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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tukan; Tukane; Tu-kiu; Tukkum; Tukopia-Inseln; Tukultibelischarra; Tula

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Tukan - Tula

noch die männliche zeugende mit der weiblichen empfangenden Kraft in sich verbindet, und so aus sich selbst den Mannus, das erste Wesen in Menschengestalt, zeugt, mit dessen drei Söhnen dann die eigentliche nationale Stammsage von dem Ursprunge der einzelnen westgerman. Hauptvölkerschaften beginnt. Der westgerman. Sage entspricht die ostgermanische von Aurgelmir, dem unter dem linken Arme die ersten Nachkommen entsprossen seien. - Vgl. K. Müllenhoff, T. und seine Nachkommen (in der "Allgemeinen Zeitschrift für Geschichte", hg. von A. Schmidt, Bd. 8, Berl. 1848).

Tukan, Sternbild, soviel Tucan (s. d.).

Tukane oder Pfefferfresser (Ramphastidae), eine aus 5 Gattungen und einigen 50 Arten bestehende Familie großer Kuckucksvögel aus den Wendekreisgegenden Amerikas, mit sehr großem, meist an der Spitze etwas gebogenem, hohlem und leichtem Schnabel, der innen aus einem großmaschigen Knochengewebe besteht, das von dünner Hornscheide überzogen ist. Die Zunge ist federförmig, das Gefieder grell gefärbt. Durch die Kletterfüße, an denen zwei Zehen nach hinten, zwei nach vorn gerichtet sind, unterscheiden sie sich von den Hornvögeln (Buceros) der Alten Welt, die ihnen sonst ähnlich sind. Sie brüten in hohlen Bäumen und legen zwei weiße Eier. Die in der Gefangenschaft häufigsten T. sind: der Arassari (Pteroglossus atricollis Müll.), Kopf und Oberseite schwarz, Unterseite gelb mit breiter roter Brustbinde aus Nordbrasilien, der Bunttukan (Rhamphastus discolor L.), schwarz, Backen und Kehle gelb, mit großem orangegelbem Fleck in der Mitte der letztern, Unterseite rot, Schnabel grün, und der Orangetukan (Rhamphastus Temmincki Wagl.), ebenfalls schwarz, Kehle gelb, Brust rot, Gesicht dunkelrot, Schnabel schwarz mit hellblauer Firste, beide aus Südostbrasilien. Diese werden mit etwa 40-50 M. das Stück bezahlt. Seltener und teurer sind der rotschnäbelige Tukan (Rhamphastus tucanus L.,s. Tafel: Kuckucksvögel I, Fig. 1), ein etwa 53 cm langer Vogel mit scharlachrotem Schnabel, der die nördl. Teile von Südamerika bewohnt, während der ihm sehr ähnliche, aber 57 cm lange große Tukan (Rhamphastus toco Gm., Fig. 2), mehr in den höhern Strichen von Guayana bis Paraguay vorkommt (s. Karte: Tiergeographie I). Als Futter erhalten die T. in der Gefangenschaft in der Hauptsache Früchte, doch darf eine animalische Zugabe nicht fehlen, als welche sich ein Gemenge von gehacktem Ei, gemahlenem Fleisch, Ameiseneiern, geriebenem Weißbrot und Möhren empfiehlt.

Tu-kiu, s. Turkmanen.

Tukkum. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Kurland, südwestlich am Rigaischen Meerbusen, hat 2329,9 qkm, 56 989 E., meist Letten; Ackerbau, Viehzucht, 45 Fabriken. - 2) T., auch Tuckum, lett. Tukkume, Kreisstadt im Kreis T., in anmutiger Gegend am Schlock (zur Kurländischen Aa) und an der Eisenbahn Riga-T. (64 km), hat (1893) 7499 E., Post, Telegraph, Reste einer alten Ordensburg, evang. und russ. Kirche, kath. Bethaus, Synagoge; wenig Handel. In der Nähe der Hüningsberg (140 m).

Tukopia-Inseln, Gruppe kleiner vulkanischer Inseln in Melanesien, zwischen den Banks- und Santa Cruzinseln, häufig den erstern zugerechnet, besteht aus Tukopia, Anuda und Fataka, zusammen 66 qkm mit 650 E.

Tukultibelischarra, s. Teglattphalasar.

