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Abcprozeß - Abdampfen.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abchasen'
Kaukasische Sprachen). Ein Alphabet fehlte ihnen; Lesen und Schreiben wird
erst seit der russischen Herrschaft gelehrt. Von den Fürsten sind einige in russische Dienste getreten, die Mehrzahl derselben
lebt von ihren Einkünften. Das Verhältnis der Bauern zu den Fürsten war zeitweise ein sehr hartes; seit 2. März 1870 ist die
Sklaverei durchgehends abgeschafft. Auch Verwaltung und Rechtspflege sind geregelt, und dem blutigen Streit, zu dem die Blutrache
sonst bei jeder Gelegenheit trieb, ist gesteuert. Die geringe Industrie liefert Waffen und grobe Webstoffe für den Hausbedarf.
Zur Ausfuhr gelangen Wein und Honig, namentlich aber Nutzhölzer (Buchsbaum- oder Palmenholz) aus den Wäldern des Landes.
Vgl. G. Raddes Reiseberichte in "Petermanns Geographischen Mitteilungen" (1866-68). - Abchasien war
als Nachbarland des schon im hohen Altertum berühmten Kolchis (Mingrelien) den alten Kulturvölkern nicht unbekannt. Im J. 550 n. Chr.
fand der christliche Glaube dort Eingang; die Byzantiner hatten einigen Verkehr mit Abchasien, die Mongolenchans dehnten ihre
Herrschaft bis hierher aus und verstärkten ihre Heere durch die Bewohner des Landes. Rußland trat in freundliche Beziehungen
zu Abchasien schon 1154 durch die Ehe des Großfürsten Isjalaf Mstislawitsch mit einer Fürstentochter der A. Seit dem 15. Jahrh.
unter türkischer Herrschaft, wurden die A. Mohammedaner. Abteilungen der A. stießen 1809 zu den Russen bei der Belagerung von
Poti. Die Erwerbung Abchasiens von seiten Rußlands beginnt mit dem Frieden von Adrianopel 1829. Eine Reihe russischer Posten
erstand längs des Meers; 1837-40 vollzog sich die Besitznahme des südlichen Abchasien. Allmählich wurden die russischen Stationen
gegen das Gebirge hin vorgerückt; in die Jahre 1839-42 fällt die Unterwerfung des nordwestlichen Abchasien vom Bsyb
(oberhalb Pizunda) an. Es dauerte jedoch bis 1864, ehe die Pazifizierung des Landes vollkommen war, und seitdem sind
viele A. nach der Türkei ausgewandert (s. oben). Sitz der Verwaltung ist Okum, im südlichen Teil Abchasiens, ein ärmlicher
Platz, und Zebeldinsk, am Kodorfluß, im mittlern Abchasien, eine kleine Festung, 477,5 m hoch gelegen.
Abcschützen, Spottname der im Gefolge der fahrenden Schüler (Vaganten, s. d.) des 14. und 15. Jahrh.
herumwandernden Schulknaben, die von jenen aufs Betteln und Stehlen (in der Burschensprache Schießen, daher Schütze) ausgeschickt zu werden pflegten.
Abd (arab. u. syr.), Sklave, Knecht, häufig in Zusammensetzung mit Eigennamen, z. B.
Abdallah, "Knecht Gottes", Abd el Kader, "Knecht des mächtigen Gottes", etc. Das hebräische Ebed wurde in gleicher Weise angewandt.
Abdachung, im allgemeinen die Abweichung einer Ebene von der horizontalen Lage; in der Geographie
Bezeichnung der Absenkung des Landes gegen das Meer hin oder des allmählichen Abnehmens der Bodenerhebung nach der Meeresküste zu.
Bedingend ist die A. gewöhnlich für die Hauptrichtung der größern Ströme, während die kleinen Bäche und Flüsse oft aufs mannigfaltigste
von derselben abweichen und sogar nicht selten einer entgegengesetzten Richtung folgen.
