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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Valerianus; Valeriebad; Valerien; Valerier

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Valerianus – Valerier

schmilzt und bei 163° siedet. Das Wismut- und Zinksalz der Isovaleriansäure findet mediz. Verwendung.

Valeriānus, Publius Aurelius Licinius Valerius, röm. Kaiser (253–260), Römer aus vornehmem Geschlecht, hatte sich als tüchtiger Feldherr erwiesen und war 238 princeps senatus, dann unter Kaiser Decius bei vorübergehender Erneuerung der Censur (251) Censor gewesen. Später Statthalter in Rhätien und Noricum, wurde er 253, als 63jähriger Mann, während sich Ämilianus in Mösien neben Gallus als Kaiser erhob, mit den in Gallien und am Rhein stehenden Legionen von Gallus nach Italien zu Hilfe gerufen, unterwegs von seinen Truppen selbst als Kaiser begrüßt und nachher, als Gallus und Ämilianus von ihren Soldaten erschlagen worden waren, gegen Mitte des J. 254 von allen Heeren als Kaiser anerkannt. Er ernannte sofort seinen Sohn Gallienus zum Mitregenten. Trotz seiner persönlichen Tüchtigkeit vermochte V. der wachsenden Verwirrung im Reiche nicht Herr zu werden. Im Innern wütete eine Pest, in Italien fielen die Alamannen ein, in Gallien die Franken, in Dacien, Mösien und Kleinasien die Goten, in die östl. Provinzen seit 254 die Perser unter Schapur I. Die gegen diese verschiedenen Feinde ausgeschickten Feldherren, wie Ingenuus in Pannonien, Postumus in Gallien, erhoben sich als Gegenkaiser. V. selbst zog 259 gegen die Perser, fiel aber durch Verrat bei Edessa 260 in die Hände des Königs Schapur und starb in der Gefangenschaft.

Valeriebad, s. Goisern.

Valérien, Berg und Fort bei Paris, s. Mont-Valérien.

