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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Westergaard; Westerhemd; Westerhüsen; Westerland; Westerley; Westermann; Westernorrland

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Westergaard - Westernorrland.

telalter einem Adelsgeschlecht, welches im 15. Jahrh. durch Heirat mit den Grafen von Leiningen verschmolz.

Westergaard, Niels Ludwig, ausgezeichneter dänischer Orientalist, geb. 27. Okt. 1815 zu Kopenhagen, studierte dortselbst Altnordisch und Sanskrit und setzte letztere Studien 1838 in Bonn unter Lassen, 1839 in London, Paris und Oxford fort. Kurz nach der Rückkehr in seine Heimat veröffentlichte er sein auf ausgedehntem Quellenstudium beruhendes Werk »Radices linguae sanscritae« (Bonn 1841) u. die an die Untersuchungen seines berühmten Landsmanns und Vorgängers Rask (s. d.) anknüpfende Abhandlung »On the connexion between Sanskrit an Icelandic« (Kopenh. 1841-44). Mit Unterstützung des Königs und der Universität unternahm er 1841 eine Reise nach Indien und Persien, von der er 1844 unter den größten Entbehrungen über den Kaukasus und Moskau zurückkehrte, nachdem er in der Präsidentschaft Bombay die dortigen Altertümer besichtigt und eine Arbeit über die Inschrift des buddhistischen Königs Asoka zu Giruar veröffentlicht, in Bombay und später in Persien die Parsengemeinden besucht und einige Zend- und Pehlewihandschriften von denselben erlangt und in Persepolis genaue Kopien der dortigen Keilinschriften der Achämenidenkönige genommen hatte. Letztere Arbeit gelang ihm nur dadurch, daß er die an einem Felsen in einer Höhe von 60-70 Fuß angebrachten Inschriften mit Hilfe eines sehr starken Fernrohrs im Juli bei Vormittagsbeleuchtung beobachtete, wobei er sich ein heftiges Fieber zuzog. Zurückgekehrt, wurde er 1844 zum Rektor, 1845 zum Professor der indisch-orientalischen Philologie an der Kopenhagener Universität ernannt. Er wandte sich nun zunächst der Entzifferung der sogen. zweiten Gattung der Keilinschriften zu (s. Keilschrift), während er seine Abschriften der altpersischen Keilinschriften seinem Lehrer Lassen in Bonn überließ, und seine Abhandlung »Zur Entzifferung der achämenidischen Keilinschrift zweiter Gattung« (im 6. Bd. der »Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes«) war trotz mancher Mißgriffe die erste einigermaßen erfolgreiche Arbeit auf diesem schwierigen Gebiet, dem er später noch eine wichtige Untersuchung widmete (in den »Schriften der königlich dänischen Gesellschaft der Wissenschaften« 1854). Zum Gebrauch seiner Schüler gab er 1846 in dänischer Sprache ein Handbuch für das Studium des Sanskrit heraus, im gleichen Jahr veröffentlichte er in lateinischer Sprache einen Katalog der orientalischen Handschriften der Kopenhagener Universitätsbibliothek. 1848 zum Mitglied der konstituierenden Reichsversammlung gewählt, nahm er auch kurze Zeit an der Politik teil. Das Hauptwerk seines Lebens ist seine Edition des Zendavesta (Lond. 1852-54), die erste und bis jetzt einzige vollständige Ausgabe dieses wichtigen Religionsbuchs. Schon 1851 hatte er ein andres bedeutsames Religionsbuch der Parsen, den in Pehlewi abgefaßten Bundehasch, publiziert. Später wandte er sich wieder den indischen Studien zu und veröffentlichte außer kleinern Arbeiten die wichtige Schrift »Über den ältesten Zeitraum der indischen Geschichte« (deutsch von Stenzler, Bresl. 1862). Er starb 10. Sept. 1872.

Westerhemd (Wester, v. lat. vestis), in altchristlicher Zeit ein mit Beziehung auf Offenbarung Johannis 6, 11 weißes leinenes Gewand mit Gürtel, das dem Täufling nach der Salbung bei der Taufe angezogen wurde, nach Einführung der Kindertaufe ein Hemdlein oder auch nur ein spitzenbesetztes leinenes Tuch, das von den Paten über den Täufling gehalten, und womit ihm der Kopf getrocknet wurde. Vgl. Alba.

