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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tschagatai - Tschambal

Tschagatai, s. Turkestan.

Tschagatai (unrichtig Dschagatai oder Dschagataisch), Name des zweiten Sohnes des Tschingis-Chan, welchem nach dem Tode des Vaters die Länder der Uiguren, die Kleine und Große Bucharei (Ost- und Westturkestan), die Gegenden am Iliflusse, dann das Land zwischen dem Amu-darja und Syr-darja (Oxus und Jaxartes) zufielen. In diesen Ländern erhielt deshalb die osttürk. oder usbekische Mundart den Namen T. In dieser Mundart sind auch ausgezeichnete histor. Werke geschrieben worden, wie die Denkwürdigkeiten des ersten Großmogul Babar, das Jahrbuch des Abulghâsi-Behâder u.s. w. Bischbaligh war eine Zeit lang der Hauptort des Chanats. T. starb 1240; seine Nachkommen behaupteten sich unter mancherlei Wirren und Blutvergießen bis auf Timur. - Vgl. Vámbéry, Das Türkenvolk in seinen ethnolog. und ethnogr. Beziehungen (Lpz. 1885).

Tschagataisch (oder Dschagatāisch), die aus der Schriftsprache der Uigur (s. d.) hervorgegangene künstliche Litteratursprache der mittelasiat. und westl. Türkendialekte. Zum Unterschiede von der Litteratursprache der Osmanen wird sie auch kurz als osttürkische Sprache bezeichnet. Da diese Litteratursprache sich hauptsächlich in den Chanaten von Chiwa, Buchara und Kokan und in Ostturkestan (Kaschgar, Jarkand u. s. w.) entwickelt hat, so steht sie den gesprochenen Sprachen Mittelasiens sehr nahe, deren Dialekte deshalb auch als Dschagataisch bezeichnet werden. - Vgl. Vámbéry, Ćagataische Sprachstudien (Lpz. 1867); ders., Abuska, ćagataisches Glossar, magyarisch, Pest 1862); Weljaminow-Sernow, Dictionnaire Djaghatai-turc (Petersb. 1869-71); Pavet de Courteille, Dictionnaire turk-oriental (Par. 1870).

Tschagischer Thee, tschagirischer Thee, die getrockneten Blätter des im Sibirischen heimischen, bei uns als Zierpflanze gepflegten, dickblätterigen Steinbrechs (Saxifraga crassifolia L.); sie werden in Rußland als Thee benutzt.

Tschagodoschtscha, linker Nebenfluß der Mologa, im russ. Gouvernement Nowgorod, bildet ein Zwischenglied des Tichwinschen Kanalsystems (s. d.).

Tschagos-Inseln (Chagos-Inseln), brit. Inselgruppe im Indischen Ocean (s. d. nebst Karte), unter 4° 44' bis 7° 39' südl. Br. und 70° 55' bis 72° 52' östl. L., 450 km von den Malediven entfernt. Hauptinsel ist Diego Garcia, 24 km lang, 5-6 km breit, ein Korallenatoll, dessen Lagune Fische und Krabben enthält. Ähnlich sind die kleinen Peros-Banhos, Salomoninsel, Nelson-, Adler-, Danger-, Egmonts- und Drei Brüderinsel. Die Bewohner treiben Fischfang und gewinnen Kokospalmenöl. Auf Diego Garcia bestehen Kohlendepots. Die Inseln unterstehen dem Gouverneur von Mauritius.

Tschagra, Fluß, s. Irgis.

Tschai (türk.), Fluß, häufig in Zusammensetzungen.

Tschaiken (Csaiken, Sayken, türk., "Schiff"), die mit Segel, Ruder und Geschütz versehenen, leicht beweglichen Galeeren, von denen Österreich früher eine kleine Flotte auf der Donau hielt, zum Schutz gegen die Türken. Die zum Dienst auf den T. gebrauchten Soldaten hießen Tschaikisten (Csaikisten) und gehörten zu den Grenztruppen, innerhalb deren sie ein Bataillon (das "Tschaikistenbataillon") bildeten. (S. Militärgrenze.)

Tschaikowski, s. Tschajkowskij.

