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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Windorgel – Windschirme

Repräsentantenhaus schon Ende Aug. 1893 die Aufhebung genehmigt hatte, wurde sie Ende Okt. 1893 auch vom Senat beschlossen.

Windorgel (Organum pneumaticum), bei den Alten ein Orgelwerk, bei welchem der Gebrauch von Wasser ausgeschlossen war (s. Orgel).

Windpfeifen, die in der Formerei (s. d.) bei den Gußformen angebrachten Pfeifen (s. d.) zum Herauslassen der Luft.

Windpocken, s. Varicellen.

Windprotest, auch Abwesenheits-, Platz-, Wandprotest, der Wechselprotest, bei dem der Protestbeamte die Person, gegen welche protestiert werden soll, in dem Geschäftslokal oder in der Wohnung nicht antrifft, sei es, weil sie abwesend oder krank, sei es, weil das noch bestehende Geschäftslokal oder die Wohnung geschlossen ist. Das Protestbegehren kann dann nicht an die Person gerichtet werden und wird insofern nur auf dem Platz, an die Wand, in den Wind erhoben. Auch der Perquisitionsprotest (s. Perquisition) wird deshalb W. genannt.

Windräder, s. Windmotoren.

Windrehe, s. Rehe.

Windrispe, s. Dachstuhl.

Windröhren, s. Eishöhlen.

Windröschen, Pflanzengattung, s. Anemone.

Windrose, die bei allen Schiffskompassen (s. Kompaß) angebrachte, den Horizont vorstellende Scheibe, die durch 32 vom Mittelpunkte nach dem Umkreise gezogene, gleichweit voneinander abstehende Radien die Lage der Himmels- oder Weltgegenden anschaulich macht. Die W. bildet einen Stern mit 32 Strahlen oder Strichen und hat eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Rose, von der sie den Namen führt (s. Tafel: Nautische Instrumente und Sturmsignale, Fig. 2). Sie ist auf der Magnetnadel befestigt, und gewöhnlich wird diejenige Spitze des Sterns, die Nord angeben soll, durch einen Pfeil oder eine Lilie unterschieden und jede der übrigen Hauptlinien durch den hinzugeschriebenen Namen der betreffenden Himmelsgegend bezeichnet. Die vier Gegenden Nord, Süd, Ost und West, die die Scheibe in Quadranten teilen, heißen Hauptgegenden oder Kardinalpunkte. Durch den ersten Meteorologenkongreß zu Wien (1873) wurde die Einführung der engl. Bezeichnungen im internationalen Gebrauch beschlossen, also N = Nord, S = Süd, E = Ost, W = West. Jede der vier Hauptgegenden wird in zwei gleiche Teile geteilt und die Benennung derselben aus den Namen der beiden Hauptgegenden, zwischen welche sie fallen, zusammengesetzt, doch so, daß Nord und Süd allezeit vorangehen. So erhält man vier erste Nebengegenden, Interkardinalpunkte genannt: Nord-West, Nord-Ost, Süd-West und Süd-Ost. Diese acht Gegenden werden nun wieder halbiert, und es entstehen dann acht neue Nebengegenden: Süd-Süd-West, West-Süd West, West-Nord-West, Nord-Nord-West, Nord-Nord-Ost, Ost-Nord-Ost, Ost-Süd-Ost und Süd-Süd-Ost. Die Zwischenräume dieser 16 Weltgegenden werden endlich nochmals geteilt, wodurch 16 andere Nebengegenden entstehen, die so bezeichnet werden, daß man für die den Kardinalpunkten zu beiden Seiten zunächst liegenden den Namen des betreffenden Kardinalpunktes voranstellt und mit dem Kardinalpunkte, nach welchem sie hingerichtet sind, durch das Wörtchen «zum» verbindet. So z. B. heißt der erste Strich, der rechts von «Nord» liegt, Nord zum Ost, links davon Nord zum West; analog giebt es Ost zum Süd und Ost zum Nord, Süd zum West und Süd zum Ost, West zum Nord und West zum Süd. Die letzten acht Striche werden ähnlich benannt, d. h. Nordost zum Ost und Nordost zum Nord, Südost zum Süd und Südost zum Ost, Südwest zum West und Südwest zum Süd und endlich Nordwest zum Nord und Nordwest zum West. Am äußersten Rande der W. ist die Einteilung in 360 Grade verzeichnet, so daß 11¼ Grad auf jeden der 32 Striche kommen. Willkürlicher sind die Bezeichnungen der ¼ und ½ Striche. Man sagt z. B. Westnordwest ½ West, aber Nordwest zum West ½ West; ebenso Nord zum Ost ¾ Ost, aber Nordnordost ¾ Ost u. s. w. in analoger Weise.

