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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Abdampfen.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abdampfen'

Wesentlich beschleunigt wird die Verdunstung in einem solchen Apparat, wenn man die Luft unter der Glocke mit Hilfe einer Luftpumpe möglichst stark verdünnt. Diese Methode der Verdunstung wendet man besonders an, wenn der gelöste Körper Temperaturerhöhung nicht verträgt oder durch den Sauerstoff der Luft verändert wird.

Bootpfanne.
Figur 2: Bootpfanne.

Weitaus in den meisten Fällen verdampft man Lösungen unter Anwendung erhöhter Temperatur. Man erhitzt sie in offenen Pfannen oder Kesseln zum Kochen und heizt mit Spiritus, Petroleum, Gas, Holz, Kohle etc. unter dem Gefäß (Verdampfen mit Unterfeuer). Eine für viele Zwecke geeignete Konstruktion dieser Abdampfvorrichtungen, die Bootpfanne, zeigt Fig. 2. Sehr große Vorzüge bietet aber die Heizung mit Dampf, den man entweder in einen Mantel leitet, welcher den untern Teil der Pfanne umgibt, oder in ein Schlangenrohr, welches in die Pfanne gelegt wird. Letztere Einrichtung ist nur anwendbar, wo nicht zu häufige Reinigung des Abdampfgefäßes in Frage kommt, und wo keine Ausscheidungen während des Verdampfens erfolgen. Wetzels Verdampfpfanne (Fig. 3) besteht aus einer halbcylindrischen Pfanne mit Dampfmantel, in welcher ein aus Dampfleitungsröhren gebildeter cylindrischer Körper rotiert, der in die zu verdampfende Flüssigkeit eintaucht, zum größern Teil aber aus derselben hervorragt. Dieser Körper vergrößert die Oberfläche der Flüssigkeit bedeutend, und auf den in der Luft befindlichen heißen Röhren findet eine sehr lebhafte Verdampfung statt. Bei allen Verdampfpfannen muß man für gute Ableitung der Dämpfe sorgen, und vorteilhaft leitet man mit Hilfe eines Ventilators einen starken Luftstrom, besonders von erhitzter Luft, über oder durch die Flüssigkeit. Wo die Berührung mit den heißen Feuerungsgasen und eine Verunreinigung durch Asche nicht nachteilig sind, können ↔

Vakuumapparat.
Figur 4: Vakuumapparat.

Wetzels Verdampfpfanne.
Figur 3: Wetzels Verdampfpfanne.

die Feuerungsgase direkt über die zu verdampfende Flüssigkeit hinweggeleitet werden (Verdampfen mit Oberfeuer). Dies geschieht sowohl im Flammofen, dessen Sohle die Flüssigkeit aufnimmt, als beim A. in Pfannen, und um Verunreinigung der Flüssigkeit zu vermeiden, wendet man Generatorgase an. Erträgt die zu verdampfende Flüssigkeit nicht die Siedetemperatur, oder soll das Anbrennen oder Spritzen vermieden werden, so erhitzt man sie meist in Bädern, besonders im Wasser- oder Dampfbad (s. Bad). Ganz allgemein beschleunigt man das Verdampfen nicht siedender Flüssigkeiten durch Rühren, welches entweder mit der Hand oder mittels eines Rührwerks ausgeführt wird.

Mit großem Vorteil verdampft man Flüssigkeiten, welche hohe Temperaturen oder die Einwirkung der Luft nicht ertragen, im luftverdünnten Raum. Hierzu dienen Vakuumapparate, wie sie besonders in der Zuckerfabrikation üblich sind. a (Fig. 4) ist eine sehr große, aus Kupferblech getriebene Hohlkugel mit dem Dom b und der Heizschlange c. Die aus dem Apparat entweichenden Wasserdämpfe gelangen durch das Rohr d in den Kondensator, wo sie durch kaltes Wasser, welches aus dem ringsum durchlöcherten Rohr e einspritzt, verdichtet werden. Das gesamte Wasser wird durch eine Luftpumpe, welche mit dem Rohr f in Verbindung steht, fortgeschafft. Das Rohr g dient zur Füllung und h zur Entleerung des Apparats. Steigt bei zu lebhaftem Kochen die Flüssigkeit in den Kondensator über, so sammelt sie sich an dem äußern Rohr und kann bei i abgelassen werden. Der aus einer verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnde Dampf entweicht gewöhnlich in die Luft; Rillieux schlug zuerst vor, diesen Dampf noch weiter zum Verdampfen andrer Flüssigkeiten zu benutzen. Er konstruierte einen Apparat aus drei liegenden Cylindern, durch deren untere Hälfte, ähnlich wie bei Lokomotivkesseln, Siederöhren in großer Zahl hindurchgingen. In die Siederöhren des ersten Cylinders wurde Dampf aus dem Dampfkessel geleitet, während der zweite und dritte Cylinder mit dem aus der im ersten Cylinder verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnden Dampf geheizt wurden. Eine Luftpumpe stellte in der oben angegebenen Weise ein Vakuum her, so daß der Siedepunkt der verdampfenden Flüssigkeit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 21.