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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Willigis; Willis; Willisen; Willkomm

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Willigis - Willkomm.

Willigis (Willegis), Erzbischof von Mainz, geboren zu Schöningen im Braunschweigischen von freien Eltern niedern Standes, ward für den geistlichen Stand erzogen, von Otto I. in seine Kanzlei aufgenommen und 975 von Otto II. zum Erzbischof von Mainz und Erzkanzler für Deutschland erhoben. Seiner umsichtigen und hingebenden Thätigkeit war es zu danken, daß die Krone dem jungen König Otto III. gegen die Ränke Heinrichs des Zänkers erhalten und Theophano 984 zur Vormünderin und Reichsverweserin erwählt wurde, und er übte auf die Reichsverwaltung unter Theophano und Adelheid einen maßgebenden Einfluß. Auch bei Kaiser Heinrich II., dessen Anerkennung als König er 1002 eifrig unterstützte, und den er krönte, stand er in hohem Ansehen. Er begann den Bau des Mainzer Doms, baute die Brücken bei Aschaffenburg über den Main und bei Bingen über die Nahe, stellte zerstörte Klöster wieder her, belebte Kunst und Wissenschaft und that viel für Schulen. Er starb 23. Febr. 1011. Von ihm soll nach einer Sage das Rad im Mainzer Wappen herrühren, indem er, als die Mainzer Domherren, um ihn als eines Wagners Sohn zu beschimpfen, ein Wagenrad an seine Thür malten und darunter schrieben: »Willigis, Willigis! Gedenk, woher du kommen bist!« dies Rad in sein Wappen aufnahm. Vgl. Offenbeck, De Willegisi vita (Münst. 1859); Euler, W. in den ersten Jahren seines Wirkens (Naumb. 1860).

Willis, s. Vampir.

Willis, Nathaniel Parker, amerikan. Dichter und Schriftsteller, geb. 20. Jan. 1806 zu Portland in Maine, studierte im Yale College zu Newhaven, wo er seine erste Gedichtsammlung: »Scripture sketches« (1823), herausgab, die vielen Beifall fand, gründete 1828 das »American Monthly Magazine«, welches später den Namen »New York Mirror« erhielt, und schrieb eine Sammlung Erzählungen unter dem Titel: »The legendary« (1828). Seit 1831 abwechselnd in Amerika und in England weilend, veröffentlichte er seitdem: »Pencillings by the way in Europe« (1835) und »Inklings of adventure« (1836), die Reiseskizzen: »Loiterings of travel« (1839, 2 Bde.) und »Letters from under a bridge« (1840) und schrieb die Trauerspiele: »Bianca Visconti« und »Tortesa the usurer«, die auf den amerikanischen Bühnen Glück machten; auch veranstaltete er eine illustrierte Ausgabe seiner Gedichte (1840). In den nächsten Jahren folgten: »Dashes at life with a free pencil« (1845), »People I have met« (1850) und »Sketches of scenery, celebrities and society« (1851), Werke, die sich alle großer Anerkennung erfreuten. Mit Morris hatte er 1846 das Litteraturblatt »Home Journal« gegründet. Weitere Reisefrüchte sind: »A summer cruize in the Mediterranean« (1852); »A health-trip to the Tropics« (1853); »Famous persons and places« (1854); »Out-doors at Idlewild« (1854) und »Death of E. A. Poe« (1864). W. ist namentlich als Sittenschilderer ausgezeichnet; er verbindet Einbildungskraft, Witz und Auffassungstalent mit Reinheit und Schönheit der Sprache. Er starb 20. Jan. 1867 bei Cornwall am Hudson (New York). Eine neue Ausgabe seiner »Poetical works« erschien 1869. Seine Biographie schrieb Beers (Boston 1885).

