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                    Abbas Pascha - Abbeokuta.
                
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abbas Mirza'
                    die Türken, ging ohne Kriegserklärung über die Grenze und belagerte Bajesid; einer seiner Generale drang sogar bis Diarbekr vor und 
                    machte große Beute. Doch gingen die Eroberungen bald wieder verloren. A. selbst ergab sich dem Trunk und regierte ganz nach 
                    Willkür, wie seine Vorgänger. Das Räuberunwesen unterdrückte er zwar mit Strenge, aber die Justiz war verkäuflich, die 
                    Statthalter- und Beamtenstellen wurden den Meistbietenden überlassen. Grenzstreitigkeiten führten zu wiederholten Kriegen mit 
                    Rußland, in denen A. mehr durch persönliche Tapferkeit als durch Feldherrntalente glänzte. Als der Friede von Turkmantschai 
                    (22. Febr. 1828) diese für Persien unheilvollen Unternehmungen abschloß, erhielt A. von der Königlichen Asiatischen Gesellschaft 
                    zu London das Diplom als Ehrenmitglied. 1831 und 1832 bekämpfte er die Kurdenhäuptlinge von Chorasan, wodurch er sich aufs 
                    neue beliebt machte. Bevor er jedoch die Eroberung von Herat vollenden konnte, starb er im Dezember 1833 in Meschhed an 
                    einer Epidemie. Er hinterließ 24 Söhne und 26 Töchter. Sein ältester Sohn, Mohammed Mirza, bestieg 1834 den Thron von Persien.
                
                    Abbas Pascha, Vizekönig von Ägypten, Sohn Tussum Paschas, Enkel Mehemed Alis, geb. 1813 zu Dschiddah 
                    in Hidschas und in Kairo erzogen, erhielt, 15 Jahre alt, den Posten eines Provinzialinspektors, den er drei Jahre verwaltete, 
                    bekleidete dann verschiedene hohe Verwaltungsämter, ward Generalinspektor der Provinzen und bald darauf erster Minister und 
                    Präsident des Rats von Kairo. Auf diesem Posten, den er acht Jahre lang bekleidete, gewann er die allgemeine Achtung sowohl der 
                    Eingebornen als auch der europäischen Konsuln. Im Krieg von 1841 in Syrien befehligte er eine Division der ägyptischen Armee. 
                    Er ward von Mehemed Ali, als dieser 1848 in Krankheit verfiel, zu seinem Stellvertreter eingesetzt, aber von seinem Oheim 
                    Ibrahim Pascha, der sich mit Zustimmung der Pforte der Regierung bemächtigte, wieder verdrängt. Der Tod Ibrahims (10. Nov. 1848) 
                    rief ihn nach Ägypten zurück. Von den ausländischen Konsuln als legitimer Thronfolger anerkannt, wurde er in Konstantinopel im 
                    November 1848 von dem Sultan mit der Würde des Vizekönigs von Ägypten belehnt. Doch zeigte es sich bald, daß er engherzig bigott, 
                    träge und wollüstig war und die Fremden und ihre Zivilisation haßte. Er stellte die Arbeiten seiner Vorgänger ein, verminderte 
                    Heer und Flotte und schaffte die Kopfsteuer ab; jedoch bedrückte er das Land durch Beschränkung des Handels und Verkehrs und 
                    durch Erpressungen. Beim Ausbruch des Kriegs gegen Rußland 1854 stellte er der Pforte 15,000 Mann Landtruppen und seine Flotte 
                    zur Verfügung. A. ward am Morgen des 13. Juli 1854 auf einem Diwan in einem Salon seines Palastes Benha el Assel tot gefunden, 
                    wahrscheinlich aus Privatrache ermordet. Sein Nachfolger war Said Pascha, ein jüngerer Sohn Mehemed Alis.
                
 
                    Abbāte (ital.), s. v. w. Abt, Abbé.
                
 
                    Abbāte, Niccolò dell', ital. Maler, geb. 1512 zu Modena, bildete 
                    sich nach Correggio, Parmeggianino und Giulio Romano, war vorzugsweise als Freskomaler in seiner Vaterstadt (Schloß Scandiano) 
                    und im Gebiet von Bologna thätig; jedoch hat sich von seinen Malereien nur wenig erhalten. Ein für San Pietro in Modena gemaltes 
                    Altarbild: Marter der Apostel Petrus und Paulus (Galerie zu Dresden), zeigt ganz den Einfluß Correggios. Im J. 1552 wurde 
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                    er von Primaticcio nach Fontainebleau berufen, wo er bis zu seinem Tod (1571) mit jenem an der Ausschmückung des Schlosses 
                    mit (meist untergegangenen) mythologischen Darstellungen arbeitete.
                
