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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tschambesi –Tscheki

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tschambal'

von Itawa. Die größten Nebenflüsse des T. sind rechts Kali-Sind und Parbati, links Banas.

Tschambēsi, Nebenfluß des obern Kongo (s. d.).

Tschanak Kalessi, Stadt in der Türkei, s. Kale-Sultanie.

Tschanār(garh), engl. Chunar(gurh), alte Stadt und Festung im Distrikt Mirsapur der indobrit. Nordwestprovinzen, am rechten (südl.) Gangesufer, mit (1891) 11423 E. (9707 Hindu), steinernen Häusern und einem merkwürdigen Befestigungswerk auf einem 35 m senkrecht aufsteigenden Sandsteinfelsen, mit Türmen, Offizierswohnungen, Krankenhaus, Gefängnis, einem in Stein gehauenen altertümlichen Hindutempel und einem Brunnen. Unterhalb der Stadt liegen die Wohnungen der Europäer. Das Ganze dient als Rekonvalescentenanstalt für europ. Soldaten und als Staatsgefängnis.

Tschandāla, im Sanskrit Caṇḍāla, Name einer Menschenklasse in Indien, die für unrein gilt und gemieden und verachtet wird. Dem Kastensystem nach ist ein T. ursprünglich der Sohn eines Çūdra (s. d.) und einer Brahmanin. Das Wort wird aber auch in weiterm Sinne von Leuten gebraucht, die ein unreines und verachtetes Gewerbe treiben, wie Henker, Totengräber u.dgl.

Tschandarnagar, Stadt in Ostindien, s. Chandarnagar.

Tschandī, ind. Göttin, s. Durgā.

Tschandragupta, im Sanskrit Candragupta, der Sandrakottas oder Sandrokottos der Griechen, ind. Fürst, der Gründer der Mauryadynastie. T. war von niederer Herkunft, aber ein Mann von bedeutenden Fähigkeiten und rastloser Energie. Er vertrieb die Satrapen Alexanders d. Gr. aus dem Pandschab, besiegte auch Mophis, den Fürsten von Taxila (im Sanskrit Takshaçilā), der ein Freund der Griechen war, und machte sich zum Herrn des ganzen Induslandes. Dann wandte er sich nach Osten, stürzte mit Hilfe des Brahmanen Tschāņakja die verhaßte Dynastie der Nanda und bemächtigte sich des ganzen großen Reichs Magadha mit der Hauptstadt Pataliputra, dem Palibothra der Griechen. Die Krönung des T. hat zwischen 322 und 312 v.Chr. stattgefunden. Später, um 305 v.Chr., geriet er mit Seleucus Nikator in Krieg, besiegte ihn und zwang ihn zur Abtretung großer Gebiete auf dem Westufer des Indus, wofür ihm T. seine Tochter zur Frau gab und 500 Elefanten überließ. Zur Besiegelung der Freundschaft schickte Seleucus den Megasthenes (s. d.) an den Hof des T. T.s Enkel ist Açōka (s. d.).

Tschandu, s. Opium.

Tschang, chines. Längenmaß von 10 Tschi und nach den Orten und Waren verschiedener Größe, hält 3,18 bis 3,58 m; Geld und Gewicht in Siam, s. Bat.

Tschang-kia-kou, chines. Stadt, s. Kalgan.

Tschang-scha, Hauptstadt von Hu-nan (s. d.).

Tschantabun (Chantaboun), Stadt in Siam, an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Golf von Siam, unweit der Grenze Kambodschas, hat etwa 7000 E. und Ausfuhr von Hölzern, Pfeffer und Edelsteinen. Die Bevölkerung besteht aus Birmanen, Siamesen und Chinesen.

Tschany, Salzsee in Westsibirien, s. Baraba.

Tschapka, soviel wie Czapka (s. d.).