Willisen, 1) Wilhelm von, preuß. General, geb. 30. April 1790 zu Staßfurt, diente während des Feldzugs von 1806 als Junker in einem Infanterieregiment, studierte nach dem Tilsiter Frieden einige Jahre in Halle, schloß sich 1809 einem österreichischen Freikorps an, mit welchem er in Tirol und Italien focht, und trat 1811 wieder in das preußische Heer ein. Während der Feldzüge von 1813 und 1814 diente er als Generalstabsoffizier in der schlesischen Armee, 1815 als Hauptmann im Generalstab Blüchers. Später dem Großen Generalstab zugeteilt, übernahm er an der Kriegsschule zu Berlin den Unterricht in der Kriegskunst und Kriegsgeschichte. 1840 wurde er Oberst und Chef des Generalstabs des 5. Armeekorps in Posen und 1843 Generalmajor und Kommandeur einer Brigade in Breslau. Ende März 1848 vom König zum Bevollmächtigten für Posen ernannt, um die beabsichtigte Reorganisation des Großherzogtums durchzuführen, konnte er weder dem Blutvergießen Einhalt thun, noch sich das Vertrauen der Parteien erwerben und zog sich durch seine erfolglose Nachgiebigkeit gegen die Polen die Mißgunst der Deutschen und die Ungnade des Hofs zu. Er ging deshalb mit Urlaub nach Paris, im Winter 1848 nach Italien und wohnte dem Feldzug der Österreicher gegen Sardinien bei. Sein Werk »Der italienische Feldzug des Jahrs 1848«, welches den 3. Band seiner »Theorie des großen Kriegs« (2. Aufl., Berl. 1868, 4 Bde.) bildet, ist auf die hier gesammelten Erfahrungen gegründet. Als er sich bei den großen Beförderungen 1849 übergangen sah, kam er um seinen Abschied ein, der ihm mit dem Titel als Generalleutnant bewilligt wurde. Von der Statthalterschaft an die Stelle Bonins nach Schleswig-Holstein berufen, trat er im April 1850 als Oberbefehlshaber an die Spitze der schleswig-holsteinischen Armee. Seine Operationen waren jedoch unglücklich und endigten mit der Niederlage bei Idstedt und dem fehlgeschlagenen Angriff auf Friedrichstadt. Deshalb legte er das Kommando nieder, lebte einige Jahre in Paris, dann in Schlesien, endlich in Dessau, wo er 25. Febr. 1879 starb. Er schrieb noch: »Akten und Bemerkungen über meine Sendung nach dem Großherzogtum Posen im Frühjahr 1848« (Kiel 1850).

2) Georg Gustav, Freiherr von, preuß. General, geb. 19. Okt. 1819, trat 1837 in ein Kürassierregiment, ward früh in den Generalstab berufen, zeichnete sich als Kommandeur des 3. Dragonerregiments 1866 und 1870/71 aus, machte sich als Brigade- und Kavalleriedivisions-Kommandeur um die Ausbildung der Reiterei verdient und starb 24. Juli 1886 als Gouverneur von Berlin.

Willkomm (franz. vidrecome), großer, cylindrischer Pokal aus Glas oder vergoldetem Silber, meist mit Deckel versehen, welcher seit der Mitte des 16. Jahrh. bei festlichen Gelegenheiten zum Begrüßungs- oder Umtrunk benutzt wurde.

Willkomm, 1) Ernst, Romanschriftsteller, geb. 10. Febr. 1810 zu Herwigsdorf bei Zittau, studierte die Rechte, dann Philosophie in Leipzig und lebte seitdem daselbst, später in Lübeck und Hamburg in freier litterarischer Thätigkeit. Er starb 24. Mai 1886 in Zittau. W. folgte als Journalist und Romanschriftsteller zuerst den Bahnen des Jungen Deutschland. Seine Romane: »Die Europamüden« (Leipz. 1838), »Lord Byron« (das. 1839, 3 Bde.), »Eisen, Gold und Geist« (das. 1843) und »Die Nachtmahlsbrüder in Rom« (das. 1847, 3 Bde.) waren prätentiös und wüst. Zu reinerer Wirkung erhob sich sein Talent in den volkstümlich sittenschildernden und sagenhaften Erzählungen: »Grenzer, Narren und Lotsen« (Leipz. 1842), den »Sagen und Märchen der Oberlausitz« (Hannov. 1845), in manchen Einzelerzählungen und dem trefflichen Sittenroman »Die Familie Ammer« (Frankf. 1855). Rasche Vielproduktion hemmte die künstlerische Entwickelung seines Talents. Unter seinen zahlreichen spätern Romanen und Novellen sind