Valerĭer, Name eines altröm. Patriciergeschlechts, das, sabinischen Ursprungs, schon in die älteste Sage von der Königsgeschichte Roms verwoben wird, während der Republik in der innern und äußern Politik bei den meisten großen Ereignissen mithandelte und sich noch bis in die Kaiserzeit und bis zum Ende des Reichs erhielt. Im Laufe der Republik spaltete sich das Geschlecht in mehrere Zweige, deren Mitglieder sich durch die Beinamen Maximus, Volusus, Poplicola, Potitus, Corvus, Lävinus, Flaccus, Messalla, Falto unterschieden. Als Ahnherr des Geschlechts tritt in der Tradition ein Volesus auf, der als Genosse des Titus Tatius in die romulische Zeit versetzt wird. – Eine histor. Person scheint zu sein Publius Valerius, einer der Konsuln des traditionellen ersten Jahres der Republik (509), als Urheber der ersten lex Valeria de provocatione, d. h. des Gesetzes, daß jeder Bürger innerhalb der Stadt vom Konsul an die Volksversammlung Berufung einlegen dürfe, und daß der Konsul dieser Provokation Folge geben müsse, weshalb fortan die Liktoren innerhalb der Stadt die Beile aus den Fasces nahmen. Für sein volksfreundliches Gesetz erhielt er nach der Überlieferung den Namen Poplicola und wurde noch dreimal, 508, 507, 504 v.Chr., Konsul. – In den Verfassungs- und Ständekämpfen erscheinen die V. in der wohl durch ihre Familientradition stark beeinflußten Überlieferung gewöhnlich als die Vermittler zwischen der Plebejergemeinde und dem Patriciat. Der Bruder des Publius, Marcus oder Manius Valerius, brachte als Diktator 491 v.Chr. die der Aushebung widerstrebenden Plebejer zum Gehorsam und trat, als nach dem siegreichen Feldzug der Senat sich weigerte, seine Versprechungen zu erfüllen und die Plebs ihre erste Secession unternahm, mit Erfolg als Vermittler ↔ auf. Zum Dank dafür erhielt er den Namen Maximus, der Große. 460 brachte der Sohn des Valerius Poplicola, Publius Valerius Poplicola, als Konsul beim Überfall des Kapitols durch Sabiner und eine Schar Verbannter das widerwillige Volk zum Kampfe, fiel aber bei der Erstürmung der Burg. Bei der zweiten Secession auf den heiligen Berg, die 449 infolge der Willkürherrschaft der Decemvirn stattfand, wurde Lucius Valerius, Enkel des erstgenannten Poplicola, zur Beschwichtigung der Plebejer zum Konsul gewählt. Als solcher brachte er mit seinem Kollegen M. Horatius die leges Valeriae Horatiae zu stande, durch welche das Provokationsgesetz erneuert, das Volkstribunat bleibend wiederhergestellt und den Beschlüssen der Tributkomitien unter gewissen Beschränkungen und Bedingungen eine auch für die Patricier bindende Kraft gegeben wurde. Das dadurch versöhnte Volk führte er dann mit Erfolg zum Kriege gegen Äquer und Volsker. – Marcus Valerius besiegte nach einer Erzählung, die seinen Beinamen Corvus, der Rabe, erklären soll, unterstützt von einem Raben, der sich auf seinen Helm setzte, auf die Herausforderung eines riesenstarken Galliers diesen im Zweikampf. Er bekleidete 348, 346 und 343 das Konsulat. Im letzten Jahre schlug er nach der freilich in diesem Abschnitt sehr entstellten Tradition bei Livius die Samniten beim Berge Gaurus und bei Suessula. In seinem vierten Konsulat 335 eroberte er Cales in Campanien. 301 wurde er zum zweitenmal Diktator, schlug Marser und Etrusker und erneuerte und bestärkte dann 300 in einem fünften Konsulat das Erbstück seiner Familie, das Provokationsgesetz. Zum sechstenmal ward er 299 Konsul, als der Krieg mit den Etruskern drohte. Von da an zog er sich von den öffentlichen Ämtern zurück. – Manius (oder Marcus) Valerius Maximus erkämpfte als Konsul 263 im ersten Punischen Kriege einen entscheidenden Sieg über die verbündeten Karthager und Syrakusaner bei Messana, woher ihm der Beiname Messalla ward. Dann bestimmte er den König Hiero II. von Syrakus zum Frieden und Bündnis mit Rom. – Während des zweite Punischen Krieges zeichnete sich Marcus Valerius Lävinus aus; 215–211 befehligte er als Prätor zuerst in Apulien und führte dann den Krieg gegen Philipp von Macedonien. Als Konsul 210 vollendete er die Wiedereroberung Siciliens. – Valerius Antias erzählte zur Zeit Sullas in sehr ausführlichen Annalen, die bald annales, bald historiae genannt werden, in wenigstens 75 Büchern die röm. Geschichte von der Gründung der Stadt an. Er hat aber durch willkürliche Zahlenangaben, Ausmalungen und Erdichtungen, namentlich zum Vorteil seines, des Valerischen Geschlechts, die Geschichte vielfach entstellt. Die Fragmente sind zuletzt von Peter in den «Historicorum Romanuorum fragmenta» (Lpz. 1883) und «Historicorum Romanorum reliquiae», Bd. 1 (ebd. 1870), gesammelt worden. – Lucius Valerius Flaccus, Anhänger des Marius und nach dessen Tode 86 Konsul mit Cinna, sollte in Griechenland und Asien den Krieg zugleich gegen Mithridates und Sulla führen, wurde aber von seinem eigenen Legaten Flavius Fimbria 85 in Asien ermordet. – Lucius Valerius Flaccus, der Sohn des vorigen, unterstützte 63 als Prätor den Cicero bei Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung und wurde von diesem 59 in einer noch vorhandenen Rede gegen die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 160.