Tschardāken, Csardaken, die teils steinernen, teils hölzernen Wachthäuser entlang dem Grenzcordon in der ehemaligen österr. Militärgrenze. Sie waren blockhausartig und standen einander so nahe, daß Signalschüsse die Verbindung unter den Wachtposten aufrecht zu erhalten vermochten. In ↔ sumpfigen Gegenden standen die T. auf steinernen Pfeilern oder hölzernen Pfosten und waren mit einer aufziehbaren Leiter versehen. Man unterschied Haupt- und Zwischenposten; erstere hatten Alarmstangen, durch deren Anzünden die anwohnenden Grenzer versammelt werden konnten. Von einer Tschardak zur andern zog ein erhöhter Dammweg. Streifwachen hielten die Verbindung aufrecht. In friedlichen und pestfreien Zeiten standen entlang der Grenzlinie von Montenegro bis zur Walachei etwa 5000 Mann bewaffneter Grenzer in Abteilungen von 2 bis 7 Mann in den T. In gefährlichen Zeiten wurde die Zahl verdoppelt. Seit der Auflösung der Grenze (1872–73) hat die Landesgendarmerie und die Finanzwache diese Grenzhut übernommen. Türkischerseits waren ähnliche Wachthäuser (Karaulen) an der Grenze und spielen noch heute auf den Karten der Türken eine Rolle.

Tschardschuj, Stadt im Chanat Buchara, am linken Ufer des Amu-darja und an der Transkaspischen Eisenbahn, die hier den Amu auf einer 4000 m langen Holzbrücke überschreitet, hat eine Citadelle und gegen 30000 E., darunter viele Russen.

Tscharnikau, preuß. Stadt, s. Czarnikau.

Tscharonda, russ. See, s. Wosch.

Tscharschaf, der Mantel, den die islamit. Frauen außerhalb des Hauses als Überwurf tragen, ähnlich dem Feradsché (s. d.), von dem der T. sich dadurch unterscheidet, daß er um die Taille enger anschließt. Den Hauptunterschied zwischen T. und Feradsché bildet jedoch der Schleier, der beim T. das Gesicht nur leicht verhüllt und sich vom Schleier der Europäerin kaum unterscheidet. Der T. ist daher eine wesentliche Neuerung der türk. Frauenkleidung.

Tschārwāka (Cārvāka), Name des Begründers des ind. Materialismus (lokāyata) und Bezeichnung seiner Anhänger. Die Lehren dieser Schule sind außerordentlich kraß: alle höhern Begriffe werden negiert, als Mittel der Erkenntnis wird nur die Perception anerkannt, Sinnenlust und Vermeidung des Schmerzes sind die einzigen Lebensziele.

Tschataldscha (Čataldža), Hauptort des Sandschaks T. (1900 qkm mit etwa 50000 E.) des türk. Wilajets Konstantinopel auf der Bosporischen Halbinsel, 43 km nordwestlich von der Hauptstadt an der Linie Konstantinopel-Adrianopel.

Tschatgāon, Stadt in Ostindien, s. Tschittagong.

Tschatyr-Dagh (d.i. Zeltberg), Berg im Jailagebirge, an der Südküste der Krim, 1523 m hoch. Am Fuß liegt Aluschta.

Tschausch, früher in der Türkei eine angesehene Klasse Exekutivbeamter, die zu Vertrauensbotschaften verwendet wurden. Die T. bildeten ein Korps von 5–700 Personen; an ihrer Spitze stand der Tschausch-Baschi (Obertschausch, s. auch Großwesir). Zu den äußern Attributen der T. gehörte der Tschugân, ein langer Stab, der bei den Offizieren reich mit Silber verziert war. Jetzt ist das Korps der T. aufgelöst; T. ist nur noch eine militär. Titulatur und entspricht unserm Sergeant.

Tschausk (spr. tschá-usk), alter Name der Stadt Kolywan (s. d.).

Tscheber, ungar. Weinmaß, s. Cseber.

Tschebyscheffscher Lenker, s. Geradführung.

Tschechen, s. Czechen.

Tscheduba, Insel, s. Cheduba.

Tschefu, Stadt in China, soviel wie Tschi-fu (s. d.).

Tscheitsch, Ort in Mähren, s. Čeitsch.

Tscheki, türk. Gewicht, s. Cheky.

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