil erheblich größerer Dimensionen besitzt. Gleichzeitig mit Holtz konstruierte T. eine wesentlich auf denselben Prinzipien beruhende Elektrisiermaschine, welche sich durch die Anwendung von Metallbelegungen von derjenigen von Holtz unterscheidet und von dieser zurückgedrängt wurde, in der letzten Zeit aber sich allgemeinere Anerkennung verschaffte, seit T. ihr durch Anwendung einer großen Anzahl von Scheiben eine früher nicht geahnte Stärke gab. Durch eine Anzahl mathematisch-physikalischer Arbeiten, so über die Fundamentalpunkte eines optischen Systems, über die Zerlegung zusammengesetzter Schwingungen u. a. m., hat sich T. ebenso als gediegener Theoretiker bewiesen.

Töpliz, 1) Badeort in Böhmen, s. Teplitz. -

2) Badeort in Krain, unfern Rudolfswerth, mit warmen Quellen (34-38° C.) und (1880) 363 Einw. Vgl. Radics, Das Mineralbad T. (Wien 1878).

Topo, Feldmaß in Peru, = 5000 QVaras = 35,9128 Ar.

Topographenkorps, eine in Rußland zum Zweck der Landesvermessung 1822 errichtete und 1877 reorganisierte Truppe mit einem Etat von 9 Generalen, 75 Stabs- und 370 Oberoffizieren, welche sich aus den Topographenunteroffizieren der Topographenabteilung ergänzen, nachdem dieselben einen dreijährigen Kursus auf der Topographenschule in St. Petersburg mit Erfolg durchgemacht haben.

Topographie (griech.), Ortsbeschreibung mit möglichst genauem Eingehen auf alle Einzelheiten, welche das Gelände bietet, seien sie von der Natur oder durch Kunst geschaffen. Die Gewinnung eines möglichst genauen Kartenbildes eines Landes ist der Zweck der topographischen Aufnahme desselben, die in den europäischen Staaten durch die topographische Abteilung der Generalstäbe in Maßstäben von 1:20,000 bis 1:25,000 erfolgt, während die topographischen Karten teils in denselben, teils in kleinern Maßstäben herausgegeben werden (s. Landesaufnahme).

Topologie (griech.), Ortslehre, Ortskunde.

Topolya (spr. tópolja), Markt im ungar. Komitat Bács-Bodrog, an der Bahnlinie Budapest-Semlin, mit (1881) 9500 ungar. Einwohnern, Weinbau, Schloß und Bezirksgericht.

Toponomástik (griech., topographische Onomastik), geographische Namenkunde, s. Onomatologie.

Topp, s. Takelung.

Toppnant, s. Takelung.

Topuszko (spr. topúss-), Kurort im kroatisch-slawon. Komitat Agram, an der Glina, mit Schlammbädern und zahlreichen gegen Gicht und Rheuma wirksamen indifferenten Thermen (60° C.), deshalb das kroatische "Gastein" genannt. Vgl. Hinterberger, Die Thermal- und Schlammbäder zu T. (Wien 1864).

Torcello (spr. -tschello), Insel in den Lagunen von Venedig, 9 km nordöstlich von der Stadt gelegen, mit wenigen von der ehemaligen bedeutenden Stadt T. erhaltenen Gebäuden, unter denen besonders der Dom im Basilikensystem aus dem 7. Jahrh. und die Kirche Santa Fosca, ein Zentralbau aus dem 9. Jahrh., Erwähnung verdienen. Das gegenwärtige Dorf T. hat nur 128 Einw.

Torda (Thorenburg), Stadt im ungar. Komitat Torda-Aranyos und Station der Ungarischen Staatsbahn, am linken Ufer des Aranyos, mit Franziskanerkloster, 9 Kirchen (2 römisch-katholische, eine lutherische, eine reformierte, eine unitarische, eine griechisch-unierte und 3 griechisch-nichtunierte), schönem neuen Komitatshaus und (1881) 9434 ungarischen und rumän. Einwohnern, die Getreide- und Weinbau und Viehzucht betreiben. T., Sitz des Komitats und eines Gerichtshofs, hat ein unitar. Untergymnasium, bedeutende Viehmärkte, ein großes, schon seit Römerzeiten bekanntes Salzbergwerk, mehrere Salzteiche mit einem Solbad und mitten in der Stadt Reste der ehemaligen Thorenburg. In der Nähe von T., wo sich viele römische Altertümer finden und einst die römische Kolonie Pataissa (Salinä) stand, ist die wild romantische Tordaer Schlucht (320 m tief und 25 km lang), die einen 30 km langen Kalkzug von oben bis unten quer durchschneidet, und durch deren Mitte, fast die ganze 6-20 m breite Sohle einnehmend, der Bach Kerekes fließt. Im S. die pittoresken Toroczkóer Kalkfelsen und der malerisch gelegene, einst von Deutschen gegründete, jetzt von unitarischen Ungarn bewohnte Ort Toroczkó (Eisenmarkt).

Torda-Aranyos (spr. -áranjosch), ungar. Komitat in Siebenbürgen, grenzt an die Komitate Arad, Bihar, Klausenburg, Maros-Torda, Kis-Küküllö, Unterweißenburg u. Hunyad, umfaßt 3370 qkm (61,2 QM.), wird vom Aranyos und seinen Nebenflüssen bewäs-^[folgende Seite]