Abdallah (arab., "Knecht Gottes"), 1) Vater des Propheten Mohammed, Sohn Abd el Mottalibs,
geb. 545 zu Mekka, lebte daselbst als Kaufmann, starb 571 kurz nach der Geburt seines Sohns auf einer Handelsreise in Jathreb.
2) Sohn des Ali, Oheim der beiden ersten Kalifen aus dem Haus der Abbassiden, schlug den Kalifen
↔
Merwan II. 750 am Zab und ließ alle Sprößlinge des Hauses der Omejjaden auf grausame Weise umbringen. Als er
sich nach dem Tod seines Neffen Abul Abbas empörte und nach der Herrschaft strebte, ward er von Abu Moslem, dem
Feldherrn Abu Dschafar Almansurs, des Bruders des Verstorbenen, 754 bei Nisibis geschlagen und 755 ermordet.
3) A. ben Yasin, Araber im nordwestlichen Afrika, bekehrte im Verein mit Yahya,
Fürsten von Senhadsche, die dortigen arabischen Nomadenstämme, gewann den Ruf eines Heiligen und zahlreiche Anhänger,
die ihn als geistliches Oberhaupt anerkannten, und hinterließ seinem erwählten Nachfolger Abubekr ben Omar, dem
Gründer von Marokko und Ahnherrn der Dynastie der Almorawiden (s. d.), 1059 ein ansehnliches Reich.
Abd al Malik, fünfter Kalif der Omejjaden, Sohn Merwans, folgte diesem 685 auf dem Thron, hatte aber
viel mit Empörungen zu kämpfen, die er mit blutiger Energie unterdrückte. Er eroberte Kufa und Mekka wieder und dehnte die Macht
des Reichs nach Westen aus. Er ließ zuerst arabische Münzen prägen und machte die arabische Sprache zur Kanzleisprache. Er
begünstigte die Künste und dichtete selbst. A. starb 8. Okt. 705.

Figur 1: Abdampfen über Schwefelsäure.
Abdampfen (Verdampfen, Abrauchen,
Einengen, Verdunsten, Evaporieren),
die teilweise oder vollständige Verflüchtigung eines Lösungsmittels, um eine konzentriertem Lösung oder den gelösten Körper in fester
Form zu erhalten. Aus wässerigen Lösungen verdunstet das Wasser beim Stehen an freier Luft, der
Prozeß verläuft aber sehr langsam und um so langsamer, je kleiner die Oberfläche der Lösung, je feuchter die Luft, je niedriger die
Temperatur ist, und je unvollständiger die an der Oberfläche der Lösung gebildeten Wasserdämpfe durch Luftzug fortgeschafft werden.
Man gießt daher, um die Verdunstung möglichst zu beschleunigen, die Lösung in flache Gefäße (Schalen, Pfannen) oder breitet sie,
wie in den Salzgärten an der Küste, in welchen Meerwasser verdunstet, über noch sehr viel
größere Flächen aus. Man erbaut auch gegen den herrschenden Wind gerichtete Wände aus Dorngestrüpp
(Gradierwerke) und läßt die zu verdunstende Lösung über diese Wände herabrinnen. Indem die
Lösung hierbei alle Zweige befeuchtet, erhält sie eine sehr große Oberfläche, und der Wind, welcher die Wand durchweht, führt die
gebildeten Dämpfe sehr schnell fort. Soll eine Flüssigkeit im geschlossenen Raum, z. B. unter einer Glocke, verdunsten, so muß man
mit Hilfe eines Aspirators einen Luftstrom durch die Glocke saugen, und die Verdunstung wird in diesem Fall noch beschleunigt,
wenn man die Luft vor dem Eintritt in die Glocke über Chlorcalcium leitet, um sie zu trocknen. Man kann ab er auch eine
Flüssigkeit unter der Glocke verdunsten lassen, wenn man gleichzeitig eine Schale mit konzentrierter Schwefelsäure oder mit
geschmolzenem Chlorcalcium unter die Glocke stellt, so daß die gebildeten Dämpfe von den genannten hygroskopischen Substanzen
sofort absorbiert werden (Fig. 1).
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 20.