Windruten, Teil der Windräder (s. Windmotoren).

Windsack oder Windsegel, auf Schiffen ein langer Schlauch aus Segeltuch von etwa 3 bis 4 m Umfang, der mit einem nach Art eines Segels ausgespannten offenen Kopf versehen ist. Der Kopf wird so gestellt, daß der Wind in die durch die Luken in das Schifssinnere hinabgelassenen Schläuche hindurchstreichen und die Schiffsräume ventilieren kann.

Windsägemühlen, eine Art der Sägemühlen (s. d. und Sägemaschinen).

Windsbach, Stadt im Bezirksamt Ansbach des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, links an der Fränkischen Rezat und der Nebenlinie Wicklesgreuth-W. (11,9 km) der Bayr. Staatsbahnen, hat (1895) 1623 E., davon 50 Katholiken und 85 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, evang. Kirche, Gottesackerkirche, Pfarrwaisenhaus; Hopfenhandel.

Windscheid, Bernh. Jos. Hubert, Jurist, geb. 26. Juni 1817 zu Düsseldorf, studierte zu Bonn und Berlin die Rechte. Nachdem er von Herbst 1837 an beim Landgericht zu Düsseldorf als Auskultator beschäftigt gewesen war, habilitierte er sich 1840 zu Bonn, wo er, seit 1847 als außerord. Professor, über röm. und franz. Recht las. In demselben Jahre wurde W. in Basel ord. Professor des röm. Rechts, 1852 zu Greifswald, 1857 zu München, 1871 zu Heidelberg (als Nachfolger Vangerows), 1874 zu Leipzig; 1890 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt. W. starb daselbst 26. Okt. 1892. 1874 wurde er Mitglied der vom Bundesrat eingesetzten Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs, schied aber 1883 wieder aus. Seine Hauptschriften sind: «Zur Lehre des Code Napoléon von der Ungültigkeit der Rechtsgeschäfte» (Düsseld. 1847), «Die Lehre des röm. Rechts von der Voraussetzung» (ebd. 1850), «Die Actio des röm. Civilrechts vom Standpunkt des heutigen Rechts» lebd. 1856), «Lehrbuch des Pandektenrechts» (3 Bde., Düsseld. 1862‒67; 7. Aufl., Frankf. a. M. 1801), «Karl Georg von Wächter» (Lpz. 1880), «Die indirekte Vermögensleistung» (ebd. 1892). – Vgl. Kuntze, Ihering. Windscheid. Brinz (Lpz. 1893); Eck, Bernhard W. und R. von Ihering (Berl. 1893).

Windschirme, im engern Sinne die zaunartige Umgrenzung der Lagerstellen der Fußtruppen im Biwak (s. d.), im weitern Sinne die Lagerstelle selbst. An der Außenseite der meist halbkreisförmig angelegten Lagerstelle werden mit etwa 1 m Abstand Pfähle schräg in die Erde geschlagen und mit Strohseilen (Stricken) oder Ruten verbunden: gegen die so gebildete Wand lehnt man eine dünne Schicht Stroh, Strauch oder Schilf und hält dieselbe unten durch herangeschüttete Erde, oben durch ein Strohseil fest. Der Umfang des Windschirme richtet sich nach der