Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Achāt'
Achatmandeln meistens durchaus ihrer Bezeichnung; äußerlich sind sie gewöhnlich mit kieseliger
Grünerde bekleidet, dann folgen die verschiedenen Chalcedonlagen und im Innern drusiger Amethyst.
Sehr häufig umschließt die Mandel einen hohlen Drusenraum, worin noch Kalkspat, Zeolithe und andre
Mineralien zur Abscheidung gekommen sind. Bei Oberstein schmiegen sich alle Chalcedonlagen der
äußern Mandelform an, in den brasilischen Mandeln findet sich im Innern meist eine Schicht planparalleler,
horizontaler Lagen. Nicht selten werden beim Durchschleifen die Kanäle bloßgelegt, durch welche die
innere Masse oder vielmehr die Flüssigkeit, welche sie gelöst enthielt, in den Mandelraum eingedrungen
ist. Dieser ist also zuerst gebildet, und von außen nach innen fortschreitend sind die einzelnen
Lagen aus wässeriger Lösung abgeschieden, wobei das abgeschiedene Mineral nicht selten der nachdringenden
Flüssigkeit den Weg verstopfte und also im Innern ein Hohlraum übrigblieb. Vom Monte Tondo bei Vicenza
kannte schon Plinius die Chalcedonkugeln, durch deren durchscheinende Wände man im Innern Flüssigkeit
wahrnimmt. Als äußere Zufuhrkanäle muß man feine Gesteinsspalten annehmen, und der scharfe Rand an den
Mandeln deutet wohl unzweifelhaft auf solche Wege hin. Zuweilen bildet der A. auch die gangartige
Ausfüllung von Spalten in Melaphyr, Porphyr oder anderm Gestein. So findet sich ein vielstreifiger
Bandachat gangförmig bei Schlottwitz in Sachsen; an einer Stelle
ist die ältere Achatmasse dieses Ganges durch Querspaltung zertrümmert, und die Bruchstücke sind später
durch Amethyst wieder verkittet (Trümmerachat). Andre Benennungen,
wie Festungs-, Korallen-, Wolkenachat etc., beziehen sich auf den zufälligen Verlauf der Zeichnungen;
der Moosachat (Mockastein) enthält schwarze Mangandendriten; der
Regenbogenachat zeigt als Interferenzwirkung der dünnen Lagen
Newtonsche Farbenringe. S. Tafel "Mineralien" Fig. 12 u. 20.
Verwendung. Durch Färbung und Zeichnung ausgezeichnete Achate
wurden schon von den Alten zu geschnittenen Steinen verwendet. Gegenwärtig werden sie zwar minder
geschätzt, doch verarbeitet man sie noch zu Reibschalen, Glättsteinen, Kameen, Ringsteinen, Agraffen,
Armbändern, Rosenkränzen, Stockknöpfen, Messerstielen, Schussern (Klickern, jährlich in Oberstein 300,000
Stück) und zu vielen andern Kleinigkeiten. Hierbei macht man vielfach Gebrauch von der Möglichkeit, den
A. zu färben. Dieselbe beruht auf der verschiedenen Natur der
einzelnen Lagen des Steins, von denen die einen porös genug sind, um Flüssigkeiten aufzusaugen, die
andern nicht. So werden gegenwärtig die meisten Onyxe künstlich bereitet. Der A. wird in verdünnter
Honig- oder Zuckerlösung 2-3 Wochen erwärmt, dann aber in konzentrierter Schwefelsäure gekocht. Nachdem
er abgetrocknet ist, wird er geschliffen, einen Tag in Öl gelegt und endlich mit Kleie abgewaschen. Die
poröse Lage, in welcher der eingedrungene Honig durch die Schwefelsäure verkohlt worden ist, erscheint
je nach der Porosität grau, braun oder schwarz, die undurchdringliche weiße, kristallinische Schicht
noch heller und glänzender, und sind rote Streifen vorhanden, so zeigen sich auch diese in ihrer Färbung
erhöht. Durch verschiedene Chemikalien lassen sich beliebige Farben erzeugen, sobald der A. überhaupt nur
