Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abdampfen'
Wesentlich beschleunigt wird die Verdunstung in einem solchen Apparat, wenn man die Luft unter der Glocke mit Hilfe
einer Luftpumpe möglichst stark verdünnt. Diese Methode der Verdunstung wendet man besonders an, wenn der gelöste
Körper Temperaturerhöhung nicht verträgt oder durch den Sauerstoff der Luft verändert wird.
Figur 2: Bootpfanne.
Weitaus in den meisten Fällen verdampft man Lösungen unter
Anwendung erhöhter Temperatur. Man erhitzt sie in offenen Pfannen oder Kesseln zum
Kochen und heizt mit Spiritus, Petroleum, Gas, Holz, Kohle etc. unter dem Gefäß (Verdampfen mit Unterfeuer).
Eine für viele Zwecke geeignete Konstruktion dieser Abdampfvorrichtungen, die Bootpfanne, zeigt Fig. 2.
Sehr große Vorzüge bietet aber die Heizung mit Dampf, den man entweder in einen Mantel leitet, welcher den untern Teil der
Pfanne umgibt, oder in ein Schlangenrohr, welches in die Pfanne gelegt wird. Letztere Einrichtung ist nur anwendbar, wo nicht zu
häufige Reinigung des Abdampfgefäßes in Frage kommt, und wo keine Ausscheidungen während des Verdampfens erfolgen.
Wetzels Verdampfpfanne (Fig. 3) besteht aus einer halbcylindrischen Pfanne mit
Dampfmantel, in welcher ein aus Dampfleitungsröhren gebildeter cylindrischer Körper rotiert, der in die zu verdampfende
Flüssigkeit eintaucht, zum größern Teil aber aus derselben hervorragt. Dieser Körper vergrößert die Oberfläche der
Flüssigkeit bedeutend, und auf den in der Luft befindlichen heißen Röhren findet eine sehr lebhafte Verdampfung statt.
Bei allen Verdampfpfannen muß man für gute Ableitung der Dämpfe sorgen, und vorteilhaft leitet man mit Hilfe eines
Ventilators einen starken Luftstrom, besonders von erhitzter Luft, über oder durch die Flüssigkeit. Wo die
Berührung mit den heißen Feuerungsgasen und eine Verunreinigung durch Asche nicht nachteilig sind, können
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Figur 4: Vakuumapparat.
Figur 3: Wetzels Verdampfpfanne.
die Feuerungsgase direkt über die zu verdampfende Flüssigkeit hinweggeleitet werden (Verdampfen mit Oberfeuer).
Dies geschieht sowohl im Flammofen, dessen Sohle die Flüssigkeit aufnimmt, als beim A. in Pfannen, und um Verunreinigung der
Flüssigkeit zu vermeiden, wendet man Generatorgase an. Erträgt die zu verdampfende Flüssigkeit nicht die Siedetemperatur,
oder soll das Anbrennen oder Spritzen vermieden werden, so erhitzt man sie meist in Bädern, besonders im Wasser- oder
Dampfbad (s. Bad). Ganz allgemein beschleunigt man das
Verdampfen nicht siedender Flüssigkeiten durch Rühren, welches entweder mit der Hand oder
mittels eines Rührwerks ausgeführt wird.
Mit großem Vorteil verdampft man Flüssigkeiten, welche hohe Temperaturen oder die Einwirkung der Luft nicht ertragen, im
luftverdünnten Raum. Hierzu dienen Vakuumapparate, wie sie besonders in der Zuckerfabrikation
üblich sind. a (Fig. 4) ist eine sehr große, aus Kupferblech getriebene Hohlkugel mit dem Dom b und der Heizschlange c. Die
aus dem Apparat entweichenden Wasserdämpfe gelangen durch das Rohr d in den Kondensator, wo sie durch kaltes Wasser, welches aus dem
ringsum durchlöcherten Rohr e einspritzt, verdichtet werden. Das gesamte Wasser wird durch eine Luftpumpe, welche mit dem Rohr f in
Verbindung steht, fortgeschafft. Das Rohr g dient zur Füllung und h zur Entleerung des Apparats. Steigt bei zu lebhaftem Kochen die
Flüssigkeit in den Kondensator über, so sammelt sie sich an dem äußern Rohr und kann bei i abgelassen werden. Der aus einer
verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnde Dampf entweicht gewöhnlich in die Luft; Rillieux
schlug zuerst vor, diesen Dampf noch weiter zum Verdampfen andrer Flüssigkeiten zu benutzen. Er konstruierte einen Apparat aus
drei liegenden Cylindern, durch deren untere Hälfte, ähnlich wie bei Lokomotivkesseln, Siederöhren in großer Zahl hindurchgingen.
In die Siederöhren des ersten Cylinders wurde Dampf aus dem Dampfkessel geleitet, während der zweite und dritte Cylinder mit dem
aus der im ersten Cylinder verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnden Dampf geheizt wurden. Eine Luftpumpe stellte in der oben
angegebenen Weise ein Vakuum her, so daß der Siedepunkt der verdampfenden Flüssigkeit
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 21.