 
                    Abbau (auch Ausbau), die Errichtung neuer Bauernhöfe, mit Abbruch 
                    der alten, auf separierten und zusammengelegten Grundstücken sowie die Anlage von neuen Vorwerken auf größern Gütern. 
                    Über Vorteile und Nachteile des Abbaus und Ausbaus vgl. Hofsystem und 
                    Zerschlagung der Grundstücke. - Über Abbau im 
                    Bergbau s. d. Abgebaut heißt eine Grube, wenn der Erzgehalt erschöpft ist, 
                    oder der weitere Bau wegen entgegenstehender Schwierigkeiten aufgegeben wird.
                
 
                    Abbazia, Ortschaft in der österreich. Bezirkshauptmannschaft Volosca 
                    (Istrien), in neuester Zeit als Kurort bekannt geworden, in schöner Lage am Quarnerobusen des Adriatischen Meers, mit südlicher 
                    Vegetation (schöne Lorbeerwälder), mildem Klima, Seebad, neuem Hotel der Südbahn und (1884) 360 Einw.
                    Vgl. Radics, A. (Wien 1884); 
                    Noë, Tagebuch aus A. (Teschen 1884).
                
 
                    Abbé (franz.), ursprünglich s. v. w. Abt. Auf Grund eines zwischen Papst Leo X. und dem König Franz I. 
                    von Frankreich abgeschlossenen Kontrakts stand den Königen von Frankreich das Recht zu, 225 Abbés commendataires für fast alle 
                    französischen Abteien zu ernennen. Seit Mitte des 16. Jahrh. führten den Titel A. überhaupt junge Geistliche mit oder ohne 
                    geistliche Weihen. Ihre Kleidung bestand in einem schwarzen oder dunkelvioletten Gewand mit kleinem Kragen, und ihr Haar war in 
                    eine runde Haarlocke geordnet. Da von diesen nur wenige zum Besitz einer Abtei gelangen konnten, so fungierten einige als 
                    Hauslehrer, Gewissensräte etc. in angesehenen Familien, andre widmeten sich der Schriftstellerei. Erst mit der Revolution 
                    verschwanden sie aus der Gesellschaft. Vielfach wendet man den Titel A. (ital. Abbate) noch in Briefen an junge Geistliche an.
                
 
                    Abbé *** (Abbé Trois-Étoiles), der pseudonyme Verfasser mehrerer 
                    antiklerikaler französischer Romane, welche in den 60er Jahren einiges Aufsehen erregt haben, und von denen 
                    "Le Maudit" (1863) und "La Religieuse" (1864) die 
                    bemerkenswertesten sind. Die Autorschaft dieser Romane wurde in den Pariser litterarischen Kreisen bald 
                    Louis Ulbach, bald dem Abbé Michon und bald 
                    Ferdinand Fabre zugeschrieben, von allen dreien aber mehr oder weniger entschieden verleugnet.
                
 
                    Abbeokuta, Hauptstadt der Egba im Reiche Joruba in Westafrika, am schiffbaren Ogun, 89 km nördlich vom 
                    Hafenplatz Lagos an der Guineaküste. Der über 100,000 Einw. zählende Ort dehnt sich zu beiden Seiten des Ogun aus; er ist 
                    von einer 2 m hohen, ca. 20 km langen Erdmauer umgeben, durch welche fünf Thore führen, und besteht eigentlich aus einem 
                    Komplex mehrerer schmutziger Ortschaften mit viereckigen, strohgedeckten Negerhütten. Als hervorragendes Gebäude kann nur die 
                    hölzerne christliche Kirche gelten. Es besteht oder bestand eine Zeitung, die in der Egbasprache von den Zöglingen der 
                    Missionsschulen gedruckt wurde. Sehr lebhaft ist der Handel mit Palmöl, das auf dem Ogun nach Lagos verschifft wird, von wo 
                    dagegen alle europäischen Industrieprodukte eingeführt werden. - 
                    Der zu A. gehörige Distrikt, das sogen. Königreich A., ist nur klein. An der Spitze steht 
                    ein Alake oder Häuptling, in gewisser Beziehung ein konstitutioneller Monarch, neben dem die Ältesten und die vom Volk erwählten 
                    Ogboni Einfluß auf die Regierungsgeschäfte und Steuererhebung
                
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 17.