Flüssigkeiten aufsaugt. Vor der Verarbeitung wird der Stein oft gebrannt, um seine Farbe zu verändern,
und dann noch 1-2 Wochen in Schwefel- oder Salpetersäure gelegt. Das Färben aber wird meist erst an den
↔
geschliffenen Steinen vorgenommen, obwohl die Farbe tief in die Steinmasse eindringt und auch auf dem
Bruch mehr oder weniger deutlich hervortritt. Das Schleifen des Achats geschieht in den sogen. Achatmühlen
auf großen Schleifsteinen von Vogesensandstein, welche am äußern Umfang teils ebene Bahnen, teils Hohl-
und Rundkehlen haben, die von den Schleifern geschickt benutzt werden, um den Gegenständen verschiedene
Formen zu geben. Da der Arbeiter alle Kraft anwenden muß, um das zu schleifende Achatstück an den Stein
anzudrücken, so liegt er mit Brust und Leib auf einem niedern Schemel mit ausgestreckten und an starke
Querleisten angestemmten Beinen. Das Vertiefen von Schalen, Mörsern, Tassen etc. geschieht auf kleinen
Steinen von entsprechendem Durchmesser, das Polieren meist auf Walzen von hartem Holz, die mit feinem
feuchten Tripel oder Bolus bestrichen werden. Zum Bohren des Achats bedient man sich schnell rotierender
Stahlstifte mit Diamantstaub oder Diamantstückchen. In neuester Zeit wurden zum Schleifen auch besondere
Maschinen benutzt.
A. wird in vielen Hauptstädten Europas, zu Jekaterinburg am Ural, in Schlesien, Baden, Sachsen, Böhmen,
auch in China, Japan und Hinterindien zu Schmuckgegenständen etc. geschliffen, und in der Gegend von
Idar und Oberstein bildet die
Achatschleiferei eine fabrikmäßige Industrie, welche sich auf das Vorkommen des Achats in der dortigen
Gegend stützt, und deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen. Zu Anfang des 17. Jahrh. war sie bereits
zu ziemlicher Bedeutung herangewachsen; einen großen Aufschwung aber nahm sie in der zweiten Hälfte des
18. Jahrh., wo man anfing, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldeten Tombak zu fassen. Diese
Bijouterie fausse bildete sich namentlich in Oberstein aus und brachte später auch reine Metallwaren auf
den Markt. Nach 1813 entdeckte man die Farbenveränderung der Steine durch Brennen, und 1819 brachte ein
Idarer Handelsmann das von einem römischen Steinschneider erworbene Geheimnis des Schwarzfärbens in die
Heimat. Seitdem entwickelte sich die Färberei des Achats sehr schnell und wurde eine der Hauptursachen
des Aufblühens der Achatindustrie, welche nun auch fremdländische Steine, namentlich A. aus Uruguay,
verarbeitete. Seit 1834 kam dies Material nach Idar, und nun entwickelte sich die Achatindustrie in bisher
nicht gekannter Weise, besonders auch, da die reichlich aus Südamerika eintreffenden Onyxe das Aufblühen
der Steinschneidekunst in Paris und Idar veranlaßten. Man fertigt hauptsächlich Kameen, jetzt auch
Intaglien, zum Teil von hohem Kunstwert, und macht mit denselben große Geschäfte. Für Afrika werden aus
streifigem A. Amulette (Oliven, Turmringe etc.) gearbeitet. Die Zahl der Achatschleifereien beträgt
gegenwärtig 153, für welche 1400 Schleifer thätig sind.
Vgl. Lange, Die Halbedelsteine aus der Familie der Quarze und die Geschichte der Achatindustrie (Kreuznach 1868);
Nöggerath, Die Achatindustrie im oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld (Berl. 1877).