Westerhüsen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Wanzleben, an der Elbe und der Linie Leipzig-Wittenberge der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, Glas-, Zucker-, Saccharin- und Papierfabrikation, 2 Zichoriendarren, Holz- und Kohlenhandel und (1885) 2293 Einw.

Westerland, Dorf auf der zum Kreis Tondern der preuß. Provinz Schleswig-Holstein gehörigen Insel Sylt (s. d.), an der Westseite derselben, fast unmittelbar unter den Dünen, hat eine evang. Kirche, eine Dampfstraßenbahn nach Munkmarsch (zum Anschluß an die nach Hoyer bestehende Dampfschifflinie), ein sehr besuchtes Seebad (1889: 7400 Badegäste) und (1885) 899 Einw.

Westerley (spr. -li), Fabrikstadt im nordamerikan. Staat Rhode-Island, am schiffbaren Pawtucket, mit (1885) 6333 Einw.

Westermann, Anton, geschätzter Hellenist, geb. 18. Juni 1806 zu Leipzig, in Freiberg gebildet, studierte seit 1825 in Leipzig, ward 1830 daselbst Privatdozent, 1833 außerordentlicher, 1834 ordentlicher Professor der klassischen Litteratur, 1849 Mitdirektor des philologischen Seminars, resignierte 1865 und starb 24. Nov. 1869. Sein Hauptwerk ist »Geschichte der Beredsamkeit in Griechenland und Rom« (Leipz. 1833 bis 1835, 2 Bde.). Außerdem sind hervorzuheben die Ausgaben von Plutarchs »Vitae X oratorum« (Quedlinb. 1833) und »Vita Solonis« (Braunschw. 1841), von »Stephanus Byzantinus« Leipz. 1839), »Paradoxographi« (Braunschw. 1839), »Mythographi« (das. 1843), »Biographi« (das. 1845), »Philostratus et Callistratus« (Par. 1849), »Olympia dori, Ammonii, Jamblichi etc. vitae Platoni Aristotelis, Pythagorae etc.« (das. 1850, in Cobets Ausgabe des Diogenes Laertius), »Ausgewählten Reden des Demosthenes« (Leipz. u. Berl. 1850-1852, 3 Bde.; oft wiederholt, zuletzt von Rosenberg), Lysias (Leipz. 1854), »Heracliti epistolae« (das. 1857). Ferner schrieb er: »Quaestiones Demosthenicae« (Leipz. 1830-37, 4 Tle.); »Untersuchung über die in die attischen Reden eingelegten Urkunden« (das. 1850, 2 Tle.); »Index graecitatis Hyperideae« (das. 1860-64, 8 Tle.) u. a. Auch übersetzte er »Ausgewählte Reden des Demosthenes« (Stuttg. 1856-73, 12 Lfgn.) und Leakes »Die Demen von Athen« (Braunschw. 1840), gab Vossius »De historicis graecis« (Leipz. 1838) und die »Epistolae virorum clarorum ad Meursium« (das. 1841) heraus und redigierte mit Funkhänel die »Acta societatis graecae« (das. 1836-40, 2 Bde.). Sein Bruder George, geb. 23. Febr. 1810 zu Leipzig, gest. 7. Sept. 1879 in Wiesbaden, errichtete 1838 in Braunschweig eine Verlagsbuchhandlung und machte sich besonders durch die Begründung (1856) der Zeitschrift »Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte« (34. Jahrgang 1889/90) verdient.

Westernorrland, schwed. Län am Bottnischen Meerbusen, umfaßt die Landschaften Medelpad und Angermanland, grenzt im N. an das Län Westerbotten, im Westen an Jemtland, im S. an Gefleborg und hat einen Flächeninhalt von 25,046,6 qkm (454,9 QM.). Es ist eine an Naturschönheiten reiche Hügellandschaft, welche viele kleinere Seen enthält und vom Angermanelf und Indalself durchflossen wird. Auf Acker- und Gartenland entfallen nur 2,5 Proz., auf die Waldungen dagegen 73,9 Proz. des Areals. Die Bevölkerung betrug 1888: 193,868 Seelen, welche sich