Tschaitanja, s. Indische Religionen (Bd. 17).

Tschaja, s. Wehrvögel.

Tschaikowskij (auch Tschaikowski), Peter Iljitsch, russ. Komponist, geb. 7. Mai (25. April) 1840 im Ural als Sohn des dortigen Bergbezirksdirektors Ilja (d. i. Elias) T., der später Direktor des Berginstituts in Petersburg wurde. - T. besuchte die Rechtsschule in Petersburg und trat dann in den Staatsdienst. Daneben begann er sich eifrig mit Musik zu beschäftigen, besuchte drei Jahre lang die von Anton Rubinstein gegründete Musikschule, das spätere Konservatorium in Petersburg, und wurde dann als Professor der Musiktheorie an das Konservatorium in Moskau berufen. Seit 1879 lebte er im Gouvernement Kiew. Er starb 6. Nov. (25. Okt.) 1893 in Petersburg. Außer einer Reihe von Klavier- und Gesangskompositionen schrieb T. sechs Sinfonien (G-moll, C-moll, D-dur, F-moll, E-moll, H-moll [Pathétique]), die sinfonischen Dichtungen "Der Sturm", "Francesca da Rimini" und "Manfred", drei Streichquartette, ein Streichsextett, eine Serenade für Streichinstrumente (Op. 48), zwei Klavierkonzerte (B-dur und G-moll), eine Phantasie für Klavier und Orchester (G-moll), ein Violinkonzert (D-dur) u. s. w. Von seinen Opern hatten "Der "Woiwode" (1869), "Die Jungfrau von Orléans" (1881), "Mazeppa" (1882), besonders aber "Eugen Onegin" (1879) und "Jolanthe" (1893) Erfolg. Sehr beliebt sind auch seine Ballette "La belle au bois dormant" ("Dornröschen", 1890) und "Le casse-noisette" ("Nußknacker"). T.s Orchestersuiten machten die Runde in Rußland, Deutschland und Frankreich und erwarben ihm den Ruhm eines, wenn auch außerordentlich ungleichen, doch sehr begabten Komponisten. Er schrieb auch eine Harmonielehre in russ. Sprache (Mosk. 1872).

Tschaka, Kauptort der Insel Pemba (s. d.).

Tschako (vom ungar. csákó, auch Czako, Tzako geschrieben), eine militär. Kopfbedeckung von Filz mit plattem Deckel, die zuerst in der franz. Armee 1806 und dann in allen übrigen Heeren den früher üblichen, dreieckigen (d. h. dreifach aufgekrempten) Hut der Infanterie verdrängte. Der T. hat verschiedene Formen gehabt, bald oben, bald unten breiter, bald cylindrisch. In der preuß. Armee wurde er unter Friedrich Wilhelm IV. durch den Helm (s. d.) ersetzt, dessen Annahme in Rußland folgte und den 1878 auch die engl. Armee anzunehmen begann. Im österr. Heere trat ein runder, niedriger Hut an seine Stelle. Die Franzosen haben den T. in der leichten Form des sog. Käppi (kepy). In ähnlicher Form tragen ihn auch in Deutschland die Jäger, die Schützen, die Luftschifferabteilung, der Train und die Marineinfanterie (2 Seebataillone).

Tschakwa, Ort, s. Batum (Bd. 17).

Tschamabadan, Landschaft, s. Ardilan.

Tschamara (czech. čamara; poln. czamara), langer mit Schnüren besetzter Rock.

Tschambal, engl. Chumbul, rechter und größter Nebenfluß der Dschamna, entspringt im Windhjagebirge etwa 30 km nördlich von Mandlesar in der indobrit. Agentschaft Manpur Centralindiens, durchfließt die Agentschaften Bhopawar, Indaur und Westmalwa, wendet sich dann nordöstlich durch Kotah (in Radschputana), bildet von der Einmündung der Parbati ab die Grenze zwischen den Agentschaften Dschaipur und den östl. Staaten Radschputanas, sowie der Division Agra einerseits und der Agentschaft Gwaliar Centralindiens andererseits und mündet nach 650 km langem Laufe 64 km unterhalb

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