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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tropengürtel; Tropenhygieine; Tropenländer; Tropenroutine; Tropez; Tropfbad; Tropfen; Tropfenbildung

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Tropengürtel - Tropfenbildung

Tropengürtel, s. Temperaturverteilung.

Tropenhygieine, s. Tropische Krankheiten.

Tropenländer, Tropen oder Äquinoktialgegenden, die zwischen den Wendekreisen gelegenen Bänder, die sich also durch 23½ Breitengrade vom Äquator nord- und südwärts erstrecken. Besser als diese mathematische ist aber die physik. Definition von Supan, wonach wir unter T. die Gebiete verstehen, wo die Mitteltemperatur auch des kältesten Monats nicht unter 20° C. herabsinkt. Alles, was Flora und Fauna Üppiges und Großes hat, vereinigt sich in diesen Gegenden. Näheres s. Pflanzengeographie und Tiergeographie. Je geringer der Abstand vom Äquator und die Meereshöhe ist, desto mehr verschwinden die Gegensätze der Jahreszeiten hinsichtlich ihrer Wärmeschwankungen, die bei mittlern Jahrestemperaturen bis zu 30° C. auf den Inseln und an den Küsten kaum über 5° im Jahr steigen und nur innerhalb der Kontinente etwas größere Werte annehmen. Die T. haben streng periodisch wechselnde Regen, so daß man das Jahr dort in eine trockne, der Niederschlage aber doch nicht ganz entbehrende und eine sehr niederschlagsreiche Regenzeit teilt. Diese tritt im allgemeinen mit dem höchsten Stande der Sonne ein, also in der Nähe des Äquators zweimal. Die hohe Temperatur bedingt in den T. zumeist eine starke Luftverdünnung, daher starke Winde von den peripherischen Gebieten her. Die Folge davon sind starke Stürme und heftige Gewitter, in der Ebene zumeist einige Stunden nach Mittag, in den Flußthälern häufig bei Nacht; am stärksten sind die Gewitter in den Gebirgen; mit Hagel- und Schneestürmen kommen sie noch in einer Höhe von 4550 m ü. d. M. vor. Die tropische Landwirtschaft, die aber nicht streng von der subtropischen und selbst nicht von der der gemäßigten Klimate geschieden werden kann, beschäftigt sich in der Viehzucht in erster Linie mit dem Rind, dessen wichtigste Kulturarten das Zebu und der ind. Büffel sind. Spezifisch tropische Haustiere sind Elefant, Kamel, Angoraziege und Strauß. Die hauptsächlichsten tropischen Kulturpflanzen sind: Getreide (Reis, Mais, Hirse), Wurzelfrüchte (Maniok, Yams, Bataten), Ölfrüchte (Kokospalme, Ölpalme, Sesam, Erdnuß), Zuckerfrüchte (Zuckerrohr und Arengapalme), Südfrüchte (Bananen, Ananas, Orangen), Reizfrüchte (Kaffee, Kakao, Thee, Tabak), Gewürze (Pfeffer, Zimmet, Muskat, Vanille), Faserpflanzen (Baumwolle, Jute), Färbe- und Gerbpflanzen (Indigo, Gambir, Katechu). Der Betrieb der tropischen Landwirtschaft seitens der Eingeborenen ist meist sehr primitiv; erst der Weiße hat ihn vielseitiger und intensiver gestaltet. In neuester Zeit ist auch der Anfang zu einer wissenschaftlichen Landwirtschaftslehre der Tropen gemacht, unterstützt besonders durch die botan. Gärten zu Buitenzorg (Java), Peradenija (Ceylon) und Kalkutta sowie durch zahlreiche Versuchsstationen. - Über die in den T. herrschenden Krankheiten s. Tropische Krankheiten; über Tropengebäude s. d. nebst Tafel (Bd. 17). - Vgl. Hartwig, Die Tropenwelt (2. Aufl., Wiesb. 1875); Wallace, Tropical nature (Lond. 1878); Semler, Die tropische Agrikultur (4 Bde., Wismar 1886-93; 2. Aufl. von Hindorf, ebd. 1896 fg.); Simmonds, Tropical Agriculture (3. Aufl., Lond. 1889); Wohltmann, Handbuch der tropischen Agrikultur (Bd. 1., Lpz. 1892); Nicholls, A Text-Book of tropical agriculture (Lond. 1892); Sagot-Raoul, Manuel pratique des cultures tropicales (2 Bde., Par. 1896). Seit 1897 wird von Warburg und Wohltmann die Zeitschrift "Der Tropenpflanzer" (Berlin) herausgegeben.

Tropenroutine, s. Schiffsdienst.

Tropez, Saint, Stadt, s. Saint Tropez.

Tropfbad, s. Douche.

Tropfen, die kleinen kugeligen, durch die Schwere etwas verlängerten Massen, die alle Flüssigkeiten bilden, sobald man sie der freien Wirkung ihrer eigenen Kohäsion überläßt, namentlich also beim Fallen. Da die Beschaffenheit und Größe der Fläche, an der sich die T. bilden, von Einfluß ist, so beobachtet man die Tropfenbildung am besten, wenn man die Flüssigkeiten von einem Glasstabe ablaufen oder aus sog. Tropfgläschen auslaufen läßt. Die T. sind um so größer, je specifisch leichter die Flüssigkeit und je größer ihre Kohäsion ist. Bringt man daher Flüssigkeiten auf gleiche Temperatur, so kann die Größe der T. als Maß der Kohäsion bei dieser Temperatur dienen. Bei höherer Temperatur nimmt die Kohäsion ab. Ein Wassertropfen bildet keine Kugel mehr, wenn er auf einer Unterlage ruht; auf reiner Glasplatte zerfließt er. Ein genügend kleiner Quecksilbertropfen bildet auf Glas fast eine Kugel, zerfließt aber auf Gold, Silber, Zinn u. s. w., da er mit diesen Metallen Amalgam bildet. Durch Staub wird die Neigung der Flüssigkeit zur Tropfenbildung erhöht. Bei Abkühlung von mit Dampf gesättigter Luft wird der Niederschlag des Dampfes in Tropfenform (die Nebelbildung) durch Staubgehalt der Luft begünstigt. Ebenso bilden sich auf einer mit Lycopodiumstaub bestreuten Glasplatte rollende Wassertropfen, während Wasser auf einer reinen Glasplatte zerfließt. Die flüssigen Körper, welche die Eigenschaft haben, T. zu bilden (Tropfbarkeit), heißen tropfbare Flüssigkeiten. Nach Gay-Lussac ist das Gewicht der T. verschiedener Flüssigkeiten, die von einer Röhre mit einem bestimmten Durchmesser herabfallen, nicht den Dichtigkeiten dieser Flüssigkeiten proportional. So wogen bei 15° C. 100 Wassertropfen 8,9875 g, dagegen 100 T. Alkohol (Dichtigkeit 0,8543) nur 3,0375 g. Neuere Versuche über Tropfenbildung rühren von Quincke u. a. her. Die freie Tropfenbildung geschmolzener Metalllegierungen findet technische Anwendung in der Fabrikation des Flintenschrots. (S. Schrot.)

Tropfenbildung, in der Astronomie eine durch Irradiation (s. d.) hervorgerufene Erscheinung in dem Moment eines Venusdurchgangs (s. d.), in dem die dunkle Venusscheibe den hellen Sonnenrand von innen berührt. Die Berührung verläuft nicht, wie man erwarten sollte, in der unter a (s. nachstehende Abbildung) dargestellten Weise, sondern so, wie es b, c, d zeigen, d. h. es tritt zwischen Venus und Sonnenrand zunächst ein feines schwarzes Band auf, das sich mit der Annäherung der Venus an den Sonnenrand zu einem schwarzen Tropfen, auch Bailyscher Tropfen genannt, verbreitert und es unmöglich macht, den wahren Moment der innern Berührung scharf aufzufassen. Der Verlauf der T. ist sehr verschiedenartig und abhängig von

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