Tula. 1) Gouvernement (russ. Tuljskaja gubernija) im mittlern Teil des europ. Rußlands (s. Karte: Mittelrußland, beim Artikel Rußland), zu den großruss. Gouvernements gehörig, grenzt im N. an das Gouvernement Moskau, im O. an Rjasan, im S. an Tambow und Orel, im W. an Orel und Kaluga und hat 30 960 qkm mit (1897) 1 401 322 E., d. i. 45,3 auf 1 qkm. Das Land ist hier und da wellenförmig, durchschnitten von tiefen, zum Teil felsigen Flußthälern. Die bedeutendsten Flüsse sind der hier noch nicht schiffbare Don und die schiffbare Oka. An Mineralien sind namentlich vorhanden Steinkohlen (jährliche Produktion 8 Mill. Pud) und Eisenerze. Der Boden ist im allgemeinen nicht unfruchtbar, das Klima gemäßigt. Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Großrussen. Die Beschäftigung ist Ackerbau, Viehzucht, Töpferei, Bergbau, Schiffahrt und Fischerei. Es giebt 1973 Fabriken, unter denen die Metallfabrikation vorwiegt, diese ist auch in der Hausindustrie stark vertreten. Bekannt sind die Samoware (Theemaschinen) und Waffen des Gouvernements T. Die Eisenbahnen haben eine Länge von 594 km. Es giebt 9 Mittelschulen für Knaben, 4 für Mädchen, 4 Special-, 1053 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement zerfällt in 12 Kreise: Aleksin, Bjelew, Bogorodizk, Jefremow, Jepifan, Kaschira, Krapiwna, Nowossil, Odojew, Tschern, Tula und Wenew. - 2) Kreis im nordwestl. Teil des Gouvernements T., im Gebiet der Upa und anderer Zuflüsse der Oka, hat 2387,3 qkm, 99 987 E.; Wälder, Eisenerz und Kalkplatten. - 3) Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises T., malerisch an der Upa und mehrern hier mündenden Zuflüssen, darunter der Tuliza, gelegen, sowie an den Eisenbahnen Rjasan-Sysran und Moskau-Kursk, besteht aus der eigentlichen Stadt mit einem Kreml (von einer 1045 m langen Mauer mit 5 Türmen umgeben), und aus der Tschulkowschen (das Arbeiterviertel) und der Moskauischen oder Gewehrfabrik-Vorstadt. Sie ist Sitz des Gouverneurs und des Bischofs von T. und Bjelew und hat (1897) 111 048 E., 38 russ. Kirchen, darunter die Kathedrale zu Mariä-Himmelfahrt (erbaut 1763, im Kreml), 1 evang. Kirche, 1 Mönchs-, 1 Nonnenkloster, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Realschule, Geistliches Seminar, Kadettenanstalt, 3 Fachschulen, Museum von Industrieprodukten, Theater, 3 Zeitungen, 5 Buchdruckereien, 14 Buchhandlungen, Arsenal, große Fabrik- und Manufakturanlagen, darunter die kaiserl. Gewehrfabrik (gegründet 1712) mit 5000 Arbeitern. Gewehre (besonders Jagdgewehre), Pistolen und Revolver werden auch in der Privatindustrie hergestellt, ferner Samoware und besonders die sog. Tulaschen Kurzwaren aus Stahl, Eisen, Kompositionen (darunter Tulametall), Weiß-, Schwarzblech mit Verzierungen, Vergoldung u. a. Berühmt, auch im Auslande, sind die sog. Tulaarbeiten (s. d.). In ganz Rußland bekannt sind die Harmonikafabriken T.s; ferner giebt es Gerbereien und Juchtenfabriken, Fabrikation von Schuhwaren, Seifensiedereien und Brauereien. Die Industrie erzeugt einen bedeutenden Handel, der sich auch auf Getreide, Hornvieh, Talg, Hanf ausdehnt. Zur Messe nach Nishnij-Nowgorod allein gehen jährlich 6000 Dutzend Samoware und 2000 Körbe (zu 120 Stück) Harmonikas; die Einfuhr an Metallen in T. wird auf 500 000 Pud jährlich geschätzt. Den Verkehr fördern je eine Filiale der Russischen Reichs-